Augsburger Allgemeine (Land West)
Löschen unmöglich
Windkraft Wenn es wie jüngst im Schwarzwald in großer Höhe brennt, dann müssen Feuerwehren zuschauen. Sie können nur am Boden helfen
Landkreis Augsburg Für die Mitglieder der Feuerwehr ist es ein komisches Gefühl: Es brennt und sie müssen zuschauen. So ging es jüngst den Freiwilligen auf einer Schwarzwald-Anhöhe im baden-württembergischen Ortenaukreis, als nachts ein Windrad Feuer gefangen hatte. Polizei und Feuerwehr sperrten das Waldgebiet weiträumig ab – das müssten auch die Retter bei einem Ernstfall im Landkreis machen. Denn: Bei einem Brand kommt die Feuerwehr nicht an die Gondel heran.
Die höchste Drehleiter der Welt kommt aktuell auf eine Arbeitshöhe von etwa 70 Metern. Die Nabenhöhe der acht Windräder im Scheppacher Forst liegt schon bei knapp 100 Metern. Die Hände in den Schoß legen können die Mitglieder der umliegenden Feuerwehren deshalb aber nicht. Was bei einem Brand in großer Höhe passiert, erklärt Kreisbrandrat Alfred Zinsmeister: Das Umfeld müsste abgesperrt und gegebenenfalls ein Löscheinsatz vorbereitet werden. Das Ziel: Eventuell herabfallende brennende Teile schnell ablöschen. Aber woher kommt das Wasser? Für die Windräder im Scheppacher Forst, die zum Teil auf der Flur des Landkreises Augsburg und zum Teil auf dem Gebiet des Landkreises Günzburg stehen, wurden im Boden Löschwassertanks gebaut. So ist immer Wasser vor Ort – eine Wasserversorgung gibt es in dem großflächigen Waldstück nämlich nicht.
Zur Sicherheit sind die acht Anlagen im Scheppacher Forst auch mit einer Selbstlöschanlage in der Gondel ausgestattet. Außerdem haben sie eine Brandmeldeanlage – der Alarm kommt dann direkt bei der Integrierten Leitstelle an. Vom Betreiber der Windkraftanlagen werden nach Information des Landratsamts viele Parameter überwacht und bei entsprechenden Abweichungen eine Abschaltung beziehungsweise schnelle Überprüfung durch das Servicepersonal eingeleitet. Durch einen Mausklick kann der Betreiber alle wichtigen Daten sofort aus der Ferne ablesen.
Auch das Windrad auf dem Höhenrücken bei Kühlenthal über dem Lechtal wird ständig überwacht. Die Anlage – drei weitere stehen im Buttenwieser Ortsteil Wortelstetten im Landkreis Dillingen – gehört wie auch das Windrad Langenreichen vom Hersteller Enercon zu den ersten im Landkreis Augsburg. Sie wurden 2013 errichtet. Bei dem Kühlentaler Typ handelt es sich um eine Nordex N117/2400 – eine sogenannte Schwachwindanlage, die speziell für schwächere Windstandorte geeignet ist. Sie stehen auch entlang der A8 am Scheppacher Forst. Bei der auf einer Schwarzwald-Anhöhe vor wenigen Tagen abgebrannten Anlage handelt es sich um eine Nordex S-77 – so wie jene, die 2013 brannte.