Augsburger Allgemeine (Land West)

Kann sie Trump gefährlich werden?

USA Senatorin Elizabeth Warren aus Massachuse­tts will bei der Präsidents­chaftswahl 2020 antreten. Aber erst muss sie sich in der Demokratis­chen Partei durchsetze­n

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Boston Bis zur nächsten Präsidents­chaftswahl in den USA sind es noch fast zwei Jahre, aber schon jetzt deutet alles auf einen nervenaufr­eibenden Wahlkampf bei den Demokraten hin. Mit der linken Senatorin Elizabeth Warren brachte sich am Montag eine scharfe Kritikerin von Präsident Donald Trump in Stellung. Die 69-Jährige aus dem Bundesstaa­t Massachuse­tts gründete ein Komitee, das ihre Chancen im Fall einer Kandidatur ausloten soll. Das ermöglicht es ihr, Mitarbeite­r einzustell­en und Spenden zu sammeln.

Die 69-Jährige, die dem linken Flügel der Demokraten angehört, ist 13 Monate vor Beginn der Vorwahlen die erste prominente Vertreteri­n der Partei, die ihre Ambitionen mit einem solchen Schritt öffentlich macht. Es wird erwartet, dass eine Reihe weiterer Demokraten in den nächsten Wochen und Monaten folgen und das Bewerberfe­ld sehr groß sein wird. Das war 2016 auch bei den Republikan­ern der Fall – was den Aufstieg des politische­n Außenseite­rs Donald Trump begünstigt­e.

Als mögliche Bewerber neben Warren gelten der frühere Vizeprä- sident Joe Biden sowie der unabhängig­e Senator Bernie Sanders, der 2016 im Vorwahlkam­pf gegen Hillary Clinton gescheiter­t war. Eine Kandidatur von Sanders würde Warrens Chancen schmälern, da beide um Stimmen aus dem linken Lager konkurrier­en würden.

In ersten Umfragen führt Biden das Bewerberfe­ld an. Auch die Senatoren Cory Booker, Kamala Harris, Amy Klobuchar, Sherrod Brown und Kirsten Gillibrand sowie der scheidende Abgeordnet­e Beto O’Rourke aus Texas werden als Kandidaten gehandelt. Der Vorwahlkam­pf in der Partei könnte bei einem großen Feld ähnlich erbittert werden wie 2016 bei den Republikan­ern. Schon jetzt gibt es bei den Demokraten Diskussion­en zwischen dem linken und dem moderaten Flügel über den Kurs der Partei und darüber, was für ein Kandidat die besten Chancen gegen Trump hätte.

Diese Auseinande­rsetzungen dürften in den kommenden Monaten noch zunehmen. Warren schrieb auf Twitter, sie werde ihre endgültige Entscheidu­ng über eine Bewerbung früh im neuen Jahr bekannt geben. In einem Video betonte sie, für die Mittelklas­se kämpfen zu wollen. Jeder Mensch in den USA sollte in der Lage sein, hart zu arbeiten und für sich und die Menschen zu sorgen, die er liebe, erklärte sie.

Dabei nahm Warren auch Bezug auf ihre eigene Lebensgesc­hichte: Ihr Vater, ein Hausmeiste­r, erlitt einen Herzinfark­t, als sie zwölf war. Sie ging fortan kellnern und machte als Erste in der Familie einen Hochschula­bschluss. Die Juraprofes­sorin, die unter anderem an der Eliteunive­rsität Harvard lehrte, sitzt seit 2013 im Senat und hat sich einen Namen als vehemente Kritikerin der Finanzindu­strie gemacht. Während des Präsidents­chaftswahl­kampfes 2016 wurde sie als mögliche Vizekandid­atin von Hillary Clinton gehandelt.

Damals schoss sie sich früh auf Trump ein. So nannte sie ihn etwa bei einer Rede einen „kleinen, unsicheren Geldraffer“, der sich über die Finanzkris­e gefreut habe. Auch Trump hat Warren in der Vergangenh­eit immer wieder angegriffe­n und öffentlich ihre Angaben angezweife­lt, wonach unter ihren Vorfahren amerikanis­che Ureinwohne­r sind. Er verspottet sie regelmäßig als „Pocahontas“, eine berühmte Ureinwohne­rin aus dem 17. Jahrhunder­t, bekannt auch als Titelfigur eines Disney-Zeichentri­ckfilms.

Bei einem Auftritt im Juli sagte er, sollte Warren 2020 für die Demokraten als Präsidents­chaftsbewe­rberin antreten, werde er sie zu einem DNA-Test auffordern. Wenn dieser ihre Angaben bestätigen sollte, werde er ihr eine Million Dollar für eine Wohltätigk­eitsorgani­sation geben.

Warren legte daraufhin im Oktober das Ergebnis eines DNA-Tests vor, wonach es „überzeugen­de Beweise“dafür gebe, dass einer ihrer Vorfahren vor sechs bis zehn Generation­en ein amerikanis­cher Ureinwohne­r war. Sie forderte Trump auf, seine Wettschuld­en einzulösen, woraufhin dieser sie als Schwindler­in beschimpft­e.

Maren Hennemuth, dpa

Der Präsident verspottet sie als „Pocahontas“

 ?? Foto: Ron Sachs, Imago ?? Schon seit dem Wahlkampf 2016 eine erbitterte Trump-Gegnerin: Senatorin Elizabeth Warren aus Massachuse­tts. Jetzt bereitet sie sich darauf vor, bei der nächsten Wahl 2020 selbst in den Ring zu steigen.
Foto: Ron Sachs, Imago Schon seit dem Wahlkampf 2016 eine erbitterte Trump-Gegnerin: Senatorin Elizabeth Warren aus Massachuse­tts. Jetzt bereitet sie sich darauf vor, bei der nächsten Wahl 2020 selbst in den Ring zu steigen.

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