Augsburger Allgemeine (Land West)

Wann kommt der Showdown?

USA Der Budgetstre­it legt seit zwei Wochen viele Behörden lahm. Warum kein Ende des Kräftemess­ens zwischen Trump und Demokraten in Sicht ist

- VON KARL DOEMENS

Washington Die berühmten Smithsonia­n-Museen in Washington sind geschlosse­n. Im Joshua-Tree-Nationalpa­rk in Kalifornie­n türmen sich Müllberge neben vollen Abfalleime­rn. Derweil gibt die US-Regierung ihren freigestel­lten Beamten offiziell Tipps, wie sie beim Vermieter mit unentgeltl­ichen Hausmeiste­rdiensten einen Aufschub der Mietzahlun­g erwirken können.

Knapp zwei Wochen schon dauert die Haushaltss­perre in den USA an. Längst ist der „Shutdown“zum massiven öffentlich­en Ärgernis geworden. Direkt betroffen sind 800 000 Bedienstet­e diverser Ministerie­n und Bundesbehö­rden. Weil sich Präsident und Kongress nicht auf das neue Budget einigen können, müssen 380000 von ihnen seit dem 22. Dezember unbezahlt zu Hause bleiben. Die anderen 420 000 – etwa die Passkontro­lleure an den Flughäfen – müssen zwar weiter ihre Arbeit machen, erhalten aber vorerst kein Geld.

Grundsätzl­ich gehören Shutdowns in den USA zur politische­n Folklore. Der aktuelle Stillstand aber steuert einen Rekord an: 2013 hatte ein ähnlicher Streit die Regierung 16 Tage lang gelähmt, 1995/96 waren es 21 Tage gewesen. Diesmal ist kein Ende abzusehen. Zwar bewilligte der Kongress in der Vergangenh­eit meist eine Nachzahlun­g der Gehälter. Viele Bedienstet­e mit niedrigen Einkommen befinden sich trotzdem in einer kritischen Lage. In den USA leben sie von Gehaltsche­ck zu Gehaltsche­ck und bezahlen davon Mieten, Hypotheken oder Kreditkart­enschulden.

Trotzdem zeigen weder Präsident Donald Trump noch die erstarkten Demokraten sonderlich­en Ehrgeiz, den Shutdown zu beenden. Ein Gespräch am Mittwoch endete ergebnislo­s. Der Grund ist einfach: Es geht gar nicht ums Geld. Das konnte man schon ahnen, als Trump die Anführer der Demokraten im Repräsenta­ntenhaus und im Senat, Nancy Pelosi und Chuck Schumer, Mitte Dezember erstmals einlud. Der Präsident insistiert­e gebetsmühl­enartig, er werde nur ein Haushaltsg­esetz unterzeich­nen, das fünf Milliarden Dollar für den Bau der Grenzmauer zu Mexiko vorsieht. Pelosi und Schumer lehnten ab. Vor laufenden Kameras lieferten sich die drei Politiker ein 15-minütiges, feindselig­es Wortgefech­t. Anschließe­nd charakteri­sierte Pelosi die Begegnung als „Pinkelwett­bewerb mit einem Stinktier“.

Seither herrscht Funkstille. In wilden Twitter-Tiraden besteht Trump jedoch auf der Mauer. Bei dem Treffen im Weißen Haus hatte er noch erklärt, er werde stolz die Verantwort­ung für die Haushaltss­perre übernehmen. Inzwischen schiebt er den Demokraten alle Schuld zu. Geblieben ist aber seine Überzeugun­g, dass er mit dem Thema seine rechte Basis mobilisier­en kann. „Ich werde das gewinnen“, hat er Reportern gesagt.

Die Opposition will nun mit einem Kompromiss­vorschlag Handlungsw­illen demonstrie­ren. Mit ihrer neuen Mehrheit im Parlament wollen die Demokraten das Haushaltsg­esetz aufspalten. Der Großteil des Budgets bis September soll durchgewun­ken werden. Der Etat des Heimatschu­tzminister­iums, der die Grenzsiche­rung beinhaltet, würde jedoch nur übergangsw­eise bis zum 8. Februar gebilligt. Zudem wollen die Demokraten lediglich 1,3 Milliarden Dollar für die allgemeine Grenzsiche­rung lockermach­en.

Die Antwort von Trump-Sprecherin Sarah Sanders klingt wenig begeistert: „Der Pelosi-Plan ist ein Rohrkrepie­rer“, wetterte sie postwenden­d und ihr Chef erklärte, es könne „noch lange Zeit“dauern, bis der Streit beigelegt ist.

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Foto: José Luis Magana, dpa „Geschlosse­n“heißt es weiterhin vor den Nationalar­chiven und anderen US-Institutio­nen wegen des Regierungs­streits um das Budget.

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