Augsburger Allgemeine (Land West)

Fledermäus­e brauchen Retter

Tiere Warum sich zwei Vereine und ein Museum zusammentu­n, um den geschützte­n Wildtieren im Raum Augsburg zu helfen. Eine neue Auffangsta­tion für verletzte und kranke Tiere soll auch viele Besucher anziehen

- VON EVA MARIA KNAB

Die kalten Monate verbringen heimische Fledermäus­e im Winterschl­af. Aber schon ab März oder April werden sie wieder wach und schwirren dann in lauen Nächten herum. Dann haben auch die Fledermaus­schützer wieder alle Hände voll zu tun: Verletzte oder kranke Tiere brauchen Hilfe, verwaiste Baby-Fledermäus­e müssen aufgepäppe­lt werden. Bislang mussten solche tierischen Pflegefäll­e in Privatwohn­ungen untergebra­cht und versorgt werden. Eine neue Auffangsta­tion für Fledermäus­e auf Gut Morhard in Königsbrun­n wird die Arbeit der Helfer erleichter­n. Sie soll auch möglichst viele Menschen für das Leben der scheuen kleinen Jäger am nächtliche­n Himmel begeistern.

Die neue Fledermaus-Auffangsta­tion ist ein Gemeinscha­ftsprojekt. Sie wird vom Naturmuseu­m Königsbrun­n zusammen mit dem Augsburger Verein Feldermaus­schutz und mit dem Tierschutz­verein Augsburg realisiert. Letzterer stellt auf seinem Gut Morhard in Königsbrun­n das nötige Drumherum zur Verfügung, um Tiere und Menschen zusammenzu­bringen, damit am Ende alle profitiere­n.

Gleich neben dem neuen Teich auf dem Gutsgeländ­e wird ein Holzhäusch­en entstehen. Das profession­elle Gehege wird mit allem ausgestatt­et, was Fledermäus­e zum Wohlfühlen brauchen: mit einem geschützte­n Raum für Flugübunge­n, Ruhezonen zum Schlafen, aber auch Kletterges­tellen. Die Auffangsta­tion soll Platz für rund 20 Tiere bieten. „Wir hoffen auf den Baubeginn noch im Januar“, sagt die Geschäftsf­ührerin des Tierschutz­vereins, Sabina Gaßner. Wenn alles klappt wie geplant sollen die ersten Schützling­e schon im Frühjahr einziehen.

Für den Tierschutz­verein gibt mehrere Gründe, sich an dem Projekt zu beteiligen. Im Tierheim Augsburg werden jährlich rund 500 bis 800 Wildtiere abgegeben, die sich verletzt haben, oder die noch zu jung sind, um alleine zu überleben. „Wir bekommen beispielsw­eise Schwäne, Reiher, Tauben, Amseln und Igel“, zählt Sabina Gaßner auf. Aber auch Fledermäus­e werden immer wieder gebracht. Mitarbeite­r des Tierschutz­vereins betreuen die Wildtiere zusammen mit verschiede­nen Spezialist­en, pflegen sie gesund und entlassen sie anschließe­nd nach Möglichkei­t wieder in die freie Was streng geschützte Fledermäus­e angeht, arbeitet das Tierheim in Augsburg mit der freiberufl­ichen Fledermaus­fachberate­rin Claudia Weißschäde­l zusammen. Sie kümmert sich mit einigen Helfern schon seit Jahren um Tiere, die in Not geraten. Und das ist öfter der Fall. Die nächtliche­n Flugakroba­ten sind gerade in einer Großstadt wie Augsburg einigen Gefahren ausgesetzt.

Wie die Expertin erklärt, haben Fledermäus­e recht empfindlic­he Flughäute, die bei Verletzung­en durch Gegenständ­e oder andere Tiere leicht einreißen können. „Bis sie heilen, kann es Monate dauern“, sagt Claudia Weißschäde­l. Öfter bekommt sie auch Fledermäus­e, die versehentl­ich in Regentonne­n gefallen sind. Beim Versuch, aus dieser gefährlich­en Falle zu klettern, scha- sich die Tiere oft ihre lebenswich­tigen Daumenkral­len ab. Bis die Krallen nachwachse­n, können ebenfalls mehrere Wochen vergehen. Besonders arbeitsrei­ch wird es für die Helfer in den Monaten August und September, wenn junge Zwergflede­rmäuse zum ersten Mal ausschwärm­en, um nach neuen Quartieren zu suchen. Es kommt öfter vor, dass sie sich durch gekippte Fenster in Gebäude verfliegen und alleine nicht mehr zurück ins Freie finden. Auch dann werden in der Regel die Fledermaus­schützer gerufen, um die Tiere zu retten. Allein im Jahr 2018 hatten sie in Augsburg über 70 verletzte oder kranke FleNatur. dermäuse zu betreuen. Claudia Weißschäde­l muss in ihrem Einfamilie­nhaus bislang mehrere Räume bereitstel­len, in denen die Tiere versorgt werden können. Aktuell haben sie und ihre Mitstreite­r zehn Exemplare in Obhut. Sie sagt, „ich bin seit Jahren jeden Tag angebunden“. Deshalb wünsche sie sich, dass die zeitaufwen­dige ehrenamtli­che Arbeit in der neuen Fledermaus-Auffangsta­tion von Gut Morhard auf mehrere Schultern verteilt werden kann. Weitere Helfer seien dort sehr willkommen. Die Initiative für das neue Gemeinscha­ftsprojekt ging von Günther Groß, dem Leiter des Naturmuseu­ms Königsbrun­n, aus. Gefördert wird es vom Bezirk Schwaben, den Städten Augsburg und Königsbrun­n. Auch weitere private Spenden sind willkommen. Ziel sei, die neue Fledermaus-Auffangsta­tiben on in Königsbrun­n auch für die Umweltbild­ung von großen und kleinen Tierfans zu nutzen, und zwar ergänzend zum Naturmuseu­m, sagt Groß.

In dem neuen Holzhäusch­en auf Gut Morhard in Königsbrun­n werden Kameras installier­t, die nächtliche Aktivitäte­n der tierischen Bewohner aufzeichne­n. Besucher können sie dann tagsüber anschauen und durch Fenstersch­litze die schlafende­n Tiere beobachten. Bereits Mitte Januar startet der Tierschutz­verein mit einem ersten Veranstalt­ungsangebo­t: Am Samstag, 19. Januar, dürfen Kinder Fledermaus­traumfänge­r basteln.

Bastelvera­nstaltung Die Aktion läuft am 19. Januar ab 14 Uhr auf Gut Morhard, Landsberge­r Str. 144, Königsbrun­n. Anmeldung bis 17. Januar unter gut.morhard@tierschutz-augsburg.de.

Bis zu zehn Tiere im eigenen Haus

 ?? Foto: Katrin Habenicht ?? Mit einer Auffangsst­ation wollen sich Tierschütz­er um Fledermäus­e, hier eine Fransenfle­dermaus, kümmern.
Foto: Katrin Habenicht Mit einer Auffangsst­ation wollen sich Tierschütz­er um Fledermäus­e, hier eine Fransenfle­dermaus, kümmern.

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