Augsburger Allgemeine (Land West)
Der Hallenfußball feiert seine Renaissance
Futsal Die sechste Schwaben-Endrunde nach modernen Regeln wird zum Fan-Fest. Ist die Talsohle durchschritten?
Günzburg So viel Fan-Fest gab es im schwäbischen Hallenfußball schon lange nicht mehr. Freudetrunken lagen sich die bunt gekleideten und heiser geschrienen Fangruppen aus allen Regionen des Bezirks im Foyer der Rebayhalle Günzburg in den Armen. Drinnen feierten die Kicker des FC Gundelfingen und die Fußballerinnen des TSV Schwaben Augsburg ausgelassen ihre BezirksTitel. Mittendrin standen die Verbandsmitarbeiter und Sponsoren der 40. Schwäbischen Meisterschaft im Hallenfußball mit glänzenden Augen und freuten sich über die unverhoffte Auferstehung des Spektakels. Keiner der gut 1000 Augenzeugen, darin waren sich alle einig, konnte nach diesem rundum gelungenen Futsal-Tag weiterhin die „alten“Hallenfußball-Tage herbeisehnen.
Entsprechend gelöst kommentierten die Funktionäre das Erlebte. Der erstmals als Bezirks-Spielleiter verantwortliche Rainer Zeiser fasste seine Gefühle so zusammen: „Gute Spiele, überragende Kulisse und super Stimmung, weil fast alle Zuschauer bis zum Endspiel geblieben sind. Das macht mir Hoffnung, dass das Ganze wieder aufwärtsgeht.“Auch Karl Dirr präsentierte sich in lange nicht erlebter Hochstimmung. „Wenn ich da rechts und links auf die Tribüne schaue – das ist eine Wonne, das zeigt einfach, dass die Sache lebt“, bemerkte der Abteilungsleiter des Turnier-Gastgebers SC Bubesheim.
Auf die Frage, ob der NegativTrend im Hallenfußball bereits beendet sei (ein Jahr zuvor, am historischen Tiefpunkt, hatten die Titelkämpfe nach Futsal-Regeln nur 700 Fans nach Günzburg gelockt), hielten sich die Hallenfußball-Freunde im Verband aber noch zurück. „Ich hoffe, dass wir langsam aus der Talsohle kommen“, sagte etwa der Bezirksvorsitzende Johann Wagner.
Fußballerisch war das Turnier tatsächlich schick, aufgrund der Dominanz der Favoriten aber sportlich wenig aufregend. Die Außenseiter brachten dafür in die Rebayhalle mit, was in der Futsal-Vergangenheit oft genug gefehlt hatte: PartyAtmosphäre. Stimmgewaltig und farbenfroh präsentierten sich die Fans, dankbar und bescheiden verfolgten sie Erfolge und Misserfolge der Ihren. Der Spaß kam nicht zu kurz. So ermunterte der HalbfinalEinzug seiner Mannschaft den früheren Holzkircher Trainer Stefan Fischer gar zum Griff nach den Sternen. Als nämlich ein neu angekommener Besucher fragte, gegen wen sein Team nun anzutreten habe, sprudelte Fischer los: „Bayern München, Real Madrid oder FC Gundelfingen – scheißegal.“
Es waren die Gundelfinger. Und die spielten den ganzen langen Turniertag lang, wie es ein Favorit eben tut, ruhig, abgeklärt und kaltschnäuzig. Den Holzkirchern half nicht mal das frenetische „Die Nummer eins im Ries sind wir“von der Tribüne, der Landesligist war einfach eine Klasse besser. Das an- Halbfinale bot phasenweise überaus sehenswerten Fußball und ein paar Gefühlsausbrüche, die un- terstrichen, wie ernsthaft beide Kontrahenten um den Einzug ins Endspiel kämpften. Am Ende mussdere te das Sechsmeterschießen entscheiden, und der Endrunden-Neuling TSV Meitingen stand im Finale. „Es war ein tolles Turnier auf einem guten Niveau“, waren sich Trainer Paolo Mavros und Abteilungsleiter Torsten Vrazic einig. Einziger Kritikpunkt: „Die Veranstaltung dauert viel zu lang“, so Mavros, dessen Kicker von Mittags um zwölf bis Abends um acht in der Halle waren.
Am Ende des Tages waren die Akkus des TSV Meitingen dann leer. Das Endspiel war von Beginn an eine klare Angelegenheit. Gundelfingen setzte wie im gesamten Turnierverlauf auf Ballbesitz-Fußball und effektive Chancenverwertung, siegte gegen die nur mit sieben Feldspieler angetretenen Lechtaler mit 6:1. Dadurch ließ man sich aber die Freude nicht verderben. „Wir sind stolz darauf, schwäbischer Vizemeister zu sein“, sagt Vrazic, „und nach der anfänglichen Enttäuschung haben wir dann auch noch richtig schön gefeiert.“Dass der TSV Meitingen ebenso wie der Meister FC Gundelfingen bereits für die Endrunde 2010 gesetzt ist, freut und verwundert den Meitinger Fußball-Boss gleichzeitig.
Dasselbe Bild bot das Turnier der Frauen. Titelverteidiger Schwaben Augsburg besitzt bei Weitem nicht mehr das Team vergangener Jahre, doch auf schwäbischer Hallenfußball-Ebene langte es einigermaßen locker zum Sieg. Zur besten Spielerin wurde die Ellgauerin Lisa Steppich gewählt.