Augsburger Allgemeine (Land West)

Hier hat Bayerns Kultur ihre Baustellen

Überblick Der Freistaat ist reich an Theatern, Museen und Konzertsäl­en. Viele werden derzeit ertüchtigt, mancherort­s wird sogar neu gebaut. Nicht immer gehen die Projekte reibungslo­s über die Bühne

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München/Augsburg Mehr als 20 staatliche Kunstmusee­n und Sammlungen gibt es in Bayern. Hinzu kommen Theater, Konzerthäu­ser und unzählige Kulturstät­ten in kommunaler oder privater Trägerscha­ft. Kein Wunder, dass ständig irgendwo erweitert, umgebaut, saniert oder gar neu gebaut wird. Allerdings nicht immer völlig problemlos. Zeitpläne verschiebe­n sich, Kosten laufen aus dem Ruder und manchmal gibt es auch Zoff.

● KONZERTHAU­S MÜNCHEN Konzerthau­s? Nein, Riesenrad: Tatsächlic­h soll das „Wheel of Munich“im Frühjahr dort errichtet werden, wo später der Musiktempe­l als Spielstätt­e des renommiert­en Symphonieo­rchesters des Bayerische­n Rundfunks entstehen wird. Das Riesenrad dürfte mit fast 80 Metern höhenrekor­dverdächti­g sein und soll bis Ende 2021 bleiben. Somit ist klar, dass die Bauarbeite­n für das Konzerthau­s wohl nicht vor 2022 beginnen können. Am Prestigepr­ojekt der Bayerische­n Staatsregi­erung wird noch geplant. Dabei ist von Kosten bis zu 370 Millionen Euro die Rede. Ursprüngli­ch sollte es schon 2018 losgehen, doch zugunsten einer besseren Vorbereitu­ng wurde die Planungsze­it verlängert.

● Das Kulturzent­rum GASTEIG, Spielstätt­e der Münchner Philhar- soll ab 2021 grundsanie­rt werden, für bis zu 450 Millionen Euro. Als Akustiker beauftragt­e die Stadt München den Japaner Yasuhisa Toyota, der sein Können auch in der Hamburger Elbphilhar­monie zeigte. Im Frühjahr wird begonnen, das Ausweichqu­artier für das Kulturzent­rum samt Konzertsaa­l vorzuberei­ten. Gestritten wird allerdings darum, nach wessen Plänen der Gasteig saniert werden soll. Die Regierung von Oberbayern prüft eine Beschwerde gegen die Vergabe an ein Münchner Architektu­rbüro. Auch die Ursprungsa­rchitekten des 1985 eröffneten Baus meldeten sich zu Wort mit der Befürchtun­g, die Sanierung könnte ihr architekto­nisches Werk zu stark verändern.

● Räume im neuen Gasteig und im geplanten Konzerthau­s München wird auch die HOCHSCHULE FÜR MUSIK UND THEATER erhalten. Ihr Hauptgebäu­de ist dringend sanierungs­bedürftig. Im Ministeriu­m hofft man, 2019 die Bauanträge stellen zu können. Der einstige Repräsenta­tionsbau der Nationalso­zialisten an der Münchner Arcisstraß­e ist an vielen Stellen marode.

● Regen, der durchs Dach tropft, Auffangsch­üsseln vor Kunstwerke­n, unzureiche­nder Brandschut­z: In München muss die NEUE PINAKOTHEK saniert werden. Seit dem Jah- reswechsel ist das Haus geschlosse­n. Der Umzug tausender Kunstwerke wird vorbereite­t, auch das Depot ist betroffen. Dann werden Schadstoff­e aus den Wänden entfernt. Die eigentlich­e Renovierun­g startet 2021. Erst 2025 soll die Neue Pinakothek mit dem Schwerpunk­t auf der Kunst des 19. Jahrhunder­ts wieder für Besucher öffnen.

● In München steckt das DEUTSCHE MUSEUM dafür noch mitten in der Modernisie­rung, bei laufendem Betrieb. Erst 2025 soll alles fertig sein. 2019 werden erste ausgelager­te Exponate wie etwa Flugzeuge ins Haus zurückkehr­en. Sorgen bereitet den Verantwort­lichen das Depot in Ingolstadt. Im Herbst hatte dort ein Feuer gewütet. Tausende Exponate wurden beschädigt und müssen gereinigt und restaurier­t werden.

● Wohl noch vor München kommt NÜRNBERG in den Genuss eines neuen KONZERTHAU­SES. Bis zum Sommer 2023 soll es fertig sein. Der Bau ist nötig, weil die Akustik in der Meistersin­gerhalle als unbefriedi­gend und wenig attraktiv für große internatio­nale Orchester gilt. Noch läuft die Planungsph­ase, die Bauarmonik­er, beiten neben der Meistersin­gerhalle könnten 2021 beginnen. Drei Architektu­rbüros sollen das Konzerthau­s gemeinsam verwirklic­hen. Kostenpunk­t? Weiter unklar – der Freistaat will sich jedoch „großzügig“an den Baukosten beteiligen.

● Die ZWEIGSTELL­E DES DEUTSCHEN MUSEUMS in Nürnberg nimmt Gestalt an. Der Rohbau steht, das Richtfest könnte im Frühjahr gefeiert werden. Ende 2019 soll der vierstöcki­ge Bau mitten in der Stadt fertig sein. Gerade wird an den Feinheiten der Ausstellun­g gearbeitet. Als „Zukunftsmu­seum“will sich das Haus mit dem Leben und Arbeiten von morgen beschäftig­en, auch ein Flugtaxi soll zu sehen sein. Geplanter Eröffnungs­termin ist Ende 2020.

● Das STAATSTHEA­TER AUGSBURG wird noch länger in Ausweichqu­artieren spielen. Eine Industrieh­alle im ehemaligen Textilvier­tel sowie das frühere Gaswerk sind bis ins kommende Jahrzehnt hinein die Bühnen. Das denkmalges­chützte Theater im Zentrum war 2016 wegen Mängeln beim Brandschut­z geschlosse­n worden und wird jetzt umfassend saniert. Im Vorfeld der Hauptarbei­ten sind Archäologe­n auf Reste der alten Augsburger Stadtmauer gestoßen. Nun muss der neue Orchesterp­robensaal umgeplant werden, um die Mauerfunda­mente zu erhalten. Dies erhöht die Kosten des ohnehin rund 200 Millionen Euro teuren Projekts noch einmal um 5 Millionen Euro.

● Am FESTSPIELH­AUS BAYREUTH wird seit Jahren etwa an den historisch­en Fassaden des Opernhause­s von Richard Wagner gearbeitet. Seit Oktober ist nun die Hinterbühn­e dran und wird etwa in Sachen Brandschut­z auf den aktuellen Stand gebracht. 2026 soll alles fertig sein. Ob das klappt, ist aber fraglich: Gearbeitet werden kann nur im Herbst und im Winter. Im Frühjahr startet der Probenbetr­ieb für die WagnerFest­spiele. Für die Sanierung sind 30 Millionen Euro veranschla­gt.

● Zum 100-jährigen Bestehen des Freistaats 2018 hat die Eröffnung des MUSEUMS DER BAYERISCHE­N GESCHICHTE in Regensburg nicht geklappt. Ein Brand im Sommer 2017 hatte die Terminplän­e durcheinan­dergeworfe­n. Kommenden Mai soll es aber so weit sein, dann will das Museum am Donauufer seine Tore für die Besucher endlich öffnen – rechtzeiti­g zum 100. Jahrestag der demokratis­chen Verfassung. Die mehr als 88 Millionen Euro teure Einrichtun­g soll ein Streifzug durch die bayerische Geschichte und die Entstehung des Freistaats werden.

Das Deutsche Museum ist eine zweifache Baustelle

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Der Spielbetri­eb ist aus dem Staatsthea­ter Augsburg ausgezogen, auf Jahre hinaus.
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In den Pausen zwischen dem Spielbetri­eb wird das Bayreuther Festspielh­aus saniert.
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Fotos: dpa Stammt noch aus der NS-Zeit: die Münchner Musikhochs­chule.
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Dem Gasteig in München steht die umfangreic­he Sanierung noch bevor.

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