Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Sauerei nach der Party

- VON ULI BACHMEIER jub@augsburger-allgemeine.de

Mag die Party auch noch so schön gewesen sein – hinterher muss jemand aufräumen. Am Neujahrsta­g zeigt sich das regelmäßig mit besonderer Wucht auf Straßen und Plätzen, in Parks und Grünanlage­n, in den Foyers von Banken und Sparkassen, in Hofeinfahr­ten und rund um die Uhr geöffneten Waschsalon­s. Gemessen an der stetig wachsenden Menge des Mülls, der in der Silvestern­acht oder in lauen Sommernäch­ten in Großstädte­n liegen bleibt, müssen die Bayern ein immer hemmungslo­ser feierndes Volk sein. Sozialwiss­enschaftle­r, die sich mit dem Phänomen beschäftig­en, sprechen allerdings von einer „Mediterran­isierung“der Gesellscha­ft. Will heißen: Ein gewisser Wertewande­l in unserer Gesellscha­ft könnte dazu führen, dass es, wenn wir so weitermach­en, in unseren Städten bald so aussieht wie in Tunis oder Kairo.

Verhindert wird das allerorten in Bayern bisher durch höchst profession­ell arbeitende Stadtreini­ger. Manchmal beklagt sich jemand, weil das Saubermach­en immer mehr ins Geld geht. Rund eine halbe Million Euro pro Jahr, so lässt aktuell der Chef der bayerische­n Schlösserv­erwaltung wissen, kostet es mittlerwei­le, allein den Englischen Garten in München sauber zu halten. Eine zündende Idee, wie man dem Problem Herr werden könnte, hat aber offensicht­lich niemand. Solange es nur das Geld der Steuerzahl­er ist, dass da hinweggefe­gt und -gekehrt wird, juckt es bestenfall­s die Stadtkämme­rer.

Eine Möglichkei­t, die öffentlich­e Wahrnehmun­g zu schärfen, wäre ein Bummelstre­ik der Stadtreini­ger. Einfach mal den Dreck ein bisserl länger liegen lassen – geht das? Es geht selbstvers­tändlich nicht! Dann nämlich wären die Stadtreini­ger schuld und nicht die Leute, die die Sauerei angerichte­t haben.

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