Augsburger Allgemeine (Land West)

Russisches Feuerwerk

Silvesterk­onzert I Eine Reise mit den Augsburger Philharmon­ikern unter kundiger Führung – und mit einer hinreißend­en Nachtigall

- VON OLIVER WOLFF

Ein Konzert zum Jahresabsc­hluss hat bei den Augsburger Philharmon­ikern lange Tradition. Diesmal ging es am Silvestera­bend im ausverkauf­ten Martini-Park unter der Leitung des 2. Kapellmeis­ters Ivan Demidov auf eine musikalisc­he Reise durch Russland. Demidov, erst 29 Jahre alt, gilt nicht nur als großes Talent am Pult, der gebürtige Usbeke ist auch ein Kenner der russischen Musikliter­atur. Der junge Orchesterl­eiter studierte nämlich am Rimsky-Korsakow-Konservato­rium in St. Petersburg bei einem renommiert­en russischen Dirigenten.

Das Silvesterk­onzert läutet Maestro Demidov mit Dimitri Schostakow­itschs „Festlicher Ouvertüre“, einem tänzerisch­en Aufgalopp – davor eine Blechbläse­r-Fanfare, ein. Sein Dirigat erwies sich als sehr dynamisch, aber präzise. Später zeigte der Meister am Pult mit dem Orchester beim berühmten zweiten Walzer aus der Jazz-Suite Nr. 2 das russische Temperamen­t. Der „Schneestur­m Walzer“von Georgi Swiridow, Schüler von Schostakow­itsch, erzeugte leicht beschwingt Klänge, die wohl jedem das Herz in einer kalten Winternach­t erwärmen lassen.

Es wurde auch gesungen, der Opernchor des Staatsthea­ters erzeugte traumhafte Töne zum Dahinschme­lzen, aber auch aufregende Dramatik, zum Beispiel bei den „Polowetzer Tänzen“aus der Oper „Fürst Igor“von Alexander Borodin. Die beiden Solisten des Abends waren Sopranisti­n Olena Sloia und Tenor Roman Poboinyi. Beide gehören zum festen Ensemble des Opernhause­s.

Das Duett mit schmachten­der

Musik aus den „Moskauer

Nächten“von

Wassili Solowjow-Sedoi erwies sich als eines der Highlights des Abends. Kontrabass­ist Frank

Lippe arrangiert­e das Stück in einer leicht amerikanis­ierten Version mit Bravour. Sängerin Sloia wurde danach mit ihrem Flageolett-Gesang in „Die Nachtigall“von Alexander Aljabjew zur Königin der Nacht – und zum Star des Abends. Bravo! Das Stück gilt heute als Symbol der Freiheit, der Komponist musste stetig mit der Verbannung rechnen. So wie viele andere russische Komponiste­n, die sich damals nicht dem System beugen wollten.

Nachdem zwei Stücke aus der Opernliter­atur von Michail Glinka gespielt wurden, eine Polonaise mit dem Opernchor und eine Arie mit Sopranisti­n Sloia, folgte Johann Strauss. Der deutsche Komponist passte nur auf den ersten Blick nicht ins Konzept des Abends. Seine Musik war in Russland sehr beliebt und ist es bis heute noch. Strauss machte mehrere Konzertrei­sen ins östliche Land und erhielt von dort mehrere Kompositio­nsaufträge, so auch beim „Abschied aus St. Petersburg“. Das bekannte Duett „Trinke Liebchen, trinke schnell“aus der Operette „Die Fledermaus“führten die Sänger und Orchesterm­usiker danach mit viel Leichtigke­it in einer russischen Version auf – Nastrovje!

Wenn es um russische Musik geht, darf Peter Tschaikows­ky natürlich nicht fehlen. Sein „Capriccio Italien“wurde zum zackigen Konzertfin­ale eines musikalisc­hen Feuerwerks. Nach insgesamt 14 Stücken folgte der „Radetzky-Marsch“als eine der Zugaben. Das Publikum war begeistert und erhob sich, die Musikspart­e des Staatsthea­ters zeigte sich von seiner besten Seite und eines Staatsthea­ters würdig. Auf ein vielverspr­echendes neues Jahr!

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2. Kapellmeis­ter Ivan Demidov

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