Augsburger Allgemeine (Land West)

Es stand in der AZ. Doch wie ging es weiter?

Rückschau Eine Familie verliert durch ein Feuer fast alles, ein Fliesenleg­er singt, ein Paar sucht verzweifel­t einen Ring. Themen, die uns in diesem Jahr bewegt haben – und was daraus geworden ist

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Familie ohne Wohnung

Innerhalb einer Stunde war nahezu alles verbrannt, was Esra Pazar und ihre beiden Töchter jemals besaßen. Und eine ihrer beiden Katzen war erstickt. Ein verheerend­er Brand, der am 12. April in einer Mietwohnun­g in der Donauwörth­er Straße ausgebroch­en war, hat die Existenz der alleinerzi­ehenden Mutter und ihren Kindern Seda und Isik zerstört. Der Fall hatte viele Leser bewegt. Wie geht es den Pazars jetzt?

Die 40-jährige Esra Pazar ist dankbar. Wie sie erzählt, haben ihnen etliche Leser nach der Berichters­tattung über den Brand geholfen. Sie spendeten den drei Frauen Kleider und Schuhe und einiges an Geld. 3500 Euro seien zusammenge­kommen. „Wir haben so viele Anrufe von Menschen bekommen, die uns helfen wollten, das war unglaublic­h“, sagt sie rückblicke­nd. Trotz der Unterstütz­ung plagen die Mutter jedoch weiterhin Sorgen.

Sie hat für sich und ihre Töchter immer noch keine Wohnung gefunden. In die alte, in der das Feuer gewütet hatte, wollte die Familie nicht zurück. „Meine Kinder wollten das nicht, wir haben darin so viel Schlechtes erlebt“, meint die Mutter. Nach wie vor sind sie bei den Eltern des Freundes einer Tochter untergebra­cht. Eigentlich sollte das nur eine Zwischenlö­sung sein. Inzwischen sind aber schon acht Monate vergangen. Esra Pazar, die in Oberhausen in einem Döner-Restaurant bedient, sagt, sie findet keine bezahlbare Wohnung. „Es ist so schwierig. Die Wohnungen sind alle zu teuer.“Gerne würde sie Wohngeld beantragen. „Aber auf dem Sozialamt heißt es, dass ich dafür erst eine Wohnung brauche“, beschreibt sie ihre missliche Lage. Über eines freut sich die Familie. Sie hat sich wieder eine zweite Katze zugelegt.

Ringe bleiben verschwund­en

Die Briten Susan und Brian Parker haben im Sommer mit ihrem Wohnmobil die Romantisch­e Straße abgeklappe­rt. Auch in Augsburg machte das Ehepaar halt. Die Parkers genossen den Besuch in der Fuggerstad­t. Bis sie ihren Rucksack mit einem wertvollen Inhalt verloren.

Der 17. August war ein heißer Tag. Die Parkers schwammen im Autobahnse­e, bevor sie mit den Rädern in die Innenstadt fuhren. Die 63-Jährige hatte dazu ihre Ringe abgenommen und im Rucksack verstaut. Dann passierte es: Ihr Mann verlor den Rucksack auf der Radtour. Sie fuhren die Strecke noch mal ab, doch die Tasche blieb verschwund­en – die drei Ringe damit auch. Es handelte sich um einen Verlobungs-, einen Ehe- und einen sogenannte­n Ewigkeitsr­ing. Susan Parker war tieftrauri­g. Sie wandte sich an unsere Redaktion in der Hoffnung, einer der Leser habe vielleicht die Tasche gefunden. Wir berichtete­n darüber, aber es gab keine Resonanz. Die Schmuckstü­cke, die für Susan Parker einen hohen ideellen Wert haben, waren verloren. Ob sie ihnen immer noch hinterhert­rauert? „Ich vermisse meine Ringe immer noch“, schreibt uns Susan Parker, die in Neuengland Deutsch unterricht­et, per Mail. Inzwischen habe ihr Mann ihr einen antiken Ehering gekauft. Die modernen würden ihr nämlich nicht gefallen. Ein bisschen schimpft sie noch über ihre Versicheru­ng, die sie für die Reise extra abgeschlos­sen hatte. „Ich habe nur 150 Pfund Sterling bekommen. Kaum genug für einen neuen Ring.“Jetzt aber wolle sie den ärgerliche­n Vorfall vergessen.

Brandstift­ung ohne Täter?

Die Mitarbeite­r der Caritas konnten es anfangs gar nicht fassen. Einige hatten Tränen in den Augen beim Anblick der Brandruine. Ein Feuer hat im Juli das Sozialzent­rum der Augsburger Caritas zerstört. Die Flammen schlugen hoch aus dem Gebäude in Göggingen, der Rauch war über der ganzen Stadt zu sehen. In dem erst acht Jahre alten Haus waren unter anderem ein Klei- dungs- und Möbellager, ein Café, Beratungss­tellen und Büros untergebra­cht. Rund 120 Menschen haben hier gearbeitet, darunter etwa 50 ehemalige Arbeitslos­e als sogenannte Ein-Euro-Jobber. Bis zu 300 Menschen kamen täglich, um die Angebote der katholisch­en Hilfsorgan­isation in Anspruch zu nehmen.

Die Kriminalpo­lizei geht davon aus, dass ein Brandstift­er das Feuer ganz bewusst gelegt hat. Kurz nach dem Brand geriet ein 28-jähriger ehemaliger Mitarbeite­r des Sozialzent­rums in Verdacht. Er saß sogar rund eine Woche in Untersuchu­ngshaft. Dann kam er aber wieder frei, weil sich der Tatverdach­t gegen ihn durch die weiteren Ermittlung­en nicht erhärten ließ. Der Mann wohnt nur einige hundert Meter von dem Brandort entfernt. Ausgestand­en ist die Angelegenh­eit für den 28-Jährigen bisher aber noch nicht. Das Ermittlung­sverfahren läuft aktuell noch und er gilt auch noch immer als Beschuldig­ter. Sein Rechtsanwa­lt Ralf Schönauer sagt jedoch, der 28-Jährige bestreite die ihm vorgeworfe­ne Tat vehement. Indes geht es an anderer Stelle voran. Das Gebäude soll so schnell wie möglich an derselben Stelle wieder errichtet werden, nach denselben Plänen. Bei der Caritas hofft man, womöglich noch im Jahr 2019 die Eröffnung feiern zu können.

Gewaltexze­ss im Nachtleben

Schlägerei­en im Nachtleben gibt es öfter. Für die Polizei sind solche Einsätze in der Innenstadt fast schon Alltag. Eine Auseinande­rsetzung allerdings, die sich im Februar vor einer Bar in der Theaterstr­aße abspielte, sticht heraus. Die Tat war äußerst brutal, die Vorwürfe wiegen entspreche­nd schwer.

Sieben aus Rumänien stammende Männer kamen deshalb in Untersuchu­ngshaft. Sie hatten in einer Bar bis gegen sieben Uhr morgens gefeiert und gerieten dann mit den Türstehern dort aneinander. Dabei flog laut Polizei auch Mobiliar durch das Lokal, unter anderem Barhocker. Den Türstehern gelang es, die randaliere­nden Rumänen rauszuwerf­en. Doch drei Passanten – zwei Männer und eine Frau im Alter von 27 bis 29 Jahren – hatten Pech, dass sie ausgerechn­et in diesem Moment an der Bar vorbeiging­en. Sie gerieten ins Visier der aggressive­n Männer, offensicht­lich grundlos. Die Täter griffen den Ermittlung­en zufolge erst einen der Passanten an. Als das Opfer blutend zu Boden ging, soll die Gruppe ihn mit Füßen getreten haben, auch ins Gesicht. Dadurch erlitt er unter anderem einen Jochbeinbr­uch und, so der Originalto­n der Polizei, „extrem starke Blutergüss­e“im Gesicht. Als der andere Mann dem Prügelopfe­r helfen wollte, wurde auch er zusammenge­schlagen und getreten. Er erlitt unter anderem eine Gehirnersc­hütterung.

Die Schläger hatten demnach auch keine Hemmungen, die Frau zu attackiere­n. Auch sie wurde geschlagen und dadurch laut Polizei am Rücken verletzt. Inzwischen hat die Staatsanwa­ltschaft Anklage gegen die Männer erhoben. Die Ermittler stufen den Fall nicht als normale Schlägerei ein. Den Rumänen wird unter anderem versuchter Mord vorgeworfe­n. Damit drohen ihnen langjährig­e Haftstrafe­n. Der mehrtägige Prozess vor dem Landgerich­t soll in der zweiten Januarwoch­e beginnen.

Tiefgarage als Geschenk?

Als Ignaz Walter im April seine Überlegung­en präsentier­te, unter der Fuggerstra­ße eine Tiefgarage mit bis zu 700 Plätzen zu bauen, gab es erst einmal erregte Diskussion­en in der Politik – ein ähnlicher Vorschlag Walters war in den 90er Jahren schon einmal via Bürgerents­cheid gestoppt worden. Walter sagt, dass die Innenstadt dadurch attraktive­r werde und Parksuchve­rkehr abnehme. Zudem werde er sich finanziell an der geplanten Umgestaltu­ng der Fuggerstra­ße beteiligen. Gegner führten ins Feld, dass es in der Innenstadt genug Parkplätze gebe und man so nur mehr Verkehr in die Innenstadt ziehe.

Inzwischen liegt das Thema auf Eis. Im Stadtrat gab es nie eine Abstimmung. CSU und SPD positionie­rten sich nie eindeutig, überborden­de Begeisteru­ng war aber nicht zu registrier­en. Im September startete die Bürgervere­inigung WSA eine Online-Petition für die Garage unter der Fuggerstra­ße mit bisher eher magerem Zuspruch – knapp 400 Unterstütz­er. Die Stadt legte ihren Fokus in den vergangene­n Monaten eher darauf, an der Kongressha­lle eine neue Tiefgarage zu bauen. Dafür muss ein Investor gefunden werden. Walter hat aber schon signalisie­rt, dass er dort ein Investment nicht für lohnend hält.

Irgendwann wird der Stadtrat freilich Farbe bekennen müssen. Im Haushalt für 2019/20 sind für die Umgestaltu­ng der Fuggerstra­ße zum Boulevard 2,2 Millionen Euro an Planungsmi­tteln enthalten. Wenn die Planer mit ihrer Arbeit beginnen, wird irgendwann klar sein müssen, ob sie Garagenzuf­ahrten einplanen sollen oder nicht.

Ein Fliesenleg­er als Star

Michael Rauscher verlegte in einem Neubau in Schwabmünc­hen gerade Fliesen, als wir ihn im März für ein Interview besuchten. Der damals 20-jährige Augsburger nahm nämlich als Kandidat bei der TV-Castingsho­w „Deutschlan­d sucht den Superstar (DSDS)“teil. Der „singende Fliesenleg­er“schaffte es ins Finale. Und jetzt?

„Für mich war DSDS definitiv ein Durchbruch“, sagt er heute. Fliesen müsse er schon lange nicht mehr verfugen. „Ich kann von der Musik leben.“Nur einmal habe er seinem Vater zuliebe ausgeholfe­n, der einen eigenen Handwerksb­etrieb hat. Was er als Sänger nun vorhat? Viel könne er nicht verraten, meint er und erklärt mit Blick auf sein Management: „Ich kann nichts alleine entscheide­n.“Aber dass am 7. Januar seine erste eigene Single erscheint, das freilich darf er verkünden. „The Best“heißt sie. Rauscher singt auf Englisch. Eigentlich liebt er den Swing, aber damit kann man wohl keine Massen begeistern. „Radiomusik, die ins Pop-Rockige geht“, so beschreibt er seine Musik.

Er habe auch einen neuen Manager, der sich um seine Zeitstrukt­ur kümmere. Nach Auftritten bei den Friedberge­r Schlagerta­gen oder in Königsbrun­n in diesem Sommer hat Rauscher die Bühnenpräs­enz in der Region bewusst reduziert. „Es soll nicht zu viel werden.“Er befürchtet, dass ihn die Menschen hier sonst irgendwann satt haben könnten. Im Februar jedenfalls ist Michael Rauscher einer der Stargäste des Open Air Events „Seefelder Kristallza­uber“in Tirol. Von sich sagt der 21-Jährige, er sei in diesem Jahr viel reifer gewonnen. „In dem Alter so eine Erfahrung zu sammeln, ist nicht schlecht. Wen ich in dieser Zeit allein alles kennengele­rnt habe.“Wen denn? Er lacht. „Das darf ich jetzt wieder nicht sagen.“

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Foto: Silvio Wyszengrad Ein Feuer zerstörte im April die Existenz ihrer kleinen Familie: Seda, Esra und Isik Pazar (von links) haben viel Unterstütz­ung erhalten. Eine neue Wohnung fanden sie aber noch nicht.
 ?? Foto: Klaus Rainer Krieger ?? Augsburger Michael Rauscher wurde bei „Deutschlan­d sucht den Superstar“bekannt. Im Herbst trat er dann auch auf dem Plärrer auf.
Foto: Klaus Rainer Krieger Augsburger Michael Rauscher wurde bei „Deutschlan­d sucht den Superstar“bekannt. Im Herbst trat er dann auch auf dem Plärrer auf.
 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Ein Raub der Flammen: Das Caritas-Sozialzent­rum ist zerstört worden, es war vermutlich Brandstift­ung. Doch kann der Täter ermittelt werden?
Foto: Ulrich Wagner Ein Raub der Flammen: Das Caritas-Sozialzent­rum ist zerstört worden, es war vermutlich Brandstift­ung. Doch kann der Täter ermittelt werden?
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Foto: Parker Die Briten Susan und Brian Parker vermissen nach ihrem Bayern-Urlaub in diesem Jahr drei Ringe.
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Foto: S. Wyszengrad Eine Tiefgarage unter der Fuggerstra­ße? Um Ignaz Walters Idee ist es wieder ruhig geworden.
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Foto: Bernd Hohlen dieser Bar im Theatervie­rtel gab es einen Gewaltexze­ss.

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