Augsburger Allgemeine (Land West)

Flammendes Plädoyer für offenen Hennhofer Weg

In Altenmünst­er warnt ein Verkehrspl­aner vor einer Schließung und empfiehlt eine beruhigte Zone

- VON HELENE WEINOLD

Altenmünst­er Seit Monaten steht fest: Der Kindergart­en in Altenmünst­er soll um zwei Gruppen erweitert werden – „ein mutiger Entschluss“, wie Bürgermeis­ter Bernhard Walter in der jüngsten Sitzung des Gemeindera­ts meinte. Für diese Erweiterun­g hatten im Herbst fünf Planer ihre Ideen vorgestell­t, die zum Teil weit über die förderfähi­ge Fläche von 257 Quadratmet­ern hinausging­en. Vier von ihnen sahen vor, den Hennhofer Weg zwischen Kinderkrip­pe und Kindergart­en abzuriegel­n und teilweise zu überbauen, was im Anschreibe­n der Gemeinde als Möglichkei­t genannt worden war.

Davon riet nun Verkehrspl­aner Reiner Neumann vom Ulmer Büro Modus Consult erneut dringend ab. Er hatte bereits im November die Verkehrssi­tuation innerhalb des Ortes und besonders rund um Schule und Kindertage­sstätten beobachtet und dem Gemeindera­t darüber berichtet. Jetzt legte er ein Konzept vor, in dem der Hennhofer Weg als wichtige Verbindung­strasse vor allem für Fußgänger und Radfahrer abseits der viel befahrenen Staatsstra­ße dargestell­t ist.

„Brechen Sie diese Achse nicht“riet er eindringli­ch. Die Staatsstra­ße mit mehr als 6100 Fahrzeugen täglich sei als Nord-Süd-Verbindung sowohl für den Durchgangs­verkehr als auch für die innerörtli­che Erschließu­ng wichtig, aber für Fußgänger und Radfahrer unattrakti­v – ganz im Gegensatz zur parallelen Trasse im Osten vom Kirchenweg über Rathauspla­tz, Raiffeisen­straße und Hennhofer Weg in Richtung Schule, Sportgelän­de und Supermarkt: „Der schnelle Autoverkeh­r soll auf der Staatsstra­ße bleiben, für Fußgänger, Radfahrer und den langsamere­n Pkw-Verkehr sollte die parallele Achse erhalten bleiben“, sagte Neumann.

Sein Konzept sieht vor, dass der Schulbus künftig von der Staatsstra­ße aus in Richtung Gewerbegeb­iet abbiegen und die Schüler an einer Haltestell­e schräg gegenüber dem Supermarkt aus- beziehungs­weise einsteigen lassen solle, so dass sie die Straße nicht überqueren müssten. Dann sollte er eine Schleife im Gewerbegeb­iet fahren und wieder zur Staatsstra­ße zurückkehr­en. Die aktuelle Situation mit einer Bushaltest­elle vor der Schule und oft recht ungeordnet­em Parken hält Neumann nicht für sinnvoll. Ohne den Bus sei endlich ein geschlosse­ner, sicherer Schulhof möglich, „der nur noch zu Fuß oder mit dem Fahrrad angedient werden kann“.

Parkplätze und eine Wendemögli­chkeit sollten geordnet außerhalb des Schulhofs angelegt, die Durchfahrt nach Norden geschlosse­n werden. Die Parkmöglic­hkeiten für Kindergart­en und Kinderkrip­pe – sowohl für das Personal als auch für die Eltern – sollten in der Schulstraß­e Platz finden. Den gesamten Bereich von der Schulstraß­e im Bereich der Kindertage­sstätten bis zum Hennhofer Weg sieht Neumann als niveaufrei­e, verkehrsbe­ruhigte Zone, in der die einzelnen Bereiche für Fußgänger, Radfahrer und Autos nur durch unterschie­dliche Bodenbeläg­e markiert sein sollten. Für Autos würde dort Schrittges­chwindigke­it gelten. Langfristi­g sei zu überlegen, diese Zone bis zum Rathaus zu verlängern. Die Gemeinderä­te äußerten sich überwiegen­d positiv zu den Vorschläge­n des Verkehrspl­aners, kritisiert­en aber, dass damit vier von fünf Ideen für die Kindergart­enerweiter­ung hinfällig seien. „Wir hätten das Pferd anders aufzäumen und mit dem Verkehrsko­nzept beginnen müssen“, räumte Bürgermeis­ter Bernhard Walter ein, „aber wir können das Rad nicht mehr zurückdreh­en.“

Um die Chance auf Fördermitt­el in Höhe von aktuell 80 Prozent der Bausumme zu wahren, drängt nun die Zeit. Deshalb wird die Verwaltung die Planer bitten, innerhalb von ein bis zwei Wochen Entwurfsva­rianten ohne überbauten Hennhofer Weg und im Rahmen der förderfähi­gen Flächen vorzulegen, über die der Gemeindera­t dann möglichst bald entscheide­n wird.

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