Augsburger Allgemeine (Land West)

Mein neuer bester Freund heißt Ryan

Wie ein Mann ein brüllendes Monster in ein friedliche­s Baby verwandelt

- VON TANJA WURSTER

Ich gestehe: Ich habe einen Freund! Optisch macht er zugegebene­rmaßen nicht allzu viel her, aber es kommt ja auf die inneren Werte an. Und die haben es in sich, vor allem seine Stimme.

Auch mein Sohn liebt sie und kann nicht genug von ihr bekommen. Das Beste: Sie wirkt einschläfe­rnd auf ihn. Jeden Tag gegen acht Uhr abends schlägt mein Freund in unserem Schlafzimm­er auf und zeigt, was er kann. Der Gute heißt Ryan, Ryan Adams und ist Amerikaner und Rock-Sänger. Übrigens nicht zu verwechsel­n mit Bryan Adams, sein wesentlich bekannter Fast-Namensvett­er. Kleine Anekdote am Rande: Die beiden haben sogar am gleichen Tag Geburtstag. Wie es dazu kam, dass neben Mann und Sohn ein weiteres männliches Wesen Platz in meinem Leben hat? Ich muss von vorne anfangen zu erzählen.

Schlafen ist doch so etwas Schönes! Sich müde hinlegen, in die Decke einkuschel­n, Augen schließen und ab geht’s in das Land der Träume. Ich liebe schlafen. Seit ich Mutter bin noch viel mehr… Umso erstaunter bin ich, mit wie wenig Schlaf man auskommen kann. An mir liegt es nicht, dass die Nächte gerade so schrecklic­h kurz sind (oder lang… wie man es eben betrachtet!), sondern mein Schlaf ist an den meines Babys gekoppelt. Nachts bilden wir eine Einheit – er findet’s schön, bei mir hält sich die Begeisteru­ng in Grenzen. Irgendwann stand fest: Mit den innigen Nächten muss Schluss sein. Einschlafs­tillen gibt es ab sofort nicht mehr! Stattdesse­n zog Ryan Adams bei uns ein. Es ist wirklich fasziniere­nd: Hört mein Kleiner die ersten Gitarrenak­korde auf Adams’ Album „Cold Roses“ist er wie ausgewechs­elt. Aus dem brüllenden kleinen Monster wird schlagarti­g ein ruhiges Baby, das mich mit seinen müden Augen anblinzelt. Und meist ist es bei Lied vier um ihn geschehen. Wenn Ryan singt „We dont’ choose what we see“, sehe ich ein schlafende­s Baby. Seine Äuglein schließen sich, sein knuddelige­r Körper entspannt sich und mein Kind gleitet in das Land der Träume. Schlaf, Kindlein, schlaf – einfach herrlich! Klappt immer, wirklich immer! Ich liebe Ryan – und meinen Mann natürlich auch.

Der weiß unsere Beziehung übrigens sehr zu schätzen. Was tut man nicht alles für eine zufriedene Frau und ein glückliche­s Kind! Von Eifersucht daher keine Spur. Das nenne ich mal Toleranz.

 ??  ?? Tanja Wurster, 34, ist freie Mitarbeite­rin der Landboten-Redaktion und lebt mit ihrer Familie in Augsburg.
Tanja Wurster, 34, ist freie Mitarbeite­rin der Landboten-Redaktion und lebt mit ihrer Familie in Augsburg.

Newspapers in German

Newspapers from Germany