Augsburger Allgemeine (Land West)
Russisches Feuerwerk
Silvesterkonzert I Eine Reise mit den Augsburger Philharmonikern unter kundiger Führung – und mit einer hinreißenden Nachtigall
Ein Konzert zum Jahresabschluss hat bei den Augsburger Philharmonikern lange Tradition. Diesmal ging es am Silvesterabend im ausverkauften Martini-Park unter der Leitung des 2. Kapellmeisters Ivan Demidov auf eine musikalische Reise durch Russland. Demidov, erst 29 Jahre alt, gilt nicht nur als großes Talent am Pult, der gebürtige Usbeke ist auch ein Kenner der russischen Musikliteratur. Der junge Orchesterleiter studierte nämlich am Rimsky-Korsakow-Konservatorium in St. Petersburg bei einem renommierten russischen Dirigenten.
Das Silvesterkonzert läutet Maestro Demidov mit Dimitri Schostakowitschs „Festlicher Ouvertüre“, einem tänzerischen Aufgalopp – davor eine Blechbläser-Fanfare, ein. Sein Dirigat erwies sich als sehr dynamisch, aber präzise. Später zeigte der Meister am Pult mit dem Orchester beim berühmten zweiten Walzer aus der Jazz-Suite Nr. 2 das russische Temperament. Der „Schneesturm Walzer“von Georgi Swiridow, Schüler von Schostakowitsch, erzeugte leicht beschwingt Klänge, die wohl jedem das Herz in einer kalten Winternacht erwärmen lassen.
Es wurde auch gesungen, der Opernchor des Staatstheaters erzeugte traumhafte Töne zum Dahinschmelzen, aber auch aufregende Dramatik, zum Beispiel bei den „Polowetzer Tänzen“aus der Oper „Fürst Igor“von Alexander Borodin. Die beiden Solisten des Abends waren Sopranistin Olena Sloia und Tenor Roman Poboinyi. Beide gehören zum festen Ensemble des Opernhauses.
Das Duett mit schmachtender
Musik aus den „Moskauer
Nächten“von
Wassili Solowjow-Sedoi erwies sich als eines der Highlights des Abends. Kontrabassist Frank
Lippe arrangierte das Stück in einer leicht amerikanisierten Version mit Bravour. Sängerin Sloia wurde danach mit ihrem Flageolett-Gesang in „Die Nachtigall“von Alexander Aljabjew zur Königin der Nacht – und zum Star des Abends. Bravo! Das Stück gilt heute als Symbol der Freiheit, der Komponist musste stetig mit der Verbannung rechnen. So wie viele andere russische Komponisten, die sich damals nicht dem System beugen wollten.
Nachdem zwei Stücke aus der Opernliteratur von Michail Glinka gespielt wurden, eine Polonaise mit dem Opernchor und eine Arie mit Sopranistin Sloia, folgte Johann Strauss. Der deutsche Komponist passte nur auf den ersten Blick nicht ins Konzept des Abends. Seine Musik war in Russland sehr beliebt und ist es bis heute noch. Strauss machte mehrere Konzertreisen ins östliche Land und erhielt von dort mehrere Kompositionsaufträge, so auch beim „Abschied aus St. Petersburg“. Das bekannte Duett „Trinke Liebchen, trinke schnell“aus der Operette „Die Fledermaus“führten die Sänger und Orchestermusiker danach mit viel Leichtigkeit in einer russischen Version auf – Nastrovje!
Wenn es um russische Musik geht, darf Peter Tschaikowsky natürlich nicht fehlen. Sein „Capriccio Italien“wurde zum zackigen Konzertfinale eines musikalischen Feuerwerks. Nach insgesamt 14 Stücken folgte der „Radetzky-Marsch“als eine der Zugaben. Das Publikum war begeistert und erhob sich, die Musiksparte des Staatstheaters zeigte sich von seiner besten Seite und eines Staatstheaters würdig. Auf ein vielversprechendes neues Jahr!