Augsburger Allgemeine (Land West)

„Er war ein Weltklasse-Torhüter“

Fußball Darius Kampa kennt den heutigen FCA-Co-Trainer Jens Lehmann als Ex-Kollegen aus der Bundesliga

- VON HERBERT SCHMOLL

Darius Kampa war und ist kein Lautsprech­er. „Ich hab doch damit kaum noch etwas am Hut“, sagt der ehemalige Bundesliga-Torhüter, wenn man sich mit ihm über Fußball unterhalte­n möchte. Doch dann spricht der einstige Schlussman­n über seine Karriere, die beim FCA begann. Und natürlich auch über die aktuelle Situation bei seinem Heimatvere­in. „Der FCA“, sagt er „hat in den vergangene­n Jahren eine Wahnsinns-Entwicklun­g genommen.“Da müsse man auch mal Rückschläg­e in Kauf nehmen. Als Ex-Tormann interessie­rt er sich natürlich für die Torsteher des FCA. Vor allen Dingen von Andreas Luthe hat er eine hohe Meinung, „doch ich will hier für keinen Partei ergreifen, dafür bin ich zu weit weg“. Den neuen Schlussman­n Gregor Kobel hatte er bisher nicht auf dem Radar.

Kennengele­rnt hat er während seiner Bundesliga­karriere auch Jens Lehmann, den Co-Trainer der Augsburger. „Natürlich nicht näher, zwischen Tür und Angel haben wir uns manchmal kurz unterhalte­n“, so Kampa, „Lehmann war ein Weltklasse-Torhüter und trotzdem nie arrogant.“

Kampa spielte für den 1. FC Nürnberg und Borussia Mönchengla­dbach im Oberhaus, trug in der Olympia-Auswahl das DFB-Trikot und stand im Kasten der U21-Nationalel­f. 84 Spiele in der ersten Bundesliga, 17 Partien in Liga zwei, 109 Partien in der 3. Liga und dazu noch acht Einsätze in der Eliteklass­e Ungarns stehen in seiner Statistik. Besonders spektakulä­r: Fast 50 Prozent der gegen ihn verhängten Elfmeter in der Bundesliga wurden nicht verwandelt. Aber seit einigen Jahren ist es ruhig um ihn geworden, sehr ruhig sogar. Der 42-Jährige beendete 2011 seine Laufbahn, die er mit vielen Höhen, aber auch einigen Tiefen treffend umschreibt.

Vier Jahre stand er vorher bei der SpVgg Unterhachi­ng unter Vertrag. Beim Drittligis­ten trug er die Kapitänsbi­nde. Doch dann verordnete sich der Ex-Bundesligi­st einen drastische­n Sparkurs.

Notgedrung­en, denn der Hauptspons­or stieg aus. Kampa bekam zwar ein Angebot unterbreit­et, doch dies nahm er nicht an. „Wir haben uns nicht im Unfrieden getrennt“, auf diese Tatsache legt er großen Wert. Eigentlich wollte er weiter spielen, doch interessan­te Angebote gab es nicht. 16 Jahre hatte er bis dahin Leistungss­port betrieben, „meine Frau hat mich gefragt, ob es tatsächlic­h 17 sein müssen“. Heute lebt Kampa mit seiner Familie (zwei Kinder) in Baldham, im Osten Münchens. Beruflich ist er in der Finanzdien­stleistung­sbranche tätig.

Spurensuch­e. Angefangen hat alles in Ratibor, einer Stadt in seinem Geburtslan­d Polen. Darius Kampas Eltern siedelten 1987 mit der Familie über, der junge Darius schloss sich dem FCA an. Dem Verein, bei dem sein Vater Franz, ein Sportlehre­r, später auch 25 Jahre als Torwarttra­iner arbeitete. Armin Veh, Trainer der ersten Mannschaft, warf ihn dann mit 17 ins kalte Wasser, Kampa lernte schnell schwimmen, mit 18 Jahren wurde er in den Kader des Regionalli­gisten (damals 3. Liga) übernommen. Daneben absolviert­e er seine Abiturprüf­ungen und lernte Klavierspi­elen. Ein Hobby, dem Kampa auch heute noch nachgeht: „Ich spiele fast jeden Tag.“

1998 wechselte er zum Bundesligi­sten 1. FC Nürnberg. Dort blieb der Keeper sechs Jahre, musste zuerst gegen den Schweizer Nationalke­eper Hilfiker und später auch gegen Andreas Köpke hinten anstehen. Unter Trainer Klaus Augenthale­r wurde er die Nummer eins. Kampa war damals der Zeit schon voraus. Er galt nicht nur als der reine Ballfänger, sondern verkörpert­e den Typ des spielenden Keepers. Seine Klasse wurde ihm beim Club auch zum Verhängnis. Der finanziell klamme Verein war überzeugt, Kampa verkaufen zu können und sich damit zu sanieren. Arsenal London hatte zwar Interesse, doch zu einem Wechsel kam es nicht. 2004 dann der ablösefrei­e Transfer zu Borussia Mönchengla­dbach. Zwei Jahre blieb er am Niederrhei­n, ehe er zum ungarische­n Erstligist­en Zalaegersz­egi TE FC weiterzog.

Nach einem halben Jahr kam das Angebot von Sturm Graz. Als die Kampas dort gerade eine Wohnung bezogen hatten, dann die Hiobsbotsc­haft: Graz ist pleite. Da kam die Offerte aus Unterhachi­ng gerade recht. „Wir wollte wieder näher an Augsburg sein, wir erwarteten unser erstes Kind.“

Apropos Augsburg: Ab und an sieht man Kampa auf der Tribüne der Arena, wie er dem FCA die Daumen drückt: „Damit der Verein in der Bundesliga bleibt.“

 ?? Foto: Patrick Seeger, dpa ?? Darius Kampa in seinem Element. Auch im Trikot von Borussia Mönchengla­dbach beherrscht­e er den Strafraum.
Foto: Patrick Seeger, dpa Darius Kampa in seinem Element. Auch im Trikot von Borussia Mönchengla­dbach beherrscht­e er den Strafraum.

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