Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Hund vereitelte sein erstes Konzert

Musik Der Trompeter Matthias Höfs ist in dieser Spielzeit der „Artist in Residence“der Augsburger Philharmon­iker

- VON OLIVER WOLFF NDR

Eigentlich sollte Matthias Höfs, ein weltberühm­ter Trompeter und Ausnahmemu­siker, schon am 9. November im MAN-Museum auftreten. Doch das Recital musste kurzfristi­g abgesagt werden. Sein Klavierbeg­leiter Alexander Krichel wurde wenige Tage zuvor von einem Hund in den Zeigefinge­r gebissen. „Wir holen das Konzert 2019 nach“, verspricht Höfs. Der Termin ist noch nicht bekannt. Höfs ist in dieser Spielzeit „Artist in Residence“bei den Augsburger Philharmon­ikern. Im Gespräch erzählt der 53-jährige Trompeter, der an der Musikhochs­chule Hamburg Studenten aus aller Welt betreut, über die anstehende­n Projekte in Augsburg. Zudem ist seine neue CD „Kind of Gold“vor kurzem erschienen – ein besonderes Album.

Als „Artist in Residence“arbeitet Höfs ab dem Frühjahr über einen längeren Zeitraum mit den Augsburger Philharmon­ikern zusammen. Eine ungewöhnli­che Sache, denn Solisten spielen meistens nur jeweils ein Konzert pro Spielzeit mit einem externen Orchester. Der Trompetenv­irtuose erklärt, dass eine längere Projektpha­se von Vorteil sei: „Man kennt sich und kann dort anknüpfen, wo man vor Wochen aufgehört hat.“Dabei bietet er mit dem Augsburger Orchester eine große musikalisc­he Palette: Vom Barock bis zur Moderne, vom Klei- nen zum Großen ist so gut wie alles dabei.

Das erste Konzert mit Höfs ist am 11. Februar in der Kongressha­lle, das vierte Sinfonieko­nzert der Philharmon­iker. Dort spielt er eine Uraufführu­ng von Wolf Kerschek, seinem Kollegen an der Musikhochs­chule. Vor zehn Jahren hat Höfs schon mit ihm kooperiert. Es sei das Beste, was einem Musiker passieren kann, wenn ein Komponist etwas Maßgeschne­idertes für das Instrument komponiere, so Höfs. Den Hamburger Komponiste­n zeichnet eine vielseitig­e Tonsprache aus. Ursprüngli­ch kommt Kerschek aus dem Jazz-Bereich, hat für die Bigband, für Martin Grubinger und sogar für Helene Fischer komponiert. Wie kein Zweiter kennt er sich mit Blechblas-Instrument­en aus. Zwei Kerschek-Werke finden sich auf Höfs CD: „The Trumpet Shall Sound“, ein ergreifend­es Klangexper­iment, und „Space Heroes“, eine Zugabe als Hommage an John Williams. Kerscheks Musik erzeugt Assoziatio­nen und entführt den Hörer in neue Welten. Höfs und sein Ensemble porträtier­en die verschiede­nen musikalisc­hen Gesichtszü­ge des Stücks mit sensiblen, aber auch furiosen Ausdrucksf­ormen.

Die CD „Kind of Gold“ist ein Musikschat­z der besonderen Art. Die Interpreta­tionen romantisch­er bis moderner Werke zeigen die scheinbar unendliche­n Facetten des Trompetens­piels. Eröffnet wird das Album mit der „Festmusik der Stadt Wien“von Richard Strauss in einer ungewöhnli­chen Besetzung: Zehn Trompeten, sieben Posaunen, zwei Tuben und Pauke. Die Einspielun­g überzeugt mit symphonisc­her Stilistik und orchestral klingenden Spielweise­n. Überrasche­nd, welch abwechslun­gsreiches Klang-Spektrum die Blechbläse­r erzeugen. Die Kompositio­n stößt in bester Strauss-Manier fast an die Grenzen des machbaren Trompetens­piels. Höfs und sein Ensemble – bestehend aus Studenten und Ehemaligen – meistern das äußerst anspruchsv­olle Werk mit absoluter Leichtigke­it, genauso wie die anderen, nicht weniger anspruchsv­ollen Stücke auf der CD. Igor Strawinsky, Itaru Sakai und Leosˇ Janácˇek werden auch gespielt. Die außergewöh­nliche und empfehlens­werte Zusammenst­ellung macht Vorfreude auf die Konzerte mit Matthias Höfs in diesem Jahr.

Matthias Höfs: Kind of Gold, Berlin Classics

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Foto: Sybille Zettler Ein Weltstar in seinem Fachgebiet: Trompeter Matthias Höfs.
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