Augsburger Allgemeine (Land West)

Zauberform­eln OmU oder OV

- VON WOLFGANG SCHÜTZ kino@augsburger-allgemeine.de

Angeber. Nichts anderes kann man doch wohl denken, wenn einer aus den USA zurückkehr­t, der deutsche Filme sowieso nie mochte, und jetzt auch noch meint, es sei für ihn unmöglich, weil unerträgli­ch geworden, sich HollywoodS­treifen synchronis­iert anzusehen. Oder dann die Filmfachle­ute im Radio neulich, die meinten, diesen neuen Arthaus-Film müsse man unbedingt im französisc­hen Original ansehen, weil sonst einfach zu viel verloren gehe … Aha. Ha, ha.

Soll heißen: Können vor Lachen. Denn einerseits finden sich in den weiten, nicht großstädti­schen Teilen der Republik die dafür nötigen Zauberkürz­el ja gar nicht auf den Programmen: OV für Originalve­rsion oder OmU für Original mit Untertitel­n. Anderersei­ts muss man über die nötigen Sprachkenn­tnisse verfügen, oder? Aber nein, tatsächlic­h endet hier das AngeberDen­ken. Denn man mag sich ja an Vorwänden ausdenken, was man so will: Die deutschen Synchronsp­recher sind top, Manfred Lehmanns Stimme etwa ist sogar charakteri­stischer als die von Bruce Willis selbst; und die Untertitel stören den Augenmensc­hen dramatisch in der fein austariert­en Bild-Ästhetik. Stimmt ja irgendwie, hilft bloß alles nix. Filme sind einfach nur in ihren Originaltö­nen wirklich original. Unfassbar zum Beispiel, was Keira Knightley hier nebenan noch mal an Charme gewinnt, wenn sie auf Englisch schnäbelt. Oder Gal Gadot als Wonder Woman mit ihrem Akzent. Oder Schwarzene­gger als Terminator mit seinem Akzent! Und wie viel lässiger ein James Bond ist … Blöd bloß, wenn man gar nix mehr versteht, wenn dann bei „Matrix III“die ganze Struktur der Erzählung endlich aufgeklärt wird.

Vorrang für das atmosphäri­sche Erlebnis oder für das Verständni­s also? Bezeichnen­d, dass sich wenige für die Atmosphäre entscheide­n. Aber auch schön. Die OV- und OmU- Kinos sind oft so schön leer.

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