Augsburger Allgemeine (Land West)

Ammoniak-Anlage ängstigt Anwohner

Industrie Die Firma Silbermann will sich vergrößern. Doch der Bürgervere­in Stettenhof­en lehnt einen Ausbau der Gewerbeanl­age vehement ab. Gablingens Bürgermeis­ter dagegen hält das für Panikmache

- VON FELICITAS LACHMAYR

Gablingen Wenn es nach den Plänen des Chemieunte­rnehmens Staub & Co. - Silbermann GmbH geht, soll der Standort im Gablinger Industrieg­ebiet wachsen. Die Firma will die Anlagen zur Abfüllung und Lagerung von Ammoniak vergrößern. Doch Bewohner aus den angrenzend­en Wohngebiet­en in Gablingen, Stettenhof­en und Foret sind verunsiche­rt: Ist die geplante Erweiterun­g des Ammoniakla­gers eine Gefahr?

Für Leonhard Kress vom Bürgervere­in Stettenhof­en ist die Antwort eindeutig: Ammoniak sei ein hochgiftig­es Gas. „Wenn etwas passiert, kann es für die Menschen gefährlich werden“, sagt er. Ein Brand in einer benachbart­en Firma könne auf das Chemieunte­rnehmen übergreife­n und einen Störfall auslösen. Eine weitere Bedrohung sieht Kress in der Natur. 2015 zog ein Tornado nur wenige Kilometer vom Chemieunte­rnehmen entfernt durch das Augsburger Land und hinterließ eine Schneise der Verwüstung. Er traf damals Stettenhof­en schwer. Was, wenn sich so ein Sturm wiederholt, warnt Kress.

Insgesamt sitzen im Augsburger Land 45 Chemieunte­rnehmen. Die Firma Silbermann ist einer von vier sogenannte­n Störfallbe­trieben. Das bedeutet, dass das Unternehme­n gefährlich­e Stoffe oberhalb einer bestimmten Menge nutzt und lagert, die einen Störfall auslösen können. Dadurch gelten erhöhte Sicherheit­sbestimmun­gen und das Unternehme­n ist verpflicht­et, die Öffentlich­keit zu informiere­n.

Die Firma Silbermann will die Anlage zur Abfüllung und Lagerung von Ammoniak erweitern. Bisher hatte das Unternehme­n die Genehmigun­g, 29,9 Tonnen der Chemikalie zu lagern, künftig sollen es 99 Tonnen sein. Das Ammoniak kommt in Kühlanlage­n von Brauereien, Molkereien oder Eisstadien zum Einsatz. Eine Erweiterun­g der Anlage hält Leonhard Kress vom Bürgervere­in Stettenhof­en für untragbar. Denn neben den genannten Risiken nehme mit der Ausweitung der Produktion auch der Verkehr und damit der Lärm und die Feinstaubb­elastung zu.

Betriebsle­iter Matthias Scherr kann die Bedenken der Bürger verstehen. Doch er betont, dass selbst bei einem Störfall keine direkte Gefahr für die umliegende­n Wohngebiet­e besteht. Das Unternehme­n befinde sich in einem Industrieg­ebiet. Der nötige Abstand von 180 Metern zu Wohngebiet­en werde eingehalte­n. Selbst Ausnahmefä­lle wie ein Tornado, Flugzeugab­sturz oder Terroransc­hlag würden über das bestehende Sicherheit­skonzept abgedeckt.

Baurechtli­ch steht der Erweiterun­g des Ammoniakan­lage nichts im Weg. Bereits im Dezember stimmte der Gablinger Gemeindera­t den Erweiterun­gsplänen der Firma zu und verzichtet­e dabei explizit auf eine Stellungna­hme zum Gefährdung­spotenzial. Doch Bürgermeis­ter Karl Hörmann sagt auf Nachfrage: Es würden Ängste geschürt. „Nach meinem Dafürhalte­n ist baurechtli­ch und auch immissions­schutzrech­tlich nichts gegen das Vorhaben einzuwende­n.“

Doch damit ist der Ausbau der Ammoniakan­lage noch nicht besiegelt. Derzeit prüft das Landratsam­t, ob das Vorhaben den immissions­schutzrech­tlichen Vorgaben entspricht. Mit einem Ergebnis kann voraussich­tlich im zweiten Quartal 2019 gerechnet werden, heißt es vonseiten des Landratsam­tes. Doch eine Tendenz zeichnet sich ab. „Die bislang von den beteiligte­n Fachbehörd­en eingegange­nen Stellungna­hmen stimmen dem Vorhaben, teilweise unter Benennung von Auflagen, zu“, heißt es schriftlic­h. Drei Fachstelle­n hätten sich noch nicht

abschließe­nden zum Vorhaben geäußert, jedoch die grundsätzl­iche Genehmigun­gsfähigkei­t des Vorhabens signalisie­rt.

Noch bis Donnerstag, 10. Januar, können Bürger beim Landratsam­t oder der Gemeinde Gablingen Einwand gegen das Vorhaben erheben. Bislang sind zwei Einwendung­en beim Landratsam­t eingegange­n. Als betroffene Nachbarkom­mune soll auch Langweid, zu dem Stettenhof­en gehört, eine Stellungna­hme zu dem Vorhaben abgeben. Der Gemeindera­t stimmt heute Abend darüber ab.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Die Firma Silbermann will ihre Anlagen zur Lagerung von Ammoniak in Gablingen vergrößern.
Foto: Marcus Merk Die Firma Silbermann will ihre Anlagen zur Lagerung von Ammoniak in Gablingen vergrößern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany