Augsburger Allgemeine (Land West)
Überraschung: Mehr Geschäfte öffnen sonntags
Was keiner wusste: Es gibt mehr Geschäfte, als gedacht, die an diesem Tag öffnen. Aber reicht das aus?
Wie soll der verkaufsoffene Sonntag in Neusäß gestaltet werden? Darüber sind die Stadtverwaltung, der Kulturausschuss und die Aktionsgemeinschaft Neusäß weiter uneins. Was jetzt jedoch überrascht: Anscheinend öffnen mehr Geschäfte, als bislang bekannt.
Neusäß Was soll aus dem verkaufsoffenen Sonntag der Stadt im Spätsommer werden? Immer wieder überlegt der zuständige Ausschuss für Kultur, Bildung, Soziales und Sport in Neusäß, ob das Angebot aufrecht erhalten werden soll. So viel steht fest: Am 22. September 2019 wird es solch einen verkaufsoffenen Sonntag gleichzeitig mit dem Volksfest wieder geben. Offen ist aber noch, in welchem Rahmen.
Denn was bei der Stadt und auch bei der Vereinigung von Einzelhändler, der Aktionsgemeinschaft Neusäß, so bislang nicht klar war: Es gibt bereits in direkter Nähe des Volksfests, vor allem in der GeorgOdemer-Straße und der Lohwaldstraße, sieben kleinere Geschäfte, die auf jeden Fall öffnen wollen – genau so, wie in den Jahren zuvor. Drei weitere überlegen noch, so die Referentin für Wirtschaftsförderung der Stadt Neusäß, Susanne Mullack, auf der jüngsten Ausschusssitzung.
Bislang war man davon ausgegangen, dass allein der Anbieter von Schuhen und Kleidung in der Lohwaldstraße, Schuh Schmid, regelmäßig geöffnet hatte. Denn: Niemand muss sich bei der Stadt anmelden, wenn er das an diesem Sonntag tut. „Die Verordnung besagt lediglich, dass die Geschäfte an diesem Sonntag öffnen können“, so Ordnungsamtsleiter Josef Hoppe auf der Sitzung. Erst eine Abfrage der Stadt bei allen Einzelhändlern, wer denn Interesse an dem verkaufsoffenen Sonntag hat, legte die Teilnehmer offen. Allerdings: Zum anschließenden Runden Tisch, wie denn der verkaufsoffene Sonntag belebt werden könne, kamen ausgerechnet diese Unternehmen nicht, beschrieb Susanne Mullack das Dilemma der Stadt. Es seien überhaupt nur vier Einzelhändler von 250 angeschriebenen gekommen, teil die Aktionsgemeinschaft Neusäß (AN) mit.
Dennoch will die Stadt nun erst einmal am verkaufsoffenen Sonntag festhalten. „Die Entscheidung, ob geöffnet wird, und wenn ja, in welcher Form, obliegt letztlich den jeweiligen Einzelhändlern“, merkte Bürgermeister Richard Greiner nach dem Runden Tisch an. Zusätzlich will die Stadt in diesem Jahr 2000 Euro bereitstellen, um den Bürgern bekannt zu machen, wer denn nun eigentlich öffnet.
Teilweise anders sahen das nun die Stadträte aus dem Kulturausschuss. „Ich habe ein ungutes Gefühl dabei“, so Stadträtin Silvia Daßler (Grüne). Ihr komme es so vor, als müsse man die Einzelhändler „zum Jagen tragen“. Noch deutlicher wurde ihr Kollege Josef Wiedemann (CSU). „So wie jetzt, ist das eine Totgeburt“, sagte er. „Wir brauchen dazu eine Dult oder so etwas. So, wie der verkaufsoffene Sonntag jetzt ist, da machen wir lieber gar nichts.“
Schon zuvor, beim Runden Tisch, war aus den Reihen der Einzelhändler die Idee gekommen, vielleicht eine Stempelkarte beim Besuch der geöffneten Geschäfte einzuführen, an deren Ende dann eine Freifahrt auf dem Volksfest stehen könnte. Generell, so teilt die Aktionsgemeinschaft mit, wäre man schon bei einem richtigen Neustart des verkaufsoffenen Sonntags dabei. Die Aktionsgemeinschaft sieht allerdings „primär die Stadt, sprich die Wirtschaftsförderung, in der Verantwortung, das als Veranstalter zu organisieren“.
Unter den Stadträten brachte nun Stefan Sommer (FW) die Idee eines Flohmarkts auf dem KauflandParkplatz ins Spiel. Aber, warnte Ordnungsamtsleiter Hoppe, diese Parkplätze würden eigentlich für das Volksfest benötigt. Oder stünden gar nicht zur Verfügung, wenn der Verbrauchermarkt sich entschließe, ebenfalls an diesem Sonntag zu öffnen. Er warnte auch vor einer ins Spiel gebrachten Sperrung der Daimlerstraße für einen Flohmarkt. „Solche Sperrungen kamen in der Vergangenheit bei den Autofahrern nicht gut an“, erinnerte Hoppe an Laufveranstaltungen in der Vergangenheit.
Ins Spiel gebracht hat die Aktionsgemeinschaft Neusäß nun auch wieder den „Markt der Möglichkeiten“. Allerdings: Die Präsentationsveranstaltung der Neusässer Einzelhändler hatte bei ihrer letzten Auflage 2017 nur wenige Besucher gehabt. „Traurig“fand damals Thilo Wank, Vorsitzender der AN, dass nur so wenige Besucher gekommen waren. Nun sei die Aktionsgemeinschaft gedanklich auch mit anderen Ideen für die Stadt befasst, ein allzu großes Engagement beim verkaufsoffenen Sonntag lasse das Ehrenamt nicht zu, heißt es in der Mitteilung.