Augsburger Allgemeine (Land West)
Wie ist die Lage auf dem Haller-Platz?
Soziales Der Süchtigentreff am Oberhauser Bahnhof wird gut angenommen, doch die Anzahl der Straftaten vor Ort stieg zuletzt sogar. Was widersprüchlich klingt, lässt sich womöglich ganz einfach erklären
Heiner war wohnungslos und bezog zuletzt Arbeitslosengeld II. Seit es den „BeTreff“am Oberhauser Bahnhof gibt, was für „betreuter Treff“steht, geht Heiner regelmäßig dort hin. Seit Mitte Juni hat die Einrichtung in den Räumen einer ehemaligen Apotheke am Bahnhof geöffnet, sie ist eine Anlaufstelle für Menschen mit Suchtproblemen. Mitarbeiter der Augsburger Drogenhilfe und dem katholischen Sozialverband SKM kümmern sich hier um Suchtkranke wie Heiner, der eigentlich anders heißt.
Dem Mann haben die Besuche offenbar geholfen. Er ist Fallbeispiel in einer Präsentation zum „BeTreff“, die zuletzt im Allgemeinen Ausschuss des Stadtrates vorgestellt wurde. Darin heißt es, dem Mann sei eine eigene Wohnung und eine Arbeit vermittelt worden, ferner sei eine ambulante Therapie geplant.
Mit der Einrichtung soll sucht- Menschen geholfen werden, was zu gelingen scheint. Mehr als 600 Beratungsgespräche haben die Sozialpädagogen bislang in den Räumen des Treffs geführt. Als unsere Zeitung im Juli über das Angebot und seine bisherige Bilanz berichtete, kamen bereits rund 60 Besucher pro Tag in den Treff. Mittlerweile wurden die Öffnungszeiten erweitert, und laut der Präsentation im Ausschuss hat sich die Zahl nun auf im Schnitt 77 „Klienten“erhöht, die täglich die Anlaufstelle aufsuchen. Bereits im Juli sagte Ordnungsreferent Dirk Wurm (SPD), der Treff erreiche auch Menschen, die bislang nicht mit dem Hilfssystem vertraut gewesen seien.
Daneben soll die Einrichtung zugleich dabei mitwirken, die Situation auf dem Helmut-Haller-Platz vor dem Oberhauser Bahnhofsgebäude zu verbessern, ein Treffpunkt der Trinker- und Drogenszene, ein Schauplatz auch vieler Straftaten. Ob es hier auch eine positive Ent- wicklung geben könnte, ist noch unklar.
Zuletzt jedenfalls war der Helmut-Haller-Platz laut Statistik der Polizei der am stärksten von Kriminalität belastete öffentliche Platz der Stadt, noch vor dem Kö. 248 Straftaten zählten die Beamten vor dem Oberhauser Bahnhof in diesem Jahr von Januar bis September. Das ist ein wenig mehr, als am Königsplatz erfasst wurden, da waren es 212, deutlich mehr als am Rathausplatz und gut 25 Mal so viel wie im selben Zeitraum am Elias-Holl-Platz. Allerdings: Am Helmut-Haller-Platz geht es größtenteils um Drogendelikte, deren Zahl maßgeblich davon abhängt, wie oft die Polizei kontrolliert. Im vorigen Jahr lag die Zahl der Straftaten im Zeitraum bis September 2017 vor dem Oberhauser Bahnhof aber deutlich geringer, bei 170. Wie kommt es?
Stefan Lanzinger, Chef des Polizeireviers in Oberhausen, sagt, seine Beamten hielten den „Kontrollkranken druck“nach wie vor hoch. Dies werde sich auch erst ändern, wenn es einen signifikanten Rückgang gebe. Der allerdings ist bislang nicht in Sicht. Ein Faktor für den Anstieg der Straftaten am Helmut-HallerPlatz sei sicherlich der Ausnahmesommer gewesen, sagt Lanzinger. „Aus polizeilicher Sicht hat sich bislang nicht viel geändert, es ist auch nicht schlechter geworden.“Durch die Einrichtung werde es seiner Einschätzung zwar etwas „luftiger“, da sich nicht mehr alles an einem Ort versammel, aber um die Auswirkungen des Treffs auf den HallerPlatz selbst seriös zu beurteilen, müsse mehr Zeit ins Land gehen. Ein Jahr, vielleicht zwei.
Nach Auskunft von Ordnungsreferent Wurm soll es eine Evaluierung im kommenden Jahr geben; dann werde man auch entscheiden, wie es weitergeht. Ob also der Mietvertrag für den „BeTreff“verlängert wird oder nicht. Der Mietvertrag läuft zunächst einmal bis Mitte 2020. Die Einrichtung entspanne die Situation auf dem Platz, sagt Wurm. Der Platz soll mittelfristig umgestaltet werden, größere Veränderungen seien aber 2019 nicht angedacht. In dem Jahr aber sollen erste Planungen entstehen, es gehe darum, Ideen zu sammeln für eine Neugestaltung des Haller-Platzes.