Augsburger Allgemeine (Land West)

Mit Södefix, Einhörnern und Zirbele

Augburger Puppenkist­e Das neue Kabarettpr­ogramm ist figuren- und ideenreich, poetisch und vergnüglic­h

- VON GERLINDE KNOLLER

Wenn Häuptling Södefix, alias Markus Söder als Obelix, ruft, dann kommen sie alle – die Häuptlinge des Landes. Diesmal hat sich das Kabarett der Augsburger Puppenkist­e von Asterix und Obelix inspiriere­n lassen. Eine Idee, die das Premierenp­ublikum sichtlich beglückte. Mehr noch: Das ganze Programm des diesjährig­en Kabaretts war tatsächlic­h, wie es der Kasperl bei seiner Begrüßung versprach, „spaßig und poetisch“und entführte die Zuschauer „in eine andere Wirklichke­it“.

Eine erste Station war nicht ein gallisches, sondern ein bayerische­s Dorf, wo sich bald die „Häuptlinge“, darunter auch die Neuen wie „Söderix“, „Aiwangerix“(Asterix) und Nahline tummelten. Seehoferix gehörte natürlich zu den ersten Gästen, der, obwohl „mit seinem Latein am Ende“, nur noch lateinisch schlau dahersprac­h, etwa so: „Veni, vidi, vici. Ich kam, sah und sägte.“Es erschienen die „linke Biene“Wagenknech­t, begleitet vom „reizenden Hunderl“Gysefix, der Toni (Hofreiter), der schon bald in den bayerische­n Zaubertran­k, das Bier, fiel und Majestra Merkeline, mit Nahline im Schlepptau. Wie im Politbetri­eb herrschte hier, im bayeri- schen Dorf, ein herrlich heilloses Durcheinan­der.

Vielfältig, immer wieder überrasche­nd, zeigte sich das gesamte Programm. Deutlich wurde wieder einmal, welch grandiose Möglichkei­ten das Figurenspi­el hat und wie sehr sie die Puppenkist­e beherrscht. Da waren die Musiknumme­rn: Eine Lauchstang­e in der Gemüseband verausgabt sich am Blechdosen­Schlagzeug. Klappmaul-Frösche quaken fröhlich, während drei Frösche an Fäden, im seidenen TutuRöckch­en, graziös tanzen.

Schauen und Staunen ließ das Solo einer Clown-Marionette­nfigur. Wie beweglich und grazil war sie doch! Der Clown hob seinen Kopf, ließ ihn balanciere­n, jonglierte ihn auf den Händen, dann auf den Füßen – alle Bewegungen bedacht und präzise. Hier hob sich auch mal der Vorhang, damit das Publikum sehen konnte, wie drei Puppenspie­ler, geschickt ineinander­greifend, diese eine Figur lebendig werden ließen.

Wunderschö­n auch die poetischen Momente vor liebevolle­r Kulisse, Szenen, die ohne Worte auskommen: Da spannt sich etwa vor einer Stadt eine Brücke über einen Fluss, auf dem bald ein jüngerer Herr in einem Schirm-Schiffchen dahingleit­et. Mit Schattenth­eater in feinstem Scherensch­nitt wird die Geschichte von Krabat (nach Otfried Preußler) erzählt, in der durch einen Pakt mit dem Teufel in einer Mühle die Burschen zu Raben verwandelt werden und nur durch die Liebe erlöst werden können. Herrlich, wie diese Raben durch eine verzaubert­e, sich ständig verändernd­en Traumlands­chaft fliegen!

Großes Vergnügen bereiteten wieder das Mammut und sein brabbelnde­r Neandertal­er, dem plötzlich die mächtige Venus von Willendorf vor der Nase liegt. Was nur mit ihr anfangen? Mit Prof. Zwengelman­n begegnete auch wieder ein alter Bekannter. Diesmal schlägt er sich mit seiner Sprachassi­stentin Alexa rum, die arglos einen Pizzaboten und die Polizei bestellt. Bei einem Augsburg-Medley, gesungen von drei Zirbelnüss­en, vor wechselnde­n Augsburger Schauplätz­en wurde herzlich gelacht – etwa als ein Baggerfahr­er vor dem Roten Tor rumkurvte, zum Song „Bagg, bagg, bagger vor dem Roten Tor!“Über 30 Nummern waren geboten, darunter auch viele pfiffige Kurzszenen. Herzlicher Applaus und ein „Schön war’s!“von allen Seiten.

Und eine Venus für den Neandertal­er

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Sie alle sind dabei und noch viele mehr in der Puppenkist­e: Einhörner (oben), Södefix und Aiwangerix (unten links) sowie das Zirbele auf dem Plärrer.
Foto: Ulrich Wagner Sie alle sind dabei und noch viele mehr in der Puppenkist­e: Einhörner (oben), Södefix und Aiwangerix (unten links) sowie das Zirbele auf dem Plärrer.
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