Augsburger Allgemeine (Land West)
Arbeitsagentur: Auch 2019 weniger Erwerbslose
Konjunktur Auch wenn die Wirtschaft schwächelt, Personal ist weiter dringend gesucht
Nürnberg Der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, geht auch für dieses Jahr von sinkenden Arbeitslosenzahlen und steigender Beschäftigung aus. „Wir schauen weiter positiv in die Zukunft“, sagte Scheele. Allerdings werde es nicht ganz so dynamisch weitergehen wie im abgelaufenen Jahr. Eine Trendwende sei trotz internationaler Unsicherheiten aber nicht in Sicht.
Die Zahl der Arbeitslosen werde 2019 voraussichtlich um 120 000 sinken. Dies prognostiziere das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die unabhängige Denkfabrik der Arbeitsagentur. „Das ist schon ein guter Ausblick“, betonte Scheele. Der sagte der BA-Chef, im neuen Jahr würden besonders auch Menschen profitieren, die schon sehr lange arbeitslos sind. Die Jobcenter seien inzwischen finanziell viel besser ausgestattet, um sie individueller zu beraten und zu qualifizieren.
Auch der Chef des Münchner IfoInstituts für Wirtschaftsforschung, Clemens Fuest, erwartet einen neuen Beschäftigungsrekord. Trotz der erwarteten Abschwächung des Wirtschaftswachstums stünden am Arbeitsmarkt die Ampeln weiter auf Grün, sagte Fuest der Beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hieß es, man rechne nicht mit einem wirtschaftlichen Abschwung. „Deutschland erlebt nach wie vor goldene Jahre“, sagte DIW-Chef Marcel Fratzscher dem Berliner „Die Arbeitslosenquote wird weiter sinken, die Löhne werden nochmals steigen. Wenn im Ausland nichts schiefgeht, können wir uns noch auf zwei, drei goldene Jahre freuen.“
Zuletzt war die Arbeitslosenquote auf 4,8 Prozent gesunken. Die Zahl der Menschen ohne Job lag im November nach BA-Statistik bei 2,186 Millionen. Die Zwei-MillionenMarke rückt damit in greifbare Nähe. Dass sie 2019 geknackt wird, glaubt Scheele aber nicht. Er gehe für dieses Jahr nicht von unter zwei Millionen Arbeitslosen aus. Im Winter gehe die Zahl der Menschen ohne Job zunächst saisonbedingt wieder nach oben. „In der Regel im fünfstelligen Bereich.“
Risiken für den Arbeitsmarkt sieht Scheele vor allem im Fachkräftemangel. „Da kommt es wirklich darauf an, dass wir das inländische Erwerbspersonenpotenzial voll ausschöpfen – die Teilzeitquote vielleicht erhöhen und keinen am Übergang von der Schule in den Beruf zurücklassen.“Auch das geplante Fachkräftezuwanderungsgesetz werde einen Beitrag leisten können. „Den Königsweg gibt es nicht.“Doch beim Zusammenwirken aller Möglichkeiten könne es gelingen.
Angesichts der von den USA ausgehenden Handelsstreitigkeiten mit China bleibe die BA dabei: „Wir sehen nicht, dass das auf den deutschen Arbeitsmarkt durchschlagen wird.“Beim Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union (Brexit) seien die Folgen schwer absehbar. Prinzipiell müsse man sagen: Der Arbeitsmarkt habe sich etwas abgekoppelt von der Konjunktur, durch eine hohe Zahl von Dienstleistungs- sowie Sozial- und Erziehungsberufen.
Tagesspiegel. Bild.