Augsburger Allgemeine (Land West)
Die Spiegelburg schließt ihre Türen
Handel Nach fast 24 Jahren in der Bäckergasse macht das Spielzeuggeschäft in einigen Wochen zu. Der Inhaberin fällt der Schritt schwer, doch am Ende blieb ihr keine andere Wahl
Die Innenstadt verliert ein besonderes Geschäft. „Die Spiegelburg“, einer der letzten Spielzeugläden im Stadtgebiet, schließt in wenigen Wochen. „Ende Februar endet der Mietvertrag“, sagt Inhaberin Margret Lermann. Im Gespräch erklärt die 53-Jährige die Hintergründe der anstehenden Schließung und blickt mit leichter Wehmut zurück zu den Anfängen ihres Spielwarengeschäfts, welches seit fast 24 Jahren in der Bäckergasse ist.
Der Laden hat bei den Augsburgern über die Jahre einen Kultstatus erlangt, besonders die liebevoll und eigens kreierten Geschenkverpackungen sind Hingucker auf jedem Kindergeburtstag – doch nicht mehr lange. Lermann sagt, es sei besser, selbst den Schließungstermin bekannt zu geben, als ein paar Wochen später gezwungenermaßen schließen zu müssen. Ein positives Gefühl sei ihr besonders wichtig, wenn es um das Ende geht. Ihre zehn Mitarbeiter sind mittlerweile fast alle schon woanders untergekommen. „Wir haben einfach keinen Nachfolger gefunden“, seufzt die Unternehmerin. Wohl auch, weil seit Jahren das Kaufverhalten in einem drastischen Wandel ist.
Lermann beklagt, dass sich viele Leute im Laden beraten ließen, um danach entweder den Preis drücken zu wollen, oder gleich nach Hause zu fahren, um den für zu teuer erachteten Artikel bei Amazon und Co. zu bestellen. Dieses Verhalten des Verbrauchers ist kein Einzelfall.
Zu allem Überfluss sei noch die Baustelle in der Bäckergasse gewesen. Über mehrere Monate andau- ernder Baulärm und die teilweise Komplettsperrung trugen nach ihren Worten dazu bei, dass das Geschäft mit den Kinderspielwaren nicht mehr ausreichend funktionierte. Aber auch die neuen Umstände nach Beendigung der Bauarbeiten haben wohl nicht nur positive Effekte erzielt. Es gibt zwar viele Stimmen, welche die sanierte Bäckergasse als einen Gewinn für die Altstadt sehen. Margret Lermann ist geteilter Meinung.
Zwar sei die neue Verkehrsfüh- rung und Parkplatzausweisung für Anwohner ein Gewinn, doch für ihre Gäste und Kunden, die mit dem Auto anreisen, sei der Schilderwald verwirrend und die Parkplatzanzahl zu gering. Man könne die Kunden nicht so leicht umerziehen, dass sie nur noch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kommen – auch wegen der zu hohen Preise. „Die Spiegelburg“musste sich von Beginn an mit der Konkurrenz messen, nicht nur online, sondern auch mit Geschäften auf der grünen Wiese.
Angefangen hat alles vor fast einem Vierteljahrhundert, als sich Margret Lermann selbstständig machen wollte. Zuvor hat die Spielzeugkennerin mitunter bei einem Kinderbuchverlag gearbeitet. Die Anfangsjahre der „Spiegelburg“waren von Startschwierigkeiten geprägt, auch wegen des damaligen Überangebots in der Innenstadt. Vier vergleichbare Läden hat es zu der Zeit schon gegeben. Lermanns Laden wurde nach wenigen Jahren immer beliebter, die persönliche Betreuung ist in der heutigen Zeit vielleicht einmalig. Man kenne sich und die Wünsche der Kunden, so die 53-Jährige. Das Angebot an hochwertigen Spielsachen, oft „Made in Germany“, ist bis heute ein Alleinstellungsmerkmal. Doch bald ist Schluss, der reduzierte Ausverkauf ist in vollem Gange. „Es kommt keine neue Ware mehr rein“, so Lermann. Man merkt, dass ihr die Entwicklung im Herzen wehtut. Da wird sie nicht die Einzige sein.