Augsburger Allgemeine (Land West)
Warum an Silvester in Augsburg dicke Luft herrschte
Jahreswechsel Böllern war in der Innenstadt verboten – eigentlich. Allzu rigoros kontrollierte die Polizei wohl nicht
Die Verordnung der Stadt Augsburg lässt nicht viel Platz für Interpretationen. „Es ist verboten,...“– so beginnt ein langer Absatz mit recht umfangreichem Inhalt. Punkt zehn davon: Es ist also verboten, „leicht brennbare Gegenstände, Feuerwerkskörper, pyrotechnische Gegenstände“und Leuchtkugeln „abzubrennen, zu schießen oder in irgendeiner Weise feilzubieten“. Einfacher ausgedrückt: Man darf nicht böllern. Nicht überall.
Es geht bei der Verordnung um „Menschenansammlungen im öffentlichen Raum aus besonderem Anlass“, um den Bereich „Maximilianstraße und angrenzende Straßen und Plätze“. Es geht konkret um Silvester. Viel zu spüren war von diesem Feuerwerksverbot in den Teilen der Innenstadt allerdings nicht. Wie berichtet, zündeten viele Menschen in der Maximilianstraße und den umliegenden Straßen und Plätzen Raketen ab. Polizei und Ordnungsdienst waren zwar vor Ort, schritten aber nicht immer ein, um das auf dem Papier recht rigide Verbot durchzusetzen.
Nach Mitternacht nahm auch die Feinstaub-Belastung in der Innenstadt deutlich zu, wie die Ergebnisse der Messstelle am Augsburger Königsplatz zeigen.
Dort lag die Luftbelastung mit Feinstaub zu Spitzenzeiten, kurz vor 1 Uhr in der Nacht auf Neujahr, bei 322 Mikrogramm pro Kubikmeter, sagt Meteorologin Ute Dauert vom Umweltbundesamt auf Anfrage. Das sei im Vergleich zu Normalverhältnissen ein deutlich erhöhter Wert – der allerdings immer auch wetterabhängig ist, etwa von Wind und Regen. Anhand der erfassten Daten lasse sich sagen, dass die Feinstaub-Belastung in der Augsburger Innenstadt in etwa der der Silvesternacht des Vorjahres entsprochen habe, sagt Dauert. Lediglich vor zwei Jahren habe es einen deutlichen Ausschlag nach oben gegeben, weil sich der Feinstaub durch das Wetter lange in der Luft gehalten habe. Dieses Jahr hatte sich die Feinstaub-Belastung allerdings bereits wieder in normaler Höhe eingependelt. Alles halb so wild also.
Was nach Auskunft der Polizei auch tendenziell für die Neujahrsnacht gilt. Detaillierte Zahlen, wie viele Menschen genau auf Grundlage der Verordnung kontrolliert, wie viele Feuerwerkskörper konfisziert, wie viele Platzverweise erteilt wurde, kann noch keiner nennen. Die Polizei spricht allerdings grundsätzlich von einem „ruhigen Silvester“, nicht nur in Augsburg. 240 Einsätze rund ums Silvestergeschehen habe es in der Nacht gegeben, im Bereich des ganzen Polizeipräsidiums freilich, die meisten davon in Augsburg. Es ging dabei unter anderem um Ruhestörungen, Sachbeschädigungen, auch Körperverletzungsdelikte, bei denen allerdings niemand schwerer verletzt wurde.
Zurück zum Feuerwerksverbot: Ein Polizeisprecher hatte gegenüber unserer Zeitung bereits am Neujahrstag betont, die Verhältnismäßigkeit müsse immer gesehen werden. Was auch heißt: Eher aussichtslos, jedem Fall nachzugehen, wenn hunderte Menschen gleichzeitig böllern oder Raketen zünden. So weit es möglich sei, setze man das Verbot aber durch, heißt es von der Polizei. Ordnungsreferent Dirk Wurm (SPD) hatte in der Vergangenheit verdeutlicht, dass ein generelles Feuerwerksverbot in der Silvesternacht für Teile der Innenstadt nie kontrolliert werden könne, sondern es darum gehe, die größten Auswüchse zu verhindern.