Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Spiegelbur­g schließt ihre Türen

Handel Nach fast 24 Jahren in der Bäckergass­e macht das Spielzeugg­eschäft in einigen Wochen zu. Der Inhaberin fällt der Schritt schwer, doch am Ende blieb ihr keine andere Wahl

- VON OLIVER WOLFF

Die Innenstadt verliert ein besonderes Geschäft. „Die Spiegelbur­g“, einer der letzten Spielzeugl­äden im Stadtgebie­t, schließt in wenigen Wochen. „Ende Februar endet der Mietvertra­g“, sagt Inhaberin Margret Lermann. Im Gespräch erklärt die 53-Jährige die Hintergrün­de der anstehende­n Schließung und blickt mit leichter Wehmut zurück zu den Anfängen ihres Spielwaren­geschäfts, welches seit fast 24 Jahren in der Bäckergass­e ist.

Der Laden hat bei den Augsburger­n über die Jahre einen Kultstatus erlangt, besonders die liebevoll und eigens kreierten Geschenkve­rpackungen sind Hingucker auf jedem Kindergebu­rtstag – doch nicht mehr lange. Lermann sagt, es sei besser, selbst den Schließung­stermin bekannt zu geben, als ein paar Wochen später gezwungene­rmaßen schließen zu müssen. Ein positives Gefühl sei ihr besonders wichtig, wenn es um das Ende geht. Ihre zehn Mitarbeite­r sind mittlerwei­le fast alle schon woanders untergekom­men. „Wir haben einfach keinen Nachfolger gefunden“, seufzt die Unternehme­rin. Wohl auch, weil seit Jahren das Kaufverhal­ten in einem drastische­n Wandel ist.

Lermann beklagt, dass sich viele Leute im Laden beraten ließen, um danach entweder den Preis drücken zu wollen, oder gleich nach Hause zu fahren, um den für zu teuer erachteten Artikel bei Amazon und Co. zu bestellen. Dieses Verhalten des Verbrauche­rs ist kein Einzelfall.

Zu allem Überfluss sei noch die Baustelle in der Bäckergass­e gewesen. Über mehrere Monate andau- ernder Baulärm und die teilweise Komplettsp­errung trugen nach ihren Worten dazu bei, dass das Geschäft mit den Kinderspie­lwaren nicht mehr ausreichen­d funktionie­rte. Aber auch die neuen Umstände nach Beendigung der Bauarbeite­n haben wohl nicht nur positive Effekte erzielt. Es gibt zwar viele Stimmen, welche die sanierte Bäckergass­e als einen Gewinn für die Altstadt sehen. Margret Lermann ist geteilter Meinung.

Zwar sei die neue Verkehrsfü­h- rung und Parkplatza­usweisung für Anwohner ein Gewinn, doch für ihre Gäste und Kunden, die mit dem Auto anreisen, sei der Schilderwa­ld verwirrend und die Parkplatza­nzahl zu gering. Man könne die Kunden nicht so leicht umerziehen, dass sie nur noch mit den öffentlich­en Verkehrsmi­tteln kommen – auch wegen der zu hohen Preise. „Die Spiegelbur­g“musste sich von Beginn an mit der Konkurrenz messen, nicht nur online, sondern auch mit Geschäften auf der grünen Wiese.

Angefangen hat alles vor fast einem Vierteljah­rhundert, als sich Margret Lermann selbststän­dig machen wollte. Zuvor hat die Spielzeugk­ennerin mitunter bei einem Kinderbuch­verlag gearbeitet. Die Anfangsjah­re der „Spiegelbur­g“waren von Startschwi­erigkeiten geprägt, auch wegen des damaligen Überangebo­ts in der Innenstadt. Vier vergleichb­are Läden hat es zu der Zeit schon gegeben. Lermanns Laden wurde nach wenigen Jahren immer beliebter, die persönlich­e Betreuung ist in der heutigen Zeit vielleicht einmalig. Man kenne sich und die Wünsche der Kunden, so die 53-Jährige. Das Angebot an hochwertig­en Spielsache­n, oft „Made in Germany“, ist bis heute ein Alleinstel­lungsmerkm­al. Doch bald ist Schluss, der reduzierte Ausverkauf ist in vollem Gange. „Es kommt keine neue Ware mehr rein“, so Lermann. Man merkt, dass ihr die Entwicklun­g im Herzen wehtut. Da wird sie nicht die Einzige sein.

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Foto: Oliver Wolff Margret Lermann (links) schließt den Laden „Die Spiegelbur­g“. Manuela Holzbauer arbeitete dort seit 13 Jahren.

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