Augsburger Allgemeine (Land West)
Hinter den Kulissen des Schäfflertanzes
Tradition Egal ob Feuerwehr, Schminkdamen oder Techniker – viele Helfer sind nötig, damit der traditionelle Tanz überhaupt stattfinden kann. So läuft die Arbeit im Verborgenen
Dinkelscherben Seit Heiligdreikönig sind die Schäfflertänzer aus Dinkelscherben nun schon in den Straßen unterwegs, um die Anwohner mit ihrem Tanz, den Reifenschwingern und den Späßen der Clowns bei Laune zu halten. Diese Tradition gibt es in Dinkelscherben schon seit 1893. Doch neben den aktiven Schäfflern, deren Komitee und den Musikern tragen auch viele weitere Personen dazu bei, dass dieses besondere Ereignis überhaupt stattfinden kann.
Wesentlich für den reibungslosen Ablauf sind die vielen Helfer der freiwilligen Feuerwehr, die während des ganzen Tages für die Verkehrssicherheit sorgen. Die verschiedenen Gruppen sperren abwechselnd die Straßen, in denen sich die Schäffler gerade befinden. Auch sorgen sie zwischen den Tänzen mit ihren Fahrzeugen dafür, dass der Zug aus Schäfflern und deren Fans ungehindert von einem zum nächsten Tanz marschieren kann. Auch die Clowns nützen diesen Service und steigen manchmal in das warme Feuerwehrauto, um sich oder ihre Requisiten bequem von A nach B kutschieren zu lassen.
Bevor die Spaßvögel aber überhaupt auftreten können, kümmern sich die „Schminkmädels“um das Aussehen der Clowns. Jeden Tanztag müssen sie und ihre Clowns anderthalb Stunden früher aufstehen und in das alte Stuhler-Anwesen in der Marktstraße zum Schminken. Doch das frühe Aufstehen macht dem elfköpfigen Team um Inge und Jutta Erhard und den Clowns wenig aus. Denn jeden Morgen gibt es ein erquickendes Proseccofrühstück sowie viele lustige Geschichten über die vergangenen Tanztage und Schäfflerherbergsabende untereinander zu erzählen. Die „Schäfflerherberge“wird übrigens von Manuela Höck und ihrem Team betrieben.
Wenn die Clowns geschminkt sind, geht es – ausgestattet mit einer bunten Sammelbüchse und einem Stock mit einer „Saublottra“(Schweineblase) – raus in die Kälte. Die Fleckleskostüme der Clowns wurden von Elke Saller, passenderweise aus der Schäfflerstraße, genäht. Um die Trachten der Schäffler kümmerten sich Ulrike und Manfred Fischer.
Doch was wäre ein Clown ohne seine Witze und die derben Sprüche. Dass man diese auch noch in den hintersten Publikumsreihen gut verstehen kann, dafür sorgt der Anlagentechniker Julian Kastner. Er ist für die Headsets und den mobilen Verstärkerwagen, der jeden Tanz mitgezogen oder als Anhänger gefahren werden muss, verantwortlich.
Kastner war 2012 schon als Bogenbub dabei und verpasste die diesjährige Tanzsaisson nur knapp, da er erst im März seinen 18. Geburtstag feiert. Als Schäffler darf man in Dinkelscherben nur mitmachen, wenn man ortsansässig, unverheiratet und mindestens 18 Jahre alt ist. Die diesjährigen Bogenbuben, die den Tänzern die zusätzlichen Buchsbögen reichen, sind Finn Stuhler und Willibald Spatz. Die Buchsbögen wurden vom örtlichen Blumenladen gebunden.
Den Ton angeben muss dafür das
Warum Julian Kastner knapp die Tanzsaison verpasst hat
Komitee. So sorgen Präsident Karlheinz Lutz und seine Mitstreiter für die Tanzeinteilung, also in welcher Straße und zu welcher Uhrzeit getanzt werden soll. Und damit das auch an die Öffentlichkeit kommt, schickt Beate Wagner regelmäßig die Termine an die Beteiligten und die Verantwortlichen der Presse. Iris Scherer begleitet die meisten Tänze mit der Kamera, damit es am nächsten Tag auch viele Fotos auf der Schäfflerwebseite zu sehen gibt.
Und letztendlich sind natürlich die wichtigsten Beteiligten, neben den aktiven Schäfflern, die Zuschauer. Denn ohne den großen Zuspruch der Bevölkerung hätte sich der Schäfflertanz in Dinkelscherben wohl niemals seit über hundert Jahren gehalten.