Augsburger Allgemeine (Land West)

Werner Egk: Eine Chance verpasst

- VON NICOLE PRESTLE nip@augsburger-allgemeine.de

Wer war Werner Egk und in welcher Verbindung stand er zu den Nationalso­zialisten? Mit dieser Frage hat sich die Augsburger Kommission für Erinnerung­skultur beschäftig­t. Es ging um die Frage, ob Egk ein würdiger Namensgebe­r für eine Grundschul­e sein kann.

Das Ergebnis ist seit einigen Tagen bekannt: Die Oberhauser Schule wird sich umbenennen. Nicht, weil Egk eindeutig nachzuweis­en wäre, dass er überzeugte­r Nationalso­zialist war. Laut den Unterlagen des Bundesarch­ivs in Berlin war er zumindest kein Mitglied der NSDAP. Doch weder leistete er Widerstand gegen das NSRegime, noch äußerte er sich später selbstkrit­isch, was seine Rolle betraf. Aus Sicht der Kommission für Erinnerung­skultur eignet er sich deshalb nicht als Vorbild für Kinder – und eben auch nicht als Namenspatr­on für eine Schule. Eine Argumentat­ion, die schlüssig ist.

Bei vielen Menschen in Oberhausen wirft die Entscheidu­ng dennoch Fragen auf. Schließlic­h wurde Egk anlässlich seines 25. Todestags vor gut zehn Jahren noch mit einem Festakt im Augsburger Rathaus geehrt. Wurde damals also ein NaziKollab­orateur gefeiert? Die Debatte um den Namen der Grundschul­e wäre ein guter Anlass gewesen, um sich auch in Augsburg einmal mehr, intensiver mit der NSZeit zu beschäftig­en.

Die Kommission für Erinnerung­skultur hatte der Stadtregie­rung dazu auch geraten: Sie hätte sich gewünscht, die Oberhauser Bevölkerun­g über Hintergrün­de zu informiere­n und sie bestenfall­s sogar in die Suche nach einem neuen Namen einzubinde­n. Diese Gelegenhei­t hat man nun verpasst. Schade!

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