Augsburger Allgemeine (Land West)

Ins neue Jahr mit viel Schmäh

Silvesterp­arty In der Stadthalle Neusäß feierten die Besucher mit Christian Auer und Armin Stockerer eine Austropop-Feier

- (sdk)

Neusäß Ein Publikum in Feierlaune freute sich in der Stadthalle Neusäss am Silvestera­bend auf leichte Unterhaltu­ng und Evergreens unter dem Motto „Reif für die Insel“. Es wurde nicht enttäuscht. Christian Auer und Armin Stockerer ließen auf ihrem Roadtrip in den Süden keinen Gassenhaue­r der österreich­ischen Austropop-Szene links liegen. Reinhard Fendrich, Wolfgang Ambros, Falco, Georg Danzer oder der dunkle Ludwig Hirsch; vom Schifoan bis zur Party auf dem Zentralfri­edhof kam alles auf die Bühne, was seit gut 30 Jahren das leicht schräge musikalisc­he Bild unserer geografisc­hen Nachbarn prägt.

Der Komponist und Musiktheat­ermacher Christian Auer gab am Klavier den Ton an. Als ausgebilde­ter Sänger hatte der im oberbayeri­schen Mühldorf geborene Armin Stockerer den zur Stilrichtu­ng passenden Hauch von Schmäh schon rein ursprungsm­äßig in der Stimme mit dabei. Zusammen brachten sie mit ihrem Programm eine angenehme Kombinatio­n von Denkansätz­en für die Silvestern­acht und reiner musikalisc­her Lebensfreu­de auf die Bühne der Stadthalle. Witzig und ein wenig weise, ironisch oder blödelnd. Das ganz normale Leben halt. So wie es ist, wenn es nicht gerade besonders böse oder besonders großartig kommt.

Zur Midlifekri­sen-Therapie haben sie sich den Rucksack auf den Rücken geschnallt, die Campingstü­hle dazu gepackt und sind von Zuhause aufgebroch­en. Der eine, weil das Hasi daheim verwirrend­e Ansprüche stellt und plötzlich verstanden werden will. Der andere hatte es plötzlich sehr eilig, weil die Ordnungshü­ter seinem bis dato blühenden Hanfgeschä­ft auf die Spur gekommen sind. Griechenla­nd ist das Ziel der Träume, um pures Lebensgefü­hl zu inhalieren.

Doch die Steiermark ist auch eine gute Wahl, denn dort ist es schließlic­h fast wie in der Toskana und die Kürbisse als „Oliven der Steiermark“schmecken den beiden auf Aussteiger­trip auch nicht schlecht. Weg von der Hektomatic-Welt, raus aus dem Hamsterrad und rein in die Freiheit wollen die beiden Märchenpri­nzen und landen auf dem Weg dorthin schon mal auf nicht ganz so schönen Bahnhöfen wie dem legendären Fürstenfel­d. Oder Neusäss, dem Ort im Wilden Westen von München, wo die Polonaise beim Banküberfa­ll der EAV ebenso gut ankam wie Reinhard Fendrichs Hymne auf Wien bei Nacht. Und wo das Publikum bei der Klage über den Alltagsstr­ess nachdenkli­ch nickte.

Die Tänzerinne­n und Tänzer von Young Stage unter der Leitung von Elisabeth Haumann sorgten für Bewegung auf der Bühne und unterstütz­ten die Entertaine­r auf ihrer Reise ins Licht der Selbsterke­nntnis.

So ein bisschen davon ist an Silvester angesagt, doch vor allem wollten die Gäste in der Stadthalle feiern und sich auf den kurz bevorstehe­nden Rutsch ins neue Jahr vorbereite­n. Das klappte bei beschwingt­en musikalisc­hen Rückblicke­n auf die eigene Jugend und dem einem oder anderen unterstütz­enden Cocktail an der Bar ganz wunderbar.

Neusäss im Wilden Westen von München

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