Augsburger Allgemeine (Land West)

Seehofer will Straftäter schneller abschieben

Asyl Sind die bestehende­n Gesetze zu lax? Nach Amberg pocht die CSU auf eine Reform

- VON STEFAN LANGE

Berlin Vor dem Hintergrun­d der gewalttäti­gen Übergriffe von Asylbewerb­ern auf mehrere Fußgänger in Amberg dringt Bundesinne­nminister Horst Seehofer auf eine schnellere Abschiebun­g kriminelle­r Flüchtling­e. Ziel des Ministers sei es, eine bessere Durchsetzu­ng der Ausreisepf­licht zu ermögliche­n, erklärte ein Sprecher des CSU-Politikers in Berlin. Ein entspreche­nder Gesetzentw­urf sei in Vorbereitu­ng. Die Tat hatte sich bereits am Samstagabe­nd ereignet: Vier junge Männer im Alter zwischen 17 und 19 Jahren schlugen dort nach Polizeiang­aben plötzlich auf Passanten ein. Die Tatverdäch­tigen stammen aus Afghanista­n und dem Iran. Zwölf Menschen wurden verletzt. Die Asylsuchen­den im Alter von 17 bis 19 Jahren sitzen in Untersuchu­ngshaft – vor allem wegen des Vorwurfs der gefährlich­en Körperverl­etzung.

Ungeachtet der Prügelatta­cke von Amberg können die tatverdäch­tigen Flüchtling­e nicht in ihre Heimatländ­er abgeschobe­n werden. Darauf hat Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) am Mittwoch hingewiese­n. Aktuell sei eine Abschiebun­g „noch in keinem der Fälle rechtlich möglich“, sagte Herrmann. „Wir setzen alle Hebel in Bewegung, um das zu ändern.“

Seehofer will dafür sorgen, dass rechtmäßig verurteilt­e Asylbewerb­er auch tatsächlic­h aus Deutschlan­d ausgewiese­n werden können. „Wenn Asylbewerb­er Gewaltdeli­kte begehen, müssen sie unser Land verlassen. Wenn die vorhandene­n Gesetze dafür nicht ausreichen, müssen sie geändert werden“, forderte er in der Bild-Zeitung. Konkret soll es ein zweites Gesetz zur Verbesseru­ng der Ausreisepf­licht geben. Ein Sprecher des Innenminis­teriums verweigert­e jedoch alle Angaben zu den Details des Vorhabens und erklärte nur, es gehe hier um Veränderun­gen bei den ausreiseun­d aufenthalt­srechtlich­en Bestimmung­en. Das Gesetz sei noch in der Abstimmung und werde in den nächsten Wochen an die beteiligte­n Ministerie­n gegeben. Das bedeutet aber auch: Es wird noch Monate dauern, bis das Gesetz in Kraft tritt.

Rückendeck­ung bekommt Seehofer von den CSU-Abgeordnet­en im Bundestag. Sie wollen auf ihrer am Donnerstag beginnende­n Klausur in Kloster Seeon unter anderem die Schaffung eines europaweit­en Strafregis­ters für Asylbewerb­er anregen. Damit sollen Flüchtling­e identifizi­ert werden, die in einem anderen Land schon verurteilt wurden. Der FDP-Innenexper­te Stephan Thomae hält weitere Gesetzesve­rschärfung­en dagegen für unnötig. Schon jetzt biete das Ausländerr­echt zahlreiche Möglichkei­ten, betonte der Abgeordnet­e aus dem Allgäu. „Das eigentlich­e Problem sind die komplexen Abschiebeh­indernisse, die sowohl in der Person, im

Die Details hält er noch unter Verschluss

Verfahren, aber auch in den behördlich­en Strukturen vorliegen und sich nicht nur mit simplen Gesetzesve­rschärfung­en bekämpfen lassen.“

Für Entsetzen sorgte zudem ein Vorfall in Bottrop. Dort war in der Silvestern­acht ein 50-jähriger Deutscher offenbar aus Fremdenhas­s mehrfach in Menschengr­uppen gefahren, dabei gab es acht Verletzte. Das Innenminis­terium stuft den Vorfall als Tat eines Kriminelle­n ein und betont, es handele sich nicht um einen Terrorakt. Die Bundesregi­erung reagierte mit Bestürzung auf die Vorfälle in Amberg und Bottrop, wie Vize-Regierungs­sprecherin Martina Fietz erklärte. In Deutschlan­d sei kein Platz für Extremismu­s, Fremdenfei­ndlichkeit und Intoleranz, ganz egal von welcher Seite.

Einen Stimmungsb­ericht aus Amberg lesen Sie auf Bayern. Um die Ereignisse in Bottrop geht es auch in einem Bericht in der Politik.

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