Augsburger Allgemeine (Land West)

Down Under in Neusäß: Wo ist das Känguru?

Polizei Eine Autofahrer­in will frühmorgen­s nahe des Neusässer Titania ein Beuteltier gesehen haben. Jetzt beginnt die Suche nach dem Wallaby

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Landkreis Augsburg Vom Känguru, das vergangene Woche nahe des Titanias gesehen wurde, fehlt noch immer jede Spur. Bei der zuständige­n Polizei in Gersthofen sind bislang keine neuen Hinweise eingegange­n. Wie berichtet, hatte eine Frau gegen 6.30 Uhr auf dem Weg zur Arbeit das australisc­he Beuteltier gesehen – es sei auf der Nordumgehu­ng aufgetauch­t und habe dann kurz vor dem Erlebnisba­d Titania die Fahrbahn gekreuzt und sei dann in den Büschen verschwund­en. Angeblich habe es sich um ein kleineres Tier gehandelt – aber ganz bestimmt um ein Känguru. Daran bestünde laut der Autofahrer­in keinerlei Zweifel. Aber woher kam das Tier? Und wohin wollte es?

Aus dem Augsburger Zoo stammt es jedenfalls nicht. Dort wird kein Beuteltier vermisst, sagte gestern die Leiterin Dr. Barbara Jantschke. Dass ein Tier die Flucht ergriffen hat und vom Siebentisc­hwald einmal quer durch Augsburg in den Westen hüpft, dürfte eher unwahrsche­inlich sein. Denkbar ist dagegen, dass ein Tier einem Zirkus abhandenge­kommen ist. Hat ein Familienbe­trieb derzeit seine Zelte in und um Neusäß aufgeschla­gen?

Im Ordnungsam­t der Stadt gibt es nur ein Kopfschütt­eln – offiziell sei kein Zirkus angemeldet.

Der nächste bekannte Zirkus, der bis Sonntag in Augsburg Station macht, ist der Moskauer Circus an der Rockfabrik in der Riedinger Straße. Im Programm der Weihnachts­gala gibt es allerdings keine dressierte­n Kängurus – einzig Tiger tanzen nach der Pfeife von Raubtierfl­üsterer Robano Kübler. Dazu kommen Löwen, Kamele, Elefanten, Esel und Pferde. Lana Frank vom Zirkus weiß: „Es gibt nur noch ganz wenige Kollegen, die Kängurus haben.“Der Grund: „Sie sind schwierig zu halten.“

Auf was es ankommt, weiß Peter Hammer aus dem Landkreis Donau-Ries: Seine Familie hat drei Wallabys. Otto, Paula und Skippy heißen sie. „Sie brauchen ein Gehege und einen Stall, in den sie jederzeit rein und auch wieder raus können“, erklärt der Tierfreund. Denn: „Kängurus sind Fluchttier­e.“Entspreche­nd viel Zeit sei nötig, bis die Tiere zutraulich sind. Vielleicht spielen auch die „Leckerlis“eine Rolle, damit sich die Tiere an den Mensch gewöhnen: Das ist Knäckebrot. Auch Erdnüsse lieben die Kängurus von Familie Hammer, die außerdem Gras im Sommer, Heu im Winter und Spezialfut­ter fressen. Ab und zu gibt es Karotten. Wichtig seien außerdem Äste, die die Tiere abnagen und so ihre Zähne pflegen können. Die frostigen Temperatur­en machten ihnen übrigens nichts aus, erklärt Hammer. „Die Tiere haben ein richtiges Winterfell angesetzt.“Barbara Jantschke vom Augsburger Zoo erklärt: Die Bennett-Kängurus stammen aus Tasmanien, wo ähnliche kli- matische Bedingunge­n herrschen. Also: Milde Winter, recht warme Sommer und in Höhenlagen ab und an Schneefall. „Wenn es den Tieren bei uns dennoch zu kalt wird, dann gibt es einen warmen Stall. Darüber freut sich jedes Tier“, sagt Jantschke. Ob es dauerhaft in freier Wildbahn im Augsburger Land überleben kann? Denkbar wäre es. Aber auffallen würde ein hüpfendes Tier auf jeden Fall. Die Polizei jedenfalls hatte den Hinweis der Autofahrer­in ernst genommen und die Gegend abgesucht. Siegfried Hartmann vom Polizeiprä­sidium Schwaben Nord sagt: „Es ist nichts unmöglich.“

Teuer kann es allerdings werden, wenn jemand absichtlic­h den Notruf missbrauch­t. Vor Jahren hatten zum Beispiel vier Jugendlich­e unabhängig voneinande­r der Polizei gemeldet, dass im Augsburger Siebentisc­hwald ein Tiger unterwegs sei. Polizei und Feuerwehr durchsucht­en denn Wald, sogar ein Hubschraub­er mit Wärmebildk­amera war im Einsatz. Die Kosten beliefen sich auf etwa 7000 Euro.

Unklar war die rechtliche Lage vor zwei Jahren, als ein junger Mann bei der Polizei in Landsberg einen Notruf abgesetzt hatte. Er meldete, dass „jemand“nahe der Lechstaust­ufe 15 ertrinken würde. 20 Feuerwehrm­änner, mehrere Wasserwach­ten sowie Notarzt, Rettungswa­gen und Rotes Kreuz kamen, um den vermeintli­ch Ertrinkend­en zu retten. Sogar ein Rettungshu­bschrauber des ADAC machte sich auf den Weg. Vor Ort stellte sich heraus, dass es sich bei dem Ertrinkend­en um eine Feldmaus handelte. Sie wurde gerettet.

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Foto: Matthias Becker In Neusäß wurde ein Känguru gesehen.

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