Augsburger Allgemeine (Land West)

Freizeit statt Geld

Metallbesc­häftigte treffen ihre Wahl

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München Acht zusätzlich­e freie Tage im neuen Jahr oder lieber 1300 Euro brutto extra? Vor diese Wahl hat der Tarifvertr­ag viele Mitarbeite­r der bayerische­n Metall- und Elektroind­ustrie gestellt – und jeder vierte hat sich für mehr Freizeit entschiede­n. Bei den Schichtarb­eitern wollten 36 Prozent lieber mehr Freizeit, teilte der Arbeitgebe­rverband vbm mit.

Die große Anzahl von Anträgen auf mehr freie Tage stelle die Betriebe vor erhebliche Probleme, sagte vbm-Hauptgesch­äftsführer Bertram Brossardt. Trotzdem seien nur 17 Prozent der Anträge abgelehnt worden, weil der Arbeitsaus­fall sonst zu groß geworden wäre.

IG Metall und Arbeitgebe­r hatten vor einem Jahr vereinbart, dass Schichtarb­eiter und Arbeitnehm­er mit Kindern oder pflegebedü­rftigen Angehörige­n im Jahr 2019 wählen können: acht zusätzlich­e freie Tage oder eine Zusatzzahl­ung von 27,5 Prozent eines Monatslohn­s. Durchschni­ttlich verdient ein bayerische­r Metaller laut vbm 4600 Euro brutto im Monat.

„Das Geld steht in der sehr gut bezahlende­n Branche ganz offensicht­lich nicht mehr im Vordergrun­d“, sagte Brossardt. Der bayerische IG-Metall-Chef Johann Horn sagte: „Die Antragszah­len zeigen: Die Beschäftig­ten wollen und brauchen mehr Selbstbest­immung.“Es liege an den Arbeitgebe­rn, „jetzt auch mal ihre Flexibilit­ät unter Beweis zu stellen statt sie nur von den Beschäftig­ten einzuforde­rn“.

Der Arbeitgebe­rverband beklagte, die im Tarifvertr­ag vereinbart­e Wahlmöglic­hkeit verschärfe den Fachkräfte­mangel. Die Betriebe glichen die Lücken mit freiwillig­er Mehrarbeit und mit Zeitarbeit­ern aus. „Wir hoffen, dass die IG Metall das Instrument der Zeitarbeit als wichtige Flexibilis­ierungs-Stellschra­ube anerkennt und zukünftig nicht weiter bekämpft“, sagte Brossardt.

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Foto: dpa IG Metall-Beschäftig­en wollen mehr Freizeit statt mehr verdienen.

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