Augsburger Allgemeine (Land West)
Blattgold schmeckt auch den Augsburgern
Genuss Bayern-Profi Franck Ribéry hat mit dem Verzehr eines „Gold-Steaks“Diskussionen ausgelöst. Dabei ist Blattgold in Speisen nichts Neues. Was ein Sternekoch und der Inhaber einer Konditorei dazu sagen
Blattgold ist gerade in vieler Munde, wenn auch nur im übertragenen Sinn. Nachdem Franck Ribéry, Spieler des FC Bayern, öffentlichkeitswirksam ein vergoldetes Steak verspeiste, wird darüber diskutiert, wie viel Luxus erlaubt ist und wann Dekadenz beginnt. Dabei ist Blattgold in Lebensmitteln durchaus üblich. Es wird auch in Augsburg für Leckereien verwendet – wenn auch freilich in Maßen.
Bei der Konditorei Schenk etwa verzieren die Konditoren Desserts und Pralinen gerne mit Blattgold. Als i-Tüpfelchen sozusagen. „Das sind aber nur kleine Flocken. Für den Kunden fällt das preislich kaum spürbar ins Gewicht“, sagt Roland Schenk, einer der Geschäftsführer. Rund 50 Euro koste ein Päckchen Blattgold. „Darin befinden sich 25 Blätter, die acht mal acht Zentimeter groß sind“, erklärt er. Ein kleiner Gold-Tupfer auf der Praline mache da nur wenige Cent aus. Anders ist es bei manch besonderer Torte.
„Es gibt Kunden, die bestellen Hochzeitstorten, bei denen eine ganze Etage mit Gold eingedeckt sein soll. Dafür müssen wir dann ein ganzes Packerl Blattgold verwenden“, erzählt der Mitinhaber der Traditionskonditorei. Dass Blattgold verwendet wird, sei nicht neu. „Das machen wir seit rund 20 Jahren. Nur – ein Schnitzel mit Blattgold, das ist schon sehr dekadent“, findet Schenk.
Nun war das Stück Fleisch für Herrn Ribéry, das in einem Dubaier Restaurant 1200 Euro gekostet haben soll, kein simples Schnitzel, sondern angeblich ein feines RibeyeSteak. Aber auch darauf hat Blattgold nichts verloren, sagt der bekannte Augsburger Sternekoch Christian Grünwald. Für ihn zählt dabei aber weniger das Argument etwaiger Dekadenz. Das sei jedem selbst überlassen.
Vielmehr stört ihn die Tatsache, dass der Zusammenhang von Gold und Fleisch keinerlei Sinn ergibt. „Auf ein Steak gehört für mich nur ordentlich Butter“, meint Grünwald, der in der Villa Haag das Restaurant „August“betreibt. Er selbst verwendet bei zwei Gerichten Blattgold, mehr zum Rezept oder der Zusammenstellung will er aber nicht verraten. Nur so viel: Ein Gang Foto: Silvio Wyszengrad
nennt sich „gold sweet water“, also „goldenes, süßes Wasser“.
Ganz vorsichtig trägt der Sternekoch das Edelmetall auf. „Dafür elektrisiere ich einen Pinsel, damit er das Blattgold aufnehmen kann. Dann kann ich es auflegen.“Blattgold, so Grünwald, werde seit Hunderten von Jahren als kleine Aufmerksamkeit auf kleinste kulinarische Schmuckstücke drapiert. „Wie auf Pralinen oder Macarons.“
Bei Feinkost Kahn ist Gold Vergangenheit. „Früher, in den 70er und 80er Jahren, gab es mal Goldblättchen in Suppen“, erinnert sich Hans-Peter Kahn, der das FeinkostRestaurant in der Annastraße betreibt. „Da war auch das sogenannte Danziger Goldwasser beliebt. Aber momentan liegt das nicht mehr im Trend.“Klaus Eber vom gleichnamigen Café am Rathausplatz hält von Blattgold als Verzierung auf Pralinen und Törtchen nichts. „Für uns ist das nicht wichtig. Es wäre auch zu großer Aufwand. Wir machen normale Verzierungen“, sagt er.
Bei der Konditorei Dichtl hingegen ist Blattgold bereits seit 15 Jahren präsent. „Es fing mit einem Goldpunkt auf einer Praline an“, erzählt Marion Wiedersatz, Assistentin der Geschäftsleitung. Inzwischen würden Nikoläuse oder Osterhasen mit dem schimmernden Rohstoff überzogen. „Kunst und Schokolade sind bei uns ein großes Thema.“Es gehe um Hingucker und um Exklusivität. Die veredelten Serien kämen bei den Kunden gut an. Daran ist nichts Verwerfliches, ist auch Sternekoch Christian Grünwald der Meinung.
Jeder Mensch könne das essen, was er will. „Da gibt es an anderen Stellen ganz andere Verschwendungen. Supermärkte etwa, die massenhaft Produkte wegwerfen.“