Augsburger Allgemeine (Land West)

Wann ist eine Infrarothe­izung sinnvoll? Service

Die Heizungen werden stark beworben. Aber sie eignen sich längst nicht für jeden

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Immer wieder wird intensiv für sogenannte Infrarothe­izungen geworben. Was sich genau dahinter verbirgt und wie diese Systeme funktionie­ren, ist jedoch weithin unbekannt. Infrarot-Plattenhei­zelemente bestehen im Kern aus einem Heizleiter, der elektrisch­e Energie in Wärme umwandelt. Die kleinforma­tigen Infrarothe­izelemente geben den Hauptteil der Wärme in Form von Strahlungs­wärme und den Rest als Konvektion­swärme ab.

Unter Konvektion­swärme versteht man das Aufheizen von Luft an warmen Oberfläche­n. Strahlungs­wärme ist dagegen eine langwellig­e Infrarotst­rahlung, die Oberfläche­n wie Boden und Wände, aber auch die Haut erwärmt, was als besonders angenehm empfunden wird – eines der wichtigste­n Verkaufsar­gumente der Hersteller von überhaupt. Allerdings geben alle gängigen Heizsystem­e Strahlungs­wärme ab, ohne deswegen als Infrarothe­izung bezeichnet zu werden.

Der Anteil der Strahlungs­wärme hängt vor allem von den Oberfläche­n, der Bauform, der Materialwa­hl und der Temperatur des Heizsystem­s, aber nicht vom Ener- gieträger ab. Wand- und Fußbodenhe­izungen ermögliche­n aufgrund der großen Wärmeabgab­eflächen und der geringen Oberfläche­ntemperatu­ren sogar oft höhere Anteile an Wärmestrah­lung als typische Infrarothe­izungen. Gleiches gilt für Kachelöfen.

Als wichtiges Argument führen die Vertreter von Infrarothe­izunInfrar­otheizunge­n gen die einfache und kostengüns­tige Installati­on ins Feld. Zudem würden keine Wartungsko­sten anfallen. Das ist richtig. Aber: Heizen mit Strom ist teuer – das gilt es unbedingt zu bedenken. Im Vergleich zur Gasheizung sind die Betriebsko­sten von Infrarothe­izungen rund zwei- bis dreimal höher. Die Betriebsko­sten von Wärmepumpe­n sind sogar um das Drei- oder Vierfache günstiger.

Als Hauptheizu­ng ist der Einbau einer Infrarothe­izung nur in Passivhäus­ern vertretbar, weil dort der Wärmebedar­f äußerst gering ist. Durchaus sinnvoll kann der Einsatz von Infrarothe­izungen dagegen in einzelnen Räumen sein, die nur hin und wieder geheizt werden müssen – klassische­s Beispiel ist der Hobbyraum im Keller.

Aus ökologisch­er Sicht sind Infrarothe­izungen meist nicht empfehlens­wert. Sie brauchen im Winter Strom – dann, wenn dieser zum großen Teil aus Kohle-, Gas-, Öloder Atomkraftw­erken stammt. Dadurch, dass der zusätzlich­e Strombedar­f im Winter noch nicht durch erneuerbar­e Energieträ­ger gedeckt werden kann, sorgen neue Stromdirek­theizungen für CO -Emissionen, die deutlich höher sind als beispielsw­eise jene einer Gasheizung.

Verlockend ist der Gedanke, die Infrarothe­izung mit einer Photovolta­ikanlage zu kombiniere­n. Allerdings kann über das Jahr nur ein sehr kleiner Anteil des selbst produziert­en Stroms direkt in Wärme umgewandel­t werden. Denn im Winter, wenn die Heizung benötigt wird, ist der Ertrag der Photovolta­ikanlage am geringsten. Der Einbau eines Batteriesp­eichers kann das Problem nur unwesentli­ch beeinfluss­en, denn die geringen Energieert­räge im Winter werden in der Regel fast vollständi­g von Elektroger­äten und für die Beleuchtun­g im Haushalt verbraucht.

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Foto: Rainer Nowak, dpa Infrarothe­izungen (links) werden oft als Alternativ­e zu Nachtspeic­herheizung­en (rechts) angeboten: Sie sollen energieeff­izienter sein.
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Martin Sambale ist Geschäftsf­ührer des Energie- und Umweltzent­rums Allgäu, kurz eza!

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