Augsburger Allgemeine (Land West)
Ein Hund vereitelte sein erstes Konzert
Musik Der Trompeter Matthias Höfs ist in dieser Spielzeit der „Artist in Residence“der Augsburger Philharmoniker
Eigentlich sollte Matthias Höfs, ein weltberühmter Trompeter und Ausnahmemusiker, schon am 9. November im MAN-Museum auftreten. Doch das Recital musste kurzfristig abgesagt werden. Sein Klavierbegleiter Alexander Krichel wurde wenige Tage zuvor von einem Hund in den Zeigefinger gebissen. „Wir holen das Konzert 2019 nach“, verspricht Höfs. Der Termin ist noch nicht bekannt. Höfs ist in dieser Spielzeit „Artist in Residence“bei den Augsburger Philharmonikern. Im Gespräch erzählt der 53-jährige Trompeter, der an der Musikhochschule Hamburg Studenten aus aller Welt betreut, über die anstehenden Projekte in Augsburg. Zudem ist seine neue CD „Kind of Gold“vor kurzem erschienen – ein besonderes Album.
Als „Artist in Residence“arbeitet Höfs ab dem Frühjahr über einen längeren Zeitraum mit den Augsburger Philharmonikern zusammen. Eine ungewöhnliche Sache, denn Solisten spielen meistens nur jeweils ein Konzert pro Spielzeit mit einem externen Orchester. Der Trompetenvirtuose erklärt, dass eine längere Projektphase von Vorteil sei: „Man kennt sich und kann dort anknüpfen, wo man vor Wochen aufgehört hat.“Dabei bietet er mit dem Augsburger Orchester eine große musikalische Palette: Vom Barock bis zur Moderne, vom Klei- nen zum Großen ist so gut wie alles dabei.
Das erste Konzert mit Höfs ist am 11. Februar in der Kongresshalle, das vierte Sinfoniekonzert der Philharmoniker. Dort spielt er eine Uraufführung von Wolf Kerschek, seinem Kollegen an der Musikhochschule. Vor zehn Jahren hat Höfs schon mit ihm kooperiert. Es sei das Beste, was einem Musiker passieren kann, wenn ein Komponist etwas Maßgeschneidertes für das Instrument komponiere, so Höfs. Den Hamburger Komponisten zeichnet eine vielseitige Tonsprache aus. Ursprünglich kommt Kerschek aus dem Jazz-Bereich, hat für die Bigband, für Martin Grubinger und sogar für Helene Fischer komponiert. Wie kein Zweiter kennt er sich mit Blechblas-Instrumenten aus. Zwei Kerschek-Werke finden sich auf Höfs CD: „The Trumpet Shall Sound“, ein ergreifendes Klangexperiment, und „Space Heroes“, eine Zugabe als Hommage an John Williams. Kerscheks Musik erzeugt Assoziationen und entführt den Hörer in neue Welten. Höfs und sein Ensemble porträtieren die verschiedenen musikalischen Gesichtszüge des Stücks mit sensiblen, aber auch furiosen Ausdrucksformen.
Die CD „Kind of Gold“ist ein Musikschatz der besonderen Art. Die Interpretationen romantischer bis moderner Werke zeigen die scheinbar unendlichen Facetten des Trompetenspiels. Eröffnet wird das Album mit der „Festmusik der Stadt Wien“von Richard Strauss in einer ungewöhnlichen Besetzung: Zehn Trompeten, sieben Posaunen, zwei Tuben und Pauke. Die Einspielung überzeugt mit symphonischer Stilistik und orchestral klingenden Spielweisen. Überraschend, welch abwechslungsreiches Klang-Spektrum die Blechbläser erzeugen. Die Komposition stößt in bester Strauss-Manier fast an die Grenzen des machbaren Trompetenspiels. Höfs und sein Ensemble – bestehend aus Studenten und Ehemaligen – meistern das äußerst anspruchsvolle Werk mit absoluter Leichtigkeit, genauso wie die anderen, nicht weniger anspruchsvollen Stücke auf der CD. Igor Strawinsky, Itaru Sakai und Leosˇ Janácˇek werden auch gespielt. Die außergewöhnliche und empfehlenswerte Zusammenstellung macht Vorfreude auf die Konzerte mit Matthias Höfs in diesem Jahr.
Matthias Höfs: Kind of Gold, Berlin Classics