Augsburger Allgemeine (Land West)
Eine Generalprobe als Ersatz
Eigentlich passiert es in so gut wie jeder Saison: Ein Kabarettist, der wegen eines Infekts nicht auftreten kann, Musiker, die wegen einer Erkrankung absagen müssen, das Theater, das eine Vorstellung nicht spielen kann – und natürlich vor allem im Winter. Schlimm werden diese Absagen für das Publikum, wenn man es nicht rechtzeitig selbst erfahren hat. Je länger die Anreise bis zum Haus, desto schlimmer.
Und es ist vor allem in diesen Fällen dann wirklich ein Segen, wenn eine Ersatzvorstellung gespielt wird. Mir ging das einmal in Frankfurt so. Das Stück, das ich sehen wollte, für das ich Karten hatte und in die Stadt gefahren war, konnte wegen einer Erkrankung im Ensemble nicht gespielt werden. Kurzerhand hat das Haus dann einfach die Generalprobe für „Der Kaufmann von Venedig“öffentlich gespielt. Damit das Publikum etwas zu sehen bekam. Das Einzige, was fehlte, waren am Ende die Darsteller. Weil es die Generalprobe war, kamen sie am Schluss nicht zum Verbeugen auf die Bühne.
Dass das Staatstheater bei dieser Serie an Ausfällen, von der wir gestern größer berichtet haben, versucht, Ersatzvorstellungen anzubieten, ist das Beste. Denn alle, die sich schon auf den Weg gemacht haben, haben dann die Möglichkeit, etwas anderes als das ursprünglich Geplante zu sehen. Besser, als vor einem verschlossenen Haus zu stehen und sich zu fragen, warum man sich an diesem Abend auf den Weg gemacht hat.
* * * „Intermezzo“ist unsere KulturKolumne, in der Redakteure der Kultur- und Journal-Redaktion schreiben, was ihnen die Woche über aufgefallen ist.