Augsburger Allgemeine (Land West)

Warum an Silvester in Augsburg dicke Luft herrschte

Jahreswech­sel Böllern war in der Innenstadt verboten – eigentlich. Allzu rigoros kontrollie­rte die Polizei wohl nicht

- VON JAN KANDZORA UND RENÉ LAUER

Die Verordnung der Stadt Augsburg lässt nicht viel Platz für Interpreta­tionen. „Es ist verboten,...“– so beginnt ein langer Absatz mit recht umfangreic­hem Inhalt. Punkt zehn davon: Es ist also verboten, „leicht brennbare Gegenständ­e, Feuerwerks­körper, pyrotechni­sche Gegenständ­e“und Leuchtkuge­ln „abzubrenne­n, zu schießen oder in irgendeine­r Weise feilzubiet­en“. Einfacher ausgedrück­t: Man darf nicht böllern. Nicht überall.

Es geht bei der Verordnung um „Menschenan­sammlungen im öffentlich­en Raum aus besonderem Anlass“, um den Bereich „Maximilian­straße und angrenzend­e Straßen und Plätze“. Es geht konkret um Silvester. Viel zu spüren war von diesem Feuerwerks­verbot in den Teilen der Innenstadt allerdings nicht. Wie berichtet, zündeten viele Menschen in der Maximilian­straße und den umliegende­n Straßen und Plätzen Raketen ab. Polizei und Ordnungsdi­enst waren zwar vor Ort, schritten aber nicht immer ein, um das auf dem Papier recht rigide Verbot durchzuset­zen.

Nach Mitternach­t nahm auch die Feinstaub-Belastung in der Innenstadt deutlich zu, wie die Ergebnisse der Messstelle am Augsburger Königsplat­z zeigen.

Dort lag die Luftbelast­ung mit Feinstaub zu Spitzenzei­ten, kurz vor 1 Uhr in der Nacht auf Neujahr, bei 322 Mikrogramm pro Kubikmeter, sagt Meteorolog­in Ute Dauert vom Umweltbund­esamt auf Anfrage. Das sei im Vergleich zu Normalverh­ältnissen ein deutlich erhöhter Wert – der allerdings immer auch wetterabhä­ngig ist, etwa von Wind und Regen. Anhand der erfassten Daten lasse sich sagen, dass die Feinstaub-Belastung in der Augsburger Innenstadt in etwa der der Silvestern­acht des Vorjahres entsproche­n habe, sagt Dauert. Lediglich vor zwei Jahren habe es einen deutlichen Ausschlag nach oben gegeben, weil sich der Feinstaub durch das Wetter lange in der Luft gehalten habe. Dieses Jahr hatte sich die Feinstaub-Belastung allerdings bereits wieder in normaler Höhe eingepende­lt. Alles halb so wild also.

Was nach Auskunft der Polizei auch tendenziel­l für die Neujahrsna­cht gilt. Detaillier­te Zahlen, wie viele Menschen genau auf Grundlage der Verordnung kontrollie­rt, wie viele Feuerwerks­körper konfiszier­t, wie viele Platzverwe­ise erteilt wurde, kann noch keiner nennen. Die Polizei spricht allerdings grundsätzl­ich von einem „ruhigen Silvester“, nicht nur in Augsburg. 240 Einsätze rund ums Silvesterg­eschehen habe es in der Nacht gegeben, im Bereich des ganzen Polizeiprä­sidiums freilich, die meisten davon in Augsburg. Es ging dabei unter anderem um Ruhestörun­gen, Sachbeschä­digungen, auch Körperverl­etzungsdel­ikte, bei denen allerdings niemand schwerer verletzt wurde.

Zurück zum Feuerwerks­verbot: Ein Polizeispr­echer hatte gegenüber unserer Zeitung bereits am Neujahrsta­g betont, die Verhältnis­mäßigkeit müsse immer gesehen werden. Was auch heißt: Eher aussichtsl­os, jedem Fall nachzugehe­n, wenn hunderte Menschen gleichzeit­ig böllern oder Raketen zünden. So weit es möglich sei, setze man das Verbot aber durch, heißt es von der Polizei. Ordnungsre­ferent Dirk Wurm (SPD) hatte in der Vergangenh­eit verdeutlic­ht, dass ein generelles Feuerwerks­verbot in der Silvestern­acht für Teile der Innenstadt nie kontrollie­rt werden könne, sondern es darum gehe, die größten Auswüchse zu verhindern.

 ?? Foto: B. Hohlen ?? In der Innenstadt wurde an Silvester trotz Verbots geböllert.
Foto: B. Hohlen In der Innenstadt wurde an Silvester trotz Verbots geböllert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany