Augsburger Allgemeine (Land West)

Die CSU entdeckt den Klimaschut­z

Klausur Um den Grünen Wähler abspenstig zu machen, will die Partei selbst grüner werden

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin/Seeon Nach der verpatzten Landtagswa­hl und dem Erstarken der Grünen will die CSU jetzt selbst deutlich grüner werden. Erreicht werden soll das durch ein ganzes Bündel von Maßnahmen, wie aus einem Klima-Papier hervorgeht, das die CSU-Landesgrup­pe auf ihrer Klausur in Kloster Seeon beschließe­n will und das unserer Zeitung vorab vorlag. Darin fordert die Partei unter anderem von Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) ein Konzept für die steuerlich­e Förderung der energetisc­hen Gebäudesan­ierung. Bei der Vermeidung von Treibhausg­asen soll Deutschlan­d die Entwicklun­gsund Schwellenl­änder nach dem Willen der CSU deutlich stärker unterstütz­en als bisher. Das alte Motto der Umweltbewe­gung „global denken, lokal handeln“greife zu kurz. Global denken und global handeln sei die bessere Devise.

Anja Weisgerber, die Beauftragt­e der CDU/CSU-Fraktion für Klimaschut­z, sagt: „Wir betrachten die Klimapolit­ik nicht nur durch die nationale Brille. Wir lassen in unserem nationalen Engagement nicht nach, rücken aber gleichzeit­ig deutlich stärker die internatio­nale Klimapolit­ik in den Fokus.“Konkret bedeute dies etwa, Entwicklun­gs- und Schwellenl­änder dabei zu unterstütz­en, ihre wachsende Wirtschaft von Anfang an klimafreun­dlich zu gestalten. Auf europäisch­er Ebene müsse zudem das Emissionsh­andelssyst­em gestärkt werden. „Nur so können die weltweiten Klimaziele auch erreicht werden“, sagt Weisgerber. Die Erfolge eines Engagement­s in anderen Ländern müssten dann aber auch Bestandtei­l der deutschen Klimabilan­z werden. Dem Klima sei es schließlic­h egal, ob eine Vermeidung von Kohlendiox­id „innerhalb oder außerhalb unserer Grenzen erreicht wurde“, so die Schweinfur­ter Abgeordnet­e.

Auf Weisgerber ruhen in der CSU große Hoffnungen. Ihr kommt die Aufgabe zu, das umweltpoli­tische Profil der Partei zu schärfen. In der Aufarbeitu­ng der Schlappe bei der Landtagswa­hl zeigte sich, dass die Bewahrung der natürliche­n Lebensgrun­dlagen vielen CSU-Anhängern ein wichtiges Anliegen ist. Um zu den Grünen abgewander­te Wähler wieder zurückzuho­len, will die CSU nun ihrerseits deutlicher­e umweltpoli­tische Schwerpunk­te setzen.

„Ökonomie und Ökologie wollen wir nicht gegeneinan­der ausspielen, sondern miteinande­r ins Gleichgewi­cht bringen“, sagt Anja Weisgerber. Und die CSU wolle durch ihr Engagement für den Klimaschut­z in Schwellen- und Entwicklun­gsländern auch keineswegs von der Verantwort­ung Deutschlan­ds ablenken. Die Bundesrepu­blik müsse weiter in Energie, Industrie, Verkehr, Gebäude

Söder: Streit lähmt, Streit langweilt, Streit nervt

und Landwirtsc­haft ihren Betrag leisten. Sinnvolle und realisierb­are Maßnahmen zur Reduzierun­g der Treibhausg­ase müssten sofort beginnen. Scholz müsse daher „zeitnah“einen Vorschlag für die steuerlich­e Förderung der energetisc­hen Sanierung von Gebäuden vorlegen.

In der Koalition in Berlin will die CSU wieder zu einer konstrukti­ven Sacharbeit mit der Schwesterp­artei CDU zurückkehr­en. „Streit lähmt, Streit langweilt und Streit nervt“, sagte der designiert­e Vorsitzend­e Markus Söder. Die CSU müsse zeigen, „dass wir ein starker und konstrukti­ver Partner sind“. Die CSU habe Interesse, dass die Große Koalition erfolgreic­h weitergefü­hrt werde, betonte auch der Vorsitzend­e der Landesgrup­pe, Alexander Dobrindt. Ähnlich äußerte sich der scheidende CSU-Vorsitzend­e Horst Seehofer: Das höchste Gut in der Union sei die Geschlosse­nheit.

Lesen Sie dazu auch den Leitartike­l von Uli Bachmeier und ein Dobrindt-Porträt in der Politik.

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