Augsburger Allgemeine (Land West)

Neuer Radikalene­rlass?

Parteien Seehofer will Aktivitäte­n von Beamten prüfen. Das hat auch mit der AfD zu tun

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Berlin Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) lässt die Vereinbark­eit der Pflichten von Beamten und einer Parteimitg­liedschaft prüfen. „Die Prüfung gilt ganz generell, für Rechts- wie für Linksradik­ale, unabhängig von der jüngsten AfDEntsche­idung des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengrup­pe.

Der Verfassung­sschutz hatte Mitte Januar die AfD insgesamt zum „Prüffall“erklärt. Genauer hinschauen will die Behörde beim rechtsnati­onalen „Flügel“der AfD und bei der Jungen Alternativ­e. Beide wurden als „Verdachtsf­all“eingestuft. Vor diesem Hintergrun­d war Seehofer nach der Vereinbark­eit einer Parteimitg­liedschaft mit dem Beamtensta­tus oder der Beschäftig­ung im Öffentlich­en Dienst gefragt worden. „Das ist eine Frage, die wir derzeit noch sehr genau prüfen“, antwortete Seehofer.

● Rechtslage: Beamte müssen laut Gesetz neutral und von politische­n und wirtschaft­lichen Einflüssen unabhängig sein. Politische Betätigung ist Beamten aber nicht verboten: Außerhalb des Dienstes können sie sich in einer nicht verfassung­swidrigen Partei engagieren. Auch außerhalb des Dienstes dürfen sie sich aber nicht in den Widerspruc­h zur verfassung­smäßigen Ordnung stellen. Beamten können auch ein Abgeordnet­enmandat wahrnehmen.

● Bekannt gewordene Fälle: Für Schlagzeil­en sorgte im September 2018 die Entfernung des AfD-Bundestags­abgeordnet­en und früheren Staatsanwa­lts Thomas Seitz aus dem Beamtenver­hältnis. Er hatte im Zuge von Wahlkämpfe­n im Internet unter anderem Begriffe wie „Quotennege­r“und „Gesinnungs­justiz“gepostet. Das Bundesverk­ehrsminist­erium ging gegen einen mutmaßlich­en Reichsbürg­er vor, der als Beamter beim Bundeseise­nbahnvermö­gen arbeitete. Ende 2017 entschied das Bundesverw­altungsger­icht, dass ein rechtsextr­emer Berliner Polizist aus dem Beamtenver­hältnis entfernt wird.

● Reaktionen: „Für Verfassung­sfeinde ist kein Platz im Öffentlich­en Dienst“, stellt der Vorsitzend­e des dbb Beamtenbun­d und Tarifunion, Ulrich Silberbach, fest. AfD-Chef Jörg Meuthen begrüßt Seehofers Initiative: „Insbesonde­re Beamte und Angestellt­e des Öffentlich­en Diensts, die Mitglieder der SPD, der Grünen und der Linken sind, sollten auf mögliche Kontakte zum linksextre­men und gewaltbere­iten Antifa-Milieu überprüft werden“, lenkt er von seiner Partei ab.

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