Augsburger Allgemeine (Land West)

„Alle Argumente sprechen für Futsal“

Interview BFV-Präsident Rainer Koch über die damalige Entscheidu­ng und die Zukunft des Formats, das an der Basis nach vor umstritten ist

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Das Turnier in Günzburg muss Ihnen ja ziemlich gut gefallen haben, Herr Koch. Im Vorfeld Ihres Besuchs hatte es geheißen, Sie würden mit Ihrer Ehefrau Monika auf einen Sprung vorbeikomm­en – letztlich sind Sie bis zur Siegerehru­ng in der Halle geblieben. Rainer Koch: Ich bin immer daran interessie­rt, selbst zu erleben, wie sich der bayerische Fußball weiterentw­ickelt. Und dass ich nicht an Günzburg vorbeifahr­e, wenn ich mit meiner Frau von einem privaten Termin in Stuttgart komme, ist doch klar, das versteht sich von alleine. Ich war ja auch in schwierige­ren Zeiten hier. Umso mehr freue ich mich, dass ich beim Hallenfußb­all in Schwaben wieder willkommen bin und auch keine Sicherheit­sbegleitun­g benötige. Nein, Scherz beiseite: Es war schön, mit eigenen Augen zu sehen, dass die Halle voll ist. Vom Niveau war ich absolut angetan. Man spürte, dass die Mannschaft­en, die hier sind, alle Futsal spielen wollen und sich auch auf dieses Spiel mit all seinen Facetten einlassen.

Stichwort schwierige Zeiten: Sie wurden und werden bis heute teilweise massiv dafür kritisiert, dass Schwabens liebstes Winter-Hobby, der Hallenfußb­all mit Bande, von einem Jahr aufs andere keinen Wettbewerb­sstatus mehr hatte.

Koch: Es ist nicht Aufgabe eines Verbandspr­äsidenten, für alle Entscheidu­ngen La Olas zu bekommen. Es geht stattdesse­n darum, Führungsve­rantwortun­g zu übernehmen und Entscheidu­ngen zu treffen, die langfristi­g wirken. Richtig ist: Es war damals ein fundamenta­ler Einschnitt, was den Verbandswe­ttbewerb in der Halle betrifft.

Es war auch ein Schritt, der in Teilen der Fußball-Familie nachhaltig zu Missverstä­ndnissen und Fehlinterp­retationen geführt hat. So wundern sich viele Fans bis heute, wenn sie im Fernsehen den „alten“Hallenfußb­all mit Bande sehen.

Koch: Mir war immer wichtig, auch klarzustel­len, dass wir den Bandenfußb­all nie abgeschaff­t haben. Wir verbieten ihn nicht, schicken im Bayerische­n Fußball-Verband sogar Schiedsric­hter zu solchen Turnieren. Es ist aber nicht Aufgabe des BFV als Teil des DFB, der Uefa und der Fifa, Meistersch­aften nach nicht anerkannte­n Spielregel­n auszuricht­en. Aufgabe des Verbandes ist es stattdesse­n, den Wettbewerb­sfußball zu organisier­en. Und wir richten Wettbewerb­e allein nach den Maßstäben aus, die weltweit gültig sind. Es geht also nicht darum, irgendetwa­s zu verdrängen, sondern es geht darum, jene Hallenfußb­allForm, die weltweit im Wettbewerb gespielt wird, bei uns anzunehmen.

Wenn Sie sehen, wie sich der bayerische Hallenfußb­all unter Futsal-Regeln bis heute entwickelt hat: War es der richtige Weg? Koch: Ich bin mehr denn je überzeugt, dass die Entscheidu­ng „pro Futsal“richtig war. Die sachlichen Argumente, die uns damals bewogen haben, finden auch immer mehr Befürworte­r. Aber die finale Antwort kann man vielleicht erst in zehn Jahren geben, wenn auch im Männerbere­ich nur noch Leute in den Hallen unterwegs sind, die nichts anderes kennen als Futsal.

Was glauben Sie: Wie wird sich der Hallenfußb­all mittelfris­tig entwickeln? Koch: Die entscheide­nden Fragen sind doch: Was ist für unsere Kinder der richtige Weg? Was ist für ihre spielerisc­he Entwicklun­g am besten? Und wo liegt die Zukunft des Fußballs?

Ihre Antwort heißt Futsal?

Koch: Das ist eine Antwort von mehreren. Wenn wir den Fußball in die Schulen bringen wollen, müssen wir doch zusehen, es so einzuricht­en, dass das ganze Jahr über möglichst einfach – im Sinne von mit wenig Aufwand verbunden – gespielt werden kann. Dazu kommt die deutlich geringere Verletzung­sgefahr. Und die spieltechn­ischen Entwicklun­gsmöglichk­eiten. Alle Argumente sprechen für Futsal.

Das Gespräch führte Jan Kubica

 ?? Fotos: Ernst Mayer ?? Saßen als Ehrengäste in der ersten Reihe: (von links) Fußball-Bezirksche­f Johann Wagner, Bezirkstag­spräsident Martin Sailer, Monika Koch, BFV-Präsident Rainer Koch und der Ehren-Bezirksvor­sitzende Volker Wedel. Koch und seine Ehefrau blieben bis zur Siegerehru­ng in der Rebayhalle.
Fotos: Ernst Mayer Saßen als Ehrengäste in der ersten Reihe: (von links) Fußball-Bezirksche­f Johann Wagner, Bezirkstag­spräsident Martin Sailer, Monika Koch, BFV-Präsident Rainer Koch und der Ehren-Bezirksvor­sitzende Volker Wedel. Koch und seine Ehefrau blieben bis zur Siegerehru­ng in der Rebayhalle.

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