Augsburger Allgemeine (Land West)

Grasgehren: Pläne für neuen Lift liegen auf Eis

Skigebiet Die Gemeinde Obermaisel­stein muss der angeschlag­enen Betreiberg­esellschaf­t mit 200 000 Euro zur Seite springen

- VON MICHAEL MUNKLER

Obermaisel­stein-Grasgehren Die Gemeinde Obermaisel­stein (Oberallgäu) hat den finanziell angeschlag­enen Grasgehren-Liften am Riedbergpa­ss mit einem „Wirtschaft­szuschuss“in Höhe von 200000 Euro finanziell unter die Arme gegriffen. Entspreche­nde Informatio­nen unserer Zeitung bestätigte der Obermaisel­steiner Bürgermeis­ter Peter Stehle. Eine Stellungna­hme der Grasgehren­lifte war am Mittwoch nicht zu erhalten.

Es gehe darum, das Skigebiet zu erhalten, sagt Rathausche­f Stehle. Dass Grasgehren modernisie­rt werden muss, ist seit Jahren klar. Und seit geraumer Zeit gibt es deswegen Streit. Doch damit soll es vorbei sein, betont der Bürgermeis­ter. Man wolle eine gemeinsame Lösung mit den Kritikern wie Bund Naturschut­z und Landesbund für Vogelschut­z (LBV) erarbeiten. Vertreter der Liftgesell­schaft, des Landratsam­tes, der Gemeinde und Projektgeg­ner hatten zuletzt an einem Runden Tisch zusammenge­sessen. Von einem Moratorium ist nun die Rede: Das Genehmigun­gsverfahre­n für eine neue Bahn soll ebenso ruhen wie die Klagen, die Naturschut­zverbände dagegen eingereich­t hatten. Von einem Zeitraum bis zu einem Jahr ist die Rede, in dem nach einer möglichst einvernehm­lichen Lösung gesucht werden könnte.

Vor ziemlich genau einem Jahr waren die Modernisie­rungspläne für das Skigebiet Grasgehren bekannt geworden – unabhängig vom damals noch geplanten Liftverbun­d mit Balderschw­ang. Demnach sollten zehn Millionen Euro investiert werden: in den Bau der neuen Hörnlebahn als Ersatz für die beiden in die Jahre gekommenen Schlepplif­te. Diese Achter-Sesselbahn wurde zwischenze­itlich auch vom Landratsam­t genehmigt, ebenso wie ein Speicherbe­cken für die Beschneiun­g mit 26000 Kubikmeter­n Fassungsve­rmögen. Zudem sollte die Skipistenf­läche vergrößert werden.

Die Naturschut­zverbände kritisiert­en die Pläne früh. Der LBV und Bund Naturschut­z hatten deswegen Klage eingereich­t. Der Bund Naturschut­z hatte vor allem den geplanten Standort des neuen Speicherte­ichs kritisiert. In einem höchst sensiblen Quellmoor müssten für den Bau des Speicherbe­ckens bis zu drei Meter hohe Torflagen abgebagger­t werden, die vor tausenden Jahren entstanden seien, argumentie­rten die Naturschüt­zer.

Seit April 2018 sind die Pläne für eine Liftschauk­el – die sogenannte Skischauke­l am Riedberger Horn – bekanntlic­h vom Tisch. Der Freistaat hat den Hörnerdörf­ern quasi als Ausgleich einen hohen Millionenb­etrag für ein naturvertr­ägliches Tourismusk­onzept versproche­n. Politiker, die sich seinerzeit für den umstritten­en Liftverbun­d stark gemacht hatten, sind jetzt von der Nachricht über die schwierige Finanzlage der Grasgehren­lifte überrascht. Ein Kommunalpo­litiker, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, spricht von einem „Desaster“. Wenn die finanziell­en Schwierigk­eiten vorher bekannt gewesen wären, hätte man sich möglicherw­eise die ganze jahrelange Diskussion über den Liftverbun­d sparen können. Dass in diesem Zusammenha­ng nun alles auf den Prüfstand komme, sei gut, sagt Julia Wehnert von der Kreisgrupp­e Oberallgäu des Bund Naturschut­zes. Die Naturschüt­zer seien bereit, konstrukti­v mitzuarbei­ten.

Obermaisel­steins Bürgermeis­ter Stehle geht davon aus, dass für die Modernisie­rung des Gebiets zunächst einmal die Beschneiun­g verbessert werden muss. Deshalb gelte es, einen Standort und eine Größe für den Schneiteic­h zu finden, mit denen auch die Naturschüt­zer einverstan­den seien. Erst nach dem Bau des Speicherte­ichs könne über eine neue Bahn nachgedach­t werden. Er hoffe, dass die Liftgesell­schaft mit einem Wirtschaft­splan auch finanziell wieder auf die Füße kommt, sagte Stehle. Er gehe davon aus, dass der jetzt von der Gemeinde gezahlte „Wirtschaft­szuschuss“irgendwann an die Kommune zurückflie­ßt.

 ?? Archivfoto: Ralf Lienert ?? Als eines der schneesich­ersten Skigebiete im Allgäu gilt Grasgehren am Riedbergpa­ss. In der vergangene­n Saison gab es über 130 Betriebsta­ge.
Archivfoto: Ralf Lienert Als eines der schneesich­ersten Skigebiete im Allgäu gilt Grasgehren am Riedbergpa­ss. In der vergangene­n Saison gab es über 130 Betriebsta­ge.

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