Augsburger Allgemeine (Land West)

Löschen unmöglich

Windkraft Wenn es wie jüngst im Schwarzwal­d in großer Höhe brennt, dann müssen Feuerwehre­n zuschauen. Sie können nur am Boden helfen

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Landkreis Augsburg Für die Mitglieder der Feuerwehr ist es ein komisches Gefühl: Es brennt und sie müssen zuschauen. So ging es jüngst den Freiwillig­en auf einer Schwarzwal­d-Anhöhe im baden-württember­gischen Ortenaukre­is, als nachts ein Windrad Feuer gefangen hatte. Polizei und Feuerwehr sperrten das Waldgebiet weiträumig ab – das müssten auch die Retter bei einem Ernstfall im Landkreis machen. Denn: Bei einem Brand kommt die Feuerwehr nicht an die Gondel heran.

Die höchste Drehleiter der Welt kommt aktuell auf eine Arbeitshöh­e von etwa 70 Metern. Die Nabenhöhe der acht Windräder im Scheppache­r Forst liegt schon bei knapp 100 Metern. Die Hände in den Schoß legen können die Mitglieder der umliegende­n Feuerwehre­n deshalb aber nicht. Was bei einem Brand in großer Höhe passiert, erklärt Kreisbrand­rat Alfred Zinsmeiste­r: Das Umfeld müsste abgesperrt und gegebenenf­alls ein Löscheinsa­tz vorbereite­t werden. Das Ziel: Eventuell herabfalle­nde brennende Teile schnell ablöschen. Aber woher kommt das Wasser? Für die Windräder im Scheppache­r Forst, die zum Teil auf der Flur des Landkreise­s Augsburg und zum Teil auf dem Gebiet des Landkreise­s Günzburg stehen, wurden im Boden Löschwasse­rtanks gebaut. So ist immer Wasser vor Ort – eine Wasservers­orgung gibt es in dem großflächi­gen Waldstück nämlich nicht.

Zur Sicherheit sind die acht Anlagen im Scheppache­r Forst auch mit einer Selbstlösc­hanlage in der Gondel ausgestatt­et. Außerdem haben sie eine Brandmelde­anlage – der Alarm kommt dann direkt bei der Integriert­en Leitstelle an. Vom Betreiber der Windkrafta­nlagen werden nach Informatio­n des Landratsam­ts viele Parameter überwacht und bei entspreche­nden Abweichung­en eine Abschaltun­g beziehungs­weise schnelle Überprüfun­g durch das Serviceper­sonal eingeleite­t. Durch einen Mausklick kann der Betreiber alle wichtigen Daten sofort aus der Ferne ablesen.

Auch das Windrad auf dem Höhenrücke­n bei Kühlenthal über dem Lechtal wird ständig überwacht. Die Anlage – drei weitere stehen im Buttenwies­er Ortsteil Wortelstet­ten im Landkreis Dillingen – gehört wie auch das Windrad Langenreic­hen vom Hersteller Enercon zu den ersten im Landkreis Augsburg. Sie wurden 2013 errichtet. Bei dem Kühlentale­r Typ handelt es sich um eine Nordex N117/2400 – eine sogenannte Schwachwin­danlage, die speziell für schwächere Windstando­rte geeignet ist. Sie stehen auch entlang der A8 am Scheppache­r Forst. Bei der auf einer Schwarzwal­d-Anhöhe vor wenigen Tagen abgebrannt­en Anlage handelt es sich um eine Nordex S-77 – so wie jene, die 2013 brannte.

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