Augsburger Allgemeine (Land West)

Große Schau der kleinen Züge

Ausstellun­g Modelleise­nbahnclub Neusäß zeigt an drei Sonntagen wie der seine Sammlung. Die entführt in eine ganz eigene kleine Welt. Warum der Verein „amerikanis­ch“fährt

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Neusäß-Westheim „Good morning America, how are you…“– John Denvers Hit kommt zwangsläuf­ig in den Sinn, wenn die endlos langen Waggonschl­angen der nordamerik­anischen Züge ihre Runden auf der imposanten Anlage des Modelleise­nbahnclubs Neusäß (MECN) drehen. An drei Sonntagen, nämlich am 6., 13. und 20. Januar, präsentier­en die Vereinsmit­glieder jeweils von 10 bis 17 Uhr im Klubheim Bahnhof Westheim, Hindenburg­straße 4, als Leckerbiss­en US-Züge in der Spur 0 (Maßstab 1:45), eingebette­t im dazu passenden Ambiente.

Dass der MECN wieder „amerikanis­ch“fährt, hat einen besonderen Grund. Das sei der Wunsch der letztjähri­gen Ausstellun­gsbesucher gewesen, so zweiter Vorsitzend­er Dieter Rothenfuße­r, der auch für die Öffentlich­keitsarbei­t zuständig ist. Das heißt: Der Verein hat alle Züge, Ausstattun­gsdetails, Gebäude und Autos nach deutschem Vorbild gegen die nordamerik­anischen Pendants ausgetausc­ht.

Gezeigt werden aber nicht nur die beliebten farbigen US-Züge. Die Präsentati­on beleuchtet zwangsläuf­ig auch die große Zeit des Eisenbahnb­aus in den 1940- und 1960erJahr­en. Damals kamen Fahrzeugty­pen wie die Challenger mit einer bis zu 14 Quadratmet­er großen Brennkamme­r und einem stündliche­n Kohlenverb­rauch von rund 25 Tonnen zum Einsatz. Dieter Rothenfuße­r weiß noch von einer anderen mächtigen US-Maschine zu berichten: „Die leistungsf­ähigste Lok war die monströse H8 der Bahngesell­schaft Chesapeake & Ohio mit fast 7500 PS. Sie zog Güterwaggo­ns mit bis zu 6000 Tonnen Gewicht und mehreren Kilometern Länge.“

Beide genannten Lok-Riesen sind im Maßstab 1:45 auf der Klubanlage zu sehen, aber auch andere mächtige Fahrzeuge von Union Pacific und Rock Island. Darüber hinaus entdecken die Ausstellun­gsbesucher un- zählige Kleinode aus der Anfangszei­t der nordamerik­anischen Eisenbahng­eschichte. Als Beispiel sei der Straßenzug einer Westernsta­dt genannt oder die Shay-Dampfloks mit ihren speziell angetriebe­nen Drehgestel­len und Stehkessel­n.

Aus der Taufe gehoben wurde der MECN vor 45 Jahren. Damals stellte die Spur 0 noch eine große Herausford­erung dar, da es für diesen Maßstab kein breites Angebot an Zubehör und Fahrzeugen gab. „Abgesehen von einem überschaub­aren Sortiment US-amerikanis­cher Fahrzeuge, die nur in den USA zu bestellen waren“, erzählt Rothenfuße­r.

Doch die ersten Klubmitgli­eder wussten sich zu helfen. Mit viel Talent, Engagement und Spitzfindi­gkeit hielten sie die Kosten für den Aufbau der Anlage in Grenzen. So bauten sie beispielsw­eise schlanke Weichen mit großem Radius aus Messingpro­filen auf Holzschwel­len. „Fachkundig­e Besucher bewunderte­n seinerzeit eine elegante doppelglei­sige Hosenträge­r-Weichenver­bindung im zwei Meter Bogen“, erinnert sich der zweite Vorsitzend­e.

Damals befand sich das MECNVerein­sheim noch in der alten Schule in Hainhofen. Anfang der 1980erJahr­e schlugen die Mitglieder ihr Domizil im ehemaligen Stellwerks­anbau des Westheimer Bahnhofs auf. Dort residieren sie noch heute. Von Anfang an Priorität hatte der Aufbau einer großen Landschaft­sanlage. Das Projekt schlossen die Mitglieder in den letzten Jahren mit

der Beseitigun­g der Geländebau­stellen ab. Doch ein Ausruhen tzung eines mehrgleisi­gen Kopfbahnho­fs an. „Die Planungen dazu laufen auf Hochtouren“, so Rothenfuße­r.

Eintritt Erwachsene drei Euro, Kinder ein Euro.

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US-Züge und -Waggons, eingebette­t in einem typisch nordamerik­anisch geprägten Umfeld, sind in der Ausstellun­g des Modelleise­nbahnclubs Neusäß zu sehen.
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Fotos: Dieter Rothenfuße­r Auch die Züge – hier ein Fahrzeug der Little River Railroad – weisen viel Liebe zum Detail auf.

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