Augsburger Allgemeine (Land West)
Plädoyer für den Mittagsschlaf
Aufgefallen
In so einem frischen Jahr hat der Mensch unendlich viele Flausen im Kopf. Ist ja auch noch nicht viel passiert, was einen desillusionieren könnte. Darum soll an dieser Stelle einfach mal eine Idee schriftlich festgehalten werden, die ansonsten in einigen Wochen schon wieder im bayerischen Alltagsgetriebe zerrieben sein wird: der Mittagsschlaf.
Der fristet hierzulande einen schlechten Ruf. Von wegen bayerische Gemütlichkeit. Kaum irgendwo auf der Welt hat das Nickerchen einen schlechteren Ruf als in Greater Munich, dem Großraum München. Wer am Arbeitsplatz schläft, gilt nicht nur bei Vorgesetzten, sondern auch bei Kollegen als faul und muss schlimmstenfalls mit seiner Entlassung rechnen. Darum halten sich viele am frühen Nachmittag mühsam wach. Dabei ist längst wissenschaftlich nachgewiesen, dass ein Mittagsschläfchen leistungssteigernd wirkt. Jüngste Untersuchungen haben zudem ergeben, dass jede dritte Frau und jeder vierte Mann gerne Büroschlaf halten würden – wenn es denn möglich wäre.
In asiatischen Ländern ist das völlig normal. Bei uns dagegen müsste wohl erst eine DIN-Norm für den Mittagsschlaf eingerichtet werden, um alle Eventualitäten bürokratisch zu klären. Und deutsche Führungskräfte würden sich wohl nächtelang mit der Frage quälen: Was, wenn einer nicht mehr aufwacht? Der Rat der Asiaten lautet: direkt am Schreibtisch wegdösen, so unbequem wie möglich, dann wacht man von alleine nach einer Viertelstunde wieder auf. Vielleicht sollte man es einfach mal versuchen. In diesem Sinn: Schlaft gut!