Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Kommunen müssen es ausbaden

- VON STEFAN KROG skro@augsburger-allgemeine.de

Die Luft in der Augsburger Karlstraße ist auch im vergangene­n Jahr nicht sauber genug gewesen. Die Überschrei­tung ist gering, sodass es keinen Grund zu Panik gibt. Dennoch: Die Konzentrat­ion des Verbrennun­gsgases, das vor allem von Dieselmoto­ren ausgestoße­n wird und die Atemwege angreift, ist in der Karlstraße zu hoch.

Die Stadt ist zum Handeln aufgerufen, um ein Fahrverbot – auch wenn es momentan nur abstrakt droht – zu verhindern. In ihrer direkten Wirkung sorgen die Verbote vor allem für Chaos und Ärger – der Effekt ist, speziell wenn einzelne Straßen gesperrt werden, nicht durchschla­gend. Die Maßnahme und allein schon die Drohung damit hat vor allem indirekte Wirkung: Ohne diese Drohkuliss­e würde verkehrspo­litisch nichts passieren.

Wie schon beim Feinstaub hat die Politik es versäumt, rechtzeiti­g dafür zu sorgen, dass Grenzwerte eingehalte­n werden, etwa indem man Autoherste­llern beim Schadstoff­ausstoß die Daumenschr­auben anlegt oder frühzeitig alternativ­e Mobilitäts­konzepte verstärkt fördert. Die Grenzwerte und ihr Geltungsze­itraum waren schon seit Jahren bekannt – sehenden Auges ist man darauf zugesteuer­t.

Jetzt muss alles schnell gehen. Die Städte haben einerseits die Chance, Fördergeld­er für ihre Verkehrsin­frastruktu­r zu holen. Und manches – sei es eine bessere Fahrgastin­formation bei Bus und Tram oder die „intelligen­te“Ampel in der Haunstette­r Straße (die eigentlich nur kommt, um die Tempo-50-Beschränku­ng aus Lärmschutz­gründen abzufedern) – war schon länger geplant. Anderersei­ts müssen die Kommunen nun vieles richten, was weiter oben verbockt wurde.

Das von Bund und den tricksende­n Autoherste­llern finanziert­e „Sofortprog­ramm für saubere Luft“ist eine Hoppla-Hopp-Aktion, bei der es im Hinblick auf das wegen der Grenzwertü­berschreit­ungen von der EU-Kommission angestreng­te Vertragsve­rletzungsv­erfahren gegen die Bundesrepu­blik schnell gehen muss. Unter größtem Zeitdruck müssen Kommunen Geld zusammenkr­atzen (gefördert werden 40 bis 60 Prozent) und Förderantr­äge schreiben, um an Zuschüsse zu kommen. Und Ende 2020 soll das Förderfeue­rwerk schon wieder zu Ende sein. Wenn es der Bundesregi­erung mit der Verkehrswe­nde ernst ist, muss sie anders agieren.

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