Augsburger Allgemeine (Land West)

Silvester hatte nicht nur schöne Seiten

Jahreswech­sel Die Bayern feiern insgesamt recht friedlich. Doch viele Menschen werden durch Böller und Raketen verletzt. Und das ist nicht das Einzige, was den Einsatzkrä­ften zu schaffen macht

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Augsburg/Kempten/München Millionen Menschen haben in Bayern ausgelasse­n Silvester gefeiert. Insgesamt blieb es der Polizei zufolge recht friedlich. Etliche Menschen wurden aber durch Pyrotechni­k verletzt. Zudem entstand bei mehreren Bränden teils hoher Schaden.

In Schwaben erlitten zwei Kinder beim Silvester-Feuerwerk Verletzung­en. In Augsburg wurde ein neun Jahre alter Bub kurz nach Mitternach­t verletzt. Eine Leuchtkuge­l traf den Jungen offenbar direkt in den Mund. Der Notarzt habe in der Silvestern­acht Schmauchsp­uren bis in den Rachenraum festgestel­lt, sagte ein Polizeispr­echer am Dienstag. Ob es ein Unfall war oder ob der Bub gezielt beschossen wurde, versucht die Polizei jetzt herauszufi­nden.

In Wallerstei­n (Landkreis DonauRies) ist ein Elfjährige­r von einer Rakete am Bein getroffen worden. Laut Polizei wollte ein 46-Jähriger die Rakete aus einer Flasche abschießen. Dabei stürzte die Flasche um, die Rakete zündete und traf den Elfjährige­n. Der Junge kam mit leichten Brandverle­tzungen ins Krankenhau­s. In Mindelheim zog sich ein 34-Jähriger schwere Verletzung­en an der rechten Hand zu. Der Mann laut Polizei eine Rakete zünden, die aber nicht startete. Als der Mann den Blindgänge­r in die Regentonne werfen wollte, detonierte er in seiner Hand. Durch die Explosion erlitt der Mann eine blutende Fleischwun­de an der Handfläche und musste ins Krankenhau­s.

In Oberfranke­n sind gleich zwei Mal Menschen absichtlic­h mit Feuerwerks­körpern beschossen worden. In Bamberg erlitt ein 15-Jähriger dabei ein Knalltraum­a. Schwer an Beinen und Hand verletzt wurde ein 23-Jähriger in Oberhaid (Landkreis Bamberg). Ein 26-Jähriger hatte einen kleinen Kracher geworfen, der unglücklic­herweise in der Tasche des Mannes landete. Darin sei wiederum Leuchtspur­munition gebunkert gewesen, die wegen der Hitze explodiert sei, hieß es.

Auf den Plätzen in den Großstädte­n wurde das neue Jahr teils mit sehr viel Alkohol und Böllern begrüßt. Streitigke­iten blieben da nicht aus. In München musste die Polizei bei mehr als 100 Streiterei­en eingreifen. In Mittelfran­ken meldete die Polizei über 450 Einsätze. In Neustadt bei Coburg löste eine verirrte Silvesterr­akete eine Schlägerei aus. Zwei Männer im Alter von 27 und 40 Jah- ren gerieten wegen des Raketenbes­chusses in einen Streit, der laut Polizei mit den Fäusten ausgetrage­n wurde. Der Jüngere erlitt einen Nasenbeinb­ruch, sein Kontrahent Verletzung­en an der Hand. Ein 26-Jähriger, der den Streit schlichten wollte, bekam ebenfalls einen Faustschla­g ins Gesicht ab.

Doch die Feiernden stritten nicht nur untereinan­der, sie griffen auch wieder Polizisten und Sanitäter an. In Mainburg im Landkreis Kelheim schlug ein aggressive­r Patient mit einer Eisenstang­e auf ein Notarztfah­rzeug ein und verletzte nach Auskunft des Bayerische­n Roten Kreuzes vier Menschen. Am Münchner S-Bahnhof Untermenzi­ng bespuckte und schlug ein betrunkene­r 17-Jähriger Rettungssa­nitäter, die ihm helfen wollten. Einer der beiden Sanitäter wurde dabei leicht am Auge verletzt. Auch in Augsburg wurden Einsatzkrä­fte angegriffe­n. Als eine Polizeistr­eife in der Innenstadt eine bevorstehe­nde Schlägerei verhindern wollte, richtete sich die Aggressivi­tät eiwollte nes 28-jährigen Mannes gegen die Beamten. Er schubste einen Polizeibea­mten und verdrehte ihm dessen Finger. Ein 16-Jähriger weigerte sich, seine Personalie­n anzugeben, nachdem er einen Feuerwerks­körper auf die Straße geschossen hatte. Als die Beamten ihn auf die Wache bringen wollten, trat er nach ihnen. Sein 18-jähriger Bruder griff die Polizisten von hinten an.

Die Feuerwehr war bei zahlreiche­n Bränden gefordert. In Memmingen gerieten vier Autos in Brand, vermutlich waren Feuerwerks­körper die Ursache. Drei Fahrzeuge brannten vollständi­g aus; die Feuerwehr konnte verhindern, dass die Flammen auf ein Wohngebäud­e übergriffe­n. Ebenfalls in Memmingen brannte eine Doppelgara­ge mit zwei darin geparkten Autos aus. Auch hier waren Feuerwerks­körper die Brandursac­he. Die Polizei geht von rund 150000 Euro Schaden aus. In Langerring­en (Landkreis Augsburg) brannte die Maschinenh­alle eines Reiterhofs. Der Schaden wird laut Polizei auf rund 100 000 Euro geschätzt. In Nürnberg und Steingaden (Landkreis Weilheim-Schongau) wurden zehn Menschen bei Wohnhausbr­änden verletzt.

Leuchtkuge­l trifft Buben in den Mund

 ?? Foto: Matthias Balk, dpa ?? Schönes Silvester: Feuerwerk auf dem Münchner Marienplat­z über dem Rathaus und der Frauenkirc­he. Doch wenn man den Blick vom Himmel auf den Boden richtete, war der Jahreswech­sel nicht ungetrübt. Es gab in Bayern viele Verletzte, Streiterei­en und Brände.
Foto: Matthias Balk, dpa Schönes Silvester: Feuerwerk auf dem Münchner Marienplat­z über dem Rathaus und der Frauenkirc­he. Doch wenn man den Blick vom Himmel auf den Boden richtete, war der Jahreswech­sel nicht ungetrübt. Es gab in Bayern viele Verletzte, Streiterei­en und Brände.

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