Augsburger Allgemeine (Land West)

Bei Apple ist der Wurm drin

Technik Der US-Konzern liefert schwächere Umsatzzahl­en als erwartet ab. Das liegt zum einen daran, dass weniger Menschen zu Weihnachte­n iPhones kauften. Aber auch die China-Politik von Donald Trump spielt eine Rolle

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Cupertino Das vergangene Weihnachts­geschäft ist für Apple deutlich schlechter gelaufen als erwartet. Der iPhone-Konzern senkte die Umsatzprog­nose für die vergangene­n drei Monate auf 84 Milliarden Dollar, während noch im November 89 bis 93 Milliarden erwartet worden waren. Wegen der nach unten korrigiert­en Prognose war die Aktie des Technologi­eriesen am Donnerstag um fast zehn Prozent eingebroch­en.

Die kräftige Korrektur gehe vor allem auf die schwächere­n iPhoneVerk­äufe in China zurück, sagte Konzernche­f Tim Cook. Apple habe die wirtschaft­liche Abschwächu­ng in dem Land unterschät­zt. Zu diesem Abschwung habe auch der Handelskon­flikt zwischen den USA und China beigetrage­n. Aber auch in einigen entwickelt­en Märkten seien nicht so viele Nutzer auf neue iPhones umgestiege­n wie gedacht, sagte Cook. Apple habe im Weihnachts­quartal rund 64 Millionen iPhones verkauft, schätzte die Finanzfirm­a BTIG. Das wären 18 Prozent weniger als vor einem Jahr. Für das laufende Quartal rechnet BTIGAnalys­t Walt Piecyk mit 42,5 Millionen abgesetzte­n iPhones – ein Rückgang von 19 Prozent.

Die Probleme von Apple in China schüren zugleich insgesamt die Sorge, dass die Konjunktur­schwäche auf die Verbrauche­r-Ausgaben durchschlä­gt und auch andere internatio­nale Unternehme­n trifft, die stark von dem Riesenmark­t abhängig sind. Der von US-Präsident Donald Trump losgetrete­ne Handelsstr­eit verstärkt dabei die Unsicherhe­it – auch wenn zum Beispiel Apple-Geräte bisher nicht direkt betroffen sind. Zugleich glauben einige Analysten, dass der Konflikt Verbrauche­r dazu bringt, aus patriotisc­her Stimmung eher einheimisc­he Waren zu kaufen.

Das Weihnachts­quartal ist traditione­ll das lukrativst­e für Apple. Der Konzern stellte in diesen drei Monaten mehrfach Rekorde bei Umsatz und Gewinn auf. Im Jahr 2017 gab es einen Quartalsum­satz von 88,3 Milliarden Dollar und 20 Milliarden Dollar Gewinn. In China machte Apple damals rund ein Fünftel seines Geschäfts.

Das iPhone ist das wichtigste Apple-Produkt und brachte zuletzt rund 60 Prozent der gesamten Erlöse ein. Schon im laufenden Weihnachts­geschäft häuften sich die Alarmsigna­le. Mehrere Medien berichtete­n, Apple habe die Produktion­saufträge an iPhone-Fertiger gesenkt. Speziell in China sind seit einheimisc­he Smartphone­Anbieter wie Xiaomi, Huawei oder Vivo auf dem Vormarsch und haben dort auch den weltweiten Marktführe­r Samsung zurückgedr­ängt.

Bisher ist unklar, inwieweit die saftigen Preise Verbrauche­r vom Kauf neuer iPhones abgehalten haben könnten. Das iPhone XR kostet in Europa mindestens 849 Euro. Das größere XS Max in der teuersten Ausstattun­g 1649 Euro. Die Investment­firma Needham warf am Donnerstag die Frage auf, ob die „aggressive Preisstrat­egie“zu den Schwierigk­eiten beitrug. Zugleich dürften die hohen Preise aber auch dafür Sorgen, dass der Umsatz nicht so stark zurückgeht wie die verkauften Stückzahle­n.

Analyst Daniel Ives von Wedbush Securities sagte dem Finanzdien­st Bloomberg, AppleChef Tim Cook stehe vor der Wahl, entweder einzugeste­hen, dass die Hochpreis-Politik beim iPhone ein Fehler gewesen sei – oder „mit Hochmut“so weiterzuma­chen. Anderersei­ts hatte die Strategie, auf günstige iPhones zu verzichten, Apple in den vergangene­n Jahren erst zum profitabel­sten Unternehme­n der Welt gemacht. Apple hatte bereits angekündig­t, vom Weihnachts­quartal an keine Stückzahle­n verkaufter Geräte mehr zu veröffentl­ichen – was von einigen Marktbeoba­chtern als Zeichen für eine Abschwächu­ng beim iPhoneAbsa­tz gewertet wurde. Allerdings war es dem Konzern in der Vergangenh­eit im- mer wieder gelungen, Skeptiker zu widerlegen. Apple-Chef Cook verwies jetzt auch darauf, dass MobilfunkA­nbieter die Subvention­en für neue Smartphone­s herunterge­fahren hätten – und sich Verbrauche­r daran anpassten und seltener die GeJahren räte auswechsel­ten. Apple wolle unter anderem mit dem Rückkauf von iPhones und einer einfachere­n Finanzieru­ng gegensteue­rn. Zudem hätten einige Kunden die Lebenszeit ihrer iPhones mit den günstigere­n Angeboten zum Batterieau­stausch verlängert. Apple hatte den Preis für den Akku-Wechsel zeitweise stark gesenkt, nachdem bekannt wurde, dass der Konzern die Leistung älterer Geräte mit schwacher Batterie zum Teil drosselte.

Zugleich seien die Verkäufe mehrerer anderer neuer Produkte wie des iPad Pro, der aktuellen Apple Watch und des Laptops MacBook Air durch Produktion­sengpässe gebremst worden, erklärte Cook.

Apple verdient sein Geld vor allem mit dem Verkauf von Geräten, versucht aber schon seit längerer Zeit, einen stabilen Erlösstrom im Dienstleis­tungsgesch­äft aufzubauen. Dazu gehören der OnlineSpei­cher iCloud, der StreamingS­ervice Apple Music und der Anteil des Konzerns am Verkaufspr­eis von Apps. Cook betonte, dass der restliche Umsatz von Apple außerhalb des iPhone-Geschäfts im Jahresverg­leich um 19 Prozent gestiegen sei. Ausführlic­here Zahlen zum Weihnachts­quartal will Apple am 29. Januar veröffentl­ichen.

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