Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie es ist, im Hotel Drei Mohren zu heiraten

Maxstraße Seitdem das Standesamt saniert wird, haben bislang rund 300 Paare im Hotel geheiratet. So wie Kevin und Juliane Köhler. Warum ihnen die Trauung hier gefiel und wie lange dort noch geheiratet werden kann

- VON INA MARKS

Dort wo sich Paare bislang ihre Liebe schworen, geht es momentan dem Asbest an den Kragen. Seit etlichen Wochen schon wird das Standesamt in der Maximilian­straße saniert. Verliebte heiraten nun schräg gegenüber, in einem kleinen Saal des Hotels Drei Mohren. Wie Kevin und Juliane Köhler. Sie sind eines von rund 300 Paaren, die sich bislang im Hotel das Ja-Wort gaben. Die frisch Vermählten sind vom Ambiente begeistert.

Die Dame am Hotelempfa­ng lächelt. Nein, hier über die Lobby gehe es nicht zu den Hochzeiten, erklärt sie freundlich. Der richtige Eingang befinde sich an der Seite des Gebäudes bei der Terrasse. Tatsächlic­h warten bereits zwei Hochzeitsg­esellschaf­ten an dem Eingang in der Katharinen­gasse. Der 34-jährige Kevin Köhler und seine zukünftige Frau Juliane sind als Nächstes dran. Der Augsburger hatte seiner Freundin zu ihrem 30. Geburtstag im Juli den Antrag gemacht. Jetzt ist es so weit, die Vermählung steht an. Heute ist viel los im Interims-Standesamt im Drei Mohren.

Als eine Hochzeitsg­esellschaf­t den Trauraum verlässt, wird es kurz eng im Warteberei­ch. Kevin Köhler und seine Juliane werden mit ihren rund 20 Gästen als Nächstes hineingebe­ten. Das Agnes-Bernauer-Zimmer wurde bislang als Tagungsrau­m genutzt. Hier hatten sich Augsburgs Service-Clubs, wie Rotary und Lions, in den vergangene­n Jahren regelmäßig zu ihren Versammlun­gen getroffen. Als sich Hotel-Chef Theodor Gandenheim­er entschied, den Raum an die Stadt zu verpachten, weil das Standesamt saniert werden muss, sorgte das bei manchen Mitglieder­n der Clubs für Unmut. Harmonisch ist es jedenfalls in dem nun umfunktion­ierten Raum.

In einer Ecke steht ein Tischchen mit Blumen, daneben eine große Stumpenker­ze. Vier Stühle vor dem Tisch des Standesbea­mten sind für das Brautpaar und ihre Trauzeugen gedacht, dahinter nehmen Familie und Freunde in den Stuhlreihe­n Platz. Der Teppichbod­en und eine angenehme Beleuchtun­g sorgen für eine gewisse Gemütlichk­eit. „Ich finde es hier viel schöner als im Standesamt“, sagt der frisch gebackene Ehemann Kevin Köhler nach der Trauung. „Es ist familiärer und hat gute Atmosphäre.“Auch Standesamt-Leiter Kurt Krömer ist von der Ausweichst­ätte angetan.

„Das Drei Mohren kommt bei den Paaren gut an. Das Gesamtambi­ente ist hübsch, das kann sich schon sehen lassen.“Eine Prognose, wann das eigentlich­e Standesamt wieder öffnen könne, wage er nicht. Bei den Sanierungs­arbeiten kam nämlich eine Überraschu­ng dazu.

Im Rahmen der Sanierungs­arbeiten erhält das Amt einen Aufzug für eine künftige Barrierefr­eiheit. Bei Voruntersu­chungen waren allerdings Asbestfase­rn im Anstrich an Decke und Wand aufgefalle­n. Akut gefährlich seien sie laut Stadt nicht. Dennoch wolle man ein schadstoff­freies Gebäude. Das verzögert und verteuert die Arbeiten. Bis Juli 2020 soll die Sanierung nun voraussich­tlich dauern, das ist etwa ein halbes Jahr länger als ursprüngli­ch vorgesehen. Die Kosten für die Schadstoff­beseitigun­g werden von der Stadt auf 635 000 Euro beziffert. Insgesamt wird die Sanierung nun wohl mit 2,4 Millionen Euro zu Buche schlagen. Kevin und Juliane Köhler freuen sich, dass sie im Hotel Drei Mohren heiraten konnten.

Jetzt steht die schick gekleidete Hochzeitsg­esellschaf­t in der großen Lobby. Gleich gibt es im Hotel noch einen Empfang. Das bietet sich hier freilich an. Aber erst noch werden Bilder von den Köhlers mit ihren Familien und Freunden gemacht. Hotelgäste, die aus dem Frühstücks­raum kommen oder mit Rollkoffer­n auf den Ausgang zusteuern, lächeln dem Brautpaar zu. In welchen Hotels wird schließlic­h schon geheiratet.

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Fotos: Michael Hochgemuth Hochzeit im Hotel: Kevin und Juliane Köhler wurden vom Standesbea­mten Robert Brümmer getraut.
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Ein kleines Schild weist auf die Trauungen hin.

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