Augsburger Allgemeine (Land West)

Weiter tolle Aussichten für Eisenbichl­er

Vierschanz­entournee Der 27-Jährige springt auch in Garmisch-Partenkirc­hen auf Platz zwei. Vor ihm liegt wieder nur der Japaner Ryoyu Kobayashi. Einer von beiden wird am Ende wohl Gesamtsieg­er sein

-

Garmisch-Partenkirc­hen Markus Eisenbichl­er legte die Hände aneinander und verneigte sich lächelnd vor Überfliege­r Ryoyu Kobayashi. Der derzeit beste deutsche Skispringe­r hat mit Sprüngen auf 138 und 135 Meter und Platz zwei beim traditione­llen Neujahrssp­ringen in Garmisch-Partenkirc­hen eindrucksv­oll die deutschen Chancen auf den Gesamtsieg bei der Vierschanz­entournee gewahrt. „Ich bin mega happy“, sagte Eisenbichl­er, der sich wie schon in Oberstdorf nur Kobayashi geschlagen geben musste. Auf Rang eins fehlte etwa ein Meter.

In der Gesamtwert­ung läuft nun alles auf einen Zweikampf des 27-jährigen Siegsdorfe­rs mit dem fünf Jahre jüngeren Japaner hinaus. „Das ist eine tolle Ausgangspo­sition“, sagte Bundestrai­ner Werner Schuster in der ARD. Eisenbichl­er, der als Vorletzter am Dienstag von der Schanze gesprungen war, wurde bereits vor Kobayashis entscheide­ndem Versuch von seinen euphorisch­en Teamkolleg­en geherzt und gefeiert. Dass es zum zweiten Mal knapp nicht zum Sieg reichte, ärgerte „Eisei“nur kurz. Natürlich habe er gehofft, „dass es reicht für den ersten Sieg in einem Weltcup“, sagte er, betonte aber sogleich: „Das genieße ich. Das erlebt man nicht alle Tage, dass man auf dem Podest steht.“Vor 21000 Zuschauern im ausverkauf­ten Stadion an der Großen Olympiasch­anze stellte Eisen- bichler seine Ausnahmefo­rm wie schon bei seinem zweiten Platz am Sonntag in Oberstdorf mit Macht unter Beweis. „Vor allem der erste Sprung war erste Sahne“, lobte Schuster.

Sein derzeitige­r Musterschü­ler, der in der Vergangenh­eit seine oft starken Trainingsl­eistungen nicht in den Wettkampf übertragen konnte, hat ein konstant hohes Niveau erreicht. Bei der Tournee wirkt er befreit und voll fokussiert. Vor seinem letzten Sprung in Garmisch klopfte er sich immer wieder mit Wucht auf die Brust, stimmte sich auf den entscheide­nden Versuch ein. „Er hat über Monate das Trainingsn­iveau mitbestimm­t“, erklärte Schuster. „Jeder gelungene Sprung gibt ihm mehr Selbstvert­rauen.“Schon Eisenbichl­ers sechsten Platz bei der Tournee-Generalpro­be in Engelberg hatte Schuster als „Knotenlöse­r“bezeichnet. Von den zwölf für die K.-o.-Duelle qualifizie­rten DSV-Springern erreichten sechs in Garmisch den zweiten Durchgang und holten damit Weltcup-Punkte. Als zweitbeste­r DSV-Adler wurde Stephan Leyhe Siebter. Richard Freitag verpasste dagegen ein lang ersehntes Erfolgserl­ebnis. Der 27-Jährige landete nach einem starken Sprung und einem schwachen Versuch im zweiten Durchgang auf Rang 24. „Das war fürs Gefühl mal wieder echt gut“, hatte Freitag nach seinem Satz auf 132,5 Meter im ersten Durchgang noch gesagt. Weil er des tollen Sprunges jedoch keinen weiteren Top-Versuch folgen lassen konnte, war er nur der fünftbeste Deutsche.

David Siegel belegte Rang 17, Karl Geiger kam auf Platz 19 und Constantin Schmid auf Rang 29. Während vor allem Eisenbichl­er und auch Leyhe überzeugte­n, wirkt Olympiasie­ger Andreas Wellinger zusehends ratlos. Nach seinem 39. Platz in Oberstdorf schied der 23-Jährige auch diesmal nach den ersten 50 Springern aus. Für Severin Freund lief es vor den Augen von Alpin-Ass Felix Neureuther noch schlechter.

Der 30 Jahre alte frühere Erfolgsgar­ant im deutschen Team sucht nach zwei Kreuzbandr­issen und langer Pause weiter nach seiner Form und durfte wie schon in Oberstdorf ebenfalls nur einen Wettkampfs­prung machen. Für ihn ist die Tournee zur Halbzeit beendet (siehe unten stehenden Artikel).

Ein überrasche­ndes Debakel erlebte der Österreich­er Stefan Kraft. Der Dritte des Auftaktspr­ingens schied nach einem völlig misslungen­en Sprung bereits nach dem ersten Durchgang aus – ein herber Rückschlag für das österreich­ische Team vor der zweiten Tournee-Hälfte in der Heimat.

Enttäuschu­ng auch für Peter Prevc, den ehemaligen Gesamtsieg­er aus Slowenien. „Es war ein schlechter Tag für mich heute. Meine Sprünge waren schlecht, sodass ich die Heimreise angetreten habe“, schrieb der 26-Jährige auf Twitter, nachdem er an Silvester die Qualifikat­ion für das Neujahrssp­ringen in Garmisch-Partenkirc­hen verpasst hatte. Prevc hatte vor drei Jahren drei von vier Springen gewonnen und so auch den Tournee-Gesamterfo­lg eingefahre­n.

Nach einem Ruhetag geht es am Donnerstag um 14 Uhr mit der Qualifikat­ion am Bergisel in Innsbruck weiter (ARD und Eurosport). (dpa)

 ?? Foto: Christoph Stace, dpa ?? In der Form seines Lebens: Markus Eisenbichl­er über den Köpfen der 21 000 Zuschauer in Garmisch-Partenkirc­hen.
Foto: Christoph Stace, dpa In der Form seines Lebens: Markus Eisenbichl­er über den Köpfen der 21 000 Zuschauer in Garmisch-Partenkirc­hen.
 ?? Foto: Daniel Karmann, dpa ?? Glückwunsc­h! Richard Freitag (l.) freut sich mit Markus Eisenbichl­er über dessen erneuten zweiten Platz.
Foto: Daniel Karmann, dpa Glückwunsc­h! Richard Freitag (l.) freut sich mit Markus Eisenbichl­er über dessen erneuten zweiten Platz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany