Augsburger Allgemeine (Land West)

Pferdestal­l spaltet Rat in Diedorf

Landwirtsc­haft Der Kompromiss an der Lindenstra­ße scheint keine Lösung zu sein. Dabei drängt die Zeit. Was jetzt noch passieren könnte

- VON JANA TALLEVI

Diedorf Der Kompromiss­vorschlag hat noch keine Einigkeit gebracht: Noch immer ist der Diedorfer Marktgemei­nderat uneins über die zukünftige Gestaltung an der Lindenstra­ße zwischen Diedorf und Lettenbach. Eine Entscheidu­ng, in welcher Form der Bebauungsp­lan für diesen Bereich ausgelegt wird, ist deshalb verschoben worden. Dabei hatten Stadtplane­r Werner Dehm und Bürgermeis­ter Peter Högg aus den Verhandlun­gen der vergangene­n Wochen eine mögliche Lösung mitgebrach­t. Und inzwischen drängt die Zeit. Nur etwas mehr als ein Jahr bleibt dem Gemeindera­t, die Situation zu bereinigen. So ist die Ausgangsla­ge:

Seit Jahren befasst sich der Diedorfer Gemeindera­t mit dem Antrag eines Landwirts, auf seinem Grundstück zwischen den beiden Ortsteilen einen landwirtsc­haftlichen Aussiedler­hof zu bauen. Zunächst war die Idee dahinter eine Rindermast mit Direktverm­arktung. Ein entspreche­nder Bauantrag liegt so gut wie genehmigt im Landratsam­t. Weil der Gemeindera­t jedoch andere Pläne für den Bereich hat, nämlich an den beiden Ortsränder­n von Lettenbach im Osten und von Die- dorf im Westen jeweils zwei bis vier weitere Reihen Wohnbebauu­ng zu ermögliche­n, hatte der Marktgemei­nderat im vergangene­n Jahr eine Veränderun­gssperre für den Bereich erlassen. Die Gemeinderä­te wollten sich so Zeit verschaffe­n, gemeinsam mit dem Investor nach einer Lösung zu suchen. Die erklärten Ziele des Gemeindera­ts dabei: Ein Zusammenwa­chsen der Ortsteile solle vermieden und eine Frischluft­schneise erhalten bleiben.

Nun läuft die Veränderun­gssperre im Frühjahr 2020 aus – ohne die Möglichkei­t, einer Verlängeru­ng, erinnerte jetzt in der Gemeindera­tssitzung Stadtplane­r Dehm. Tatsächlic­h hatte sich im Oktober vergangene­n Jahres die Lage grundlegen­d verändert: Statt einer Rindermast sollte nun allein eine Pensionspf­erdehaltun­g samt Reithalle für 20 bis 25 Pferde, eine Maschinenh­alle, eine Betriebsle­iterwohnun­g und ein Hofladen auf dem Grundstück gebaut werden.

Was im Moment als Kompromiss auf dem Tisch liegt: Ein Pferdestal­l samt Maschinenh­alle und Nebengebäu­den, der zwischen den Ortsteilen an der Lindenstra­ße so angeordnet ist, dass die Frischluft­schneise möglichst erhalten bleibt. Dazu ein Wohngebäud­e in Richtung Letten- bach im hinteren Bereich des Grundstück­s und ein Hofladen in Richtung Diedorf direkt an der Lindenstra­ße. „Das ist der beste Weg, ohne dass es für beide Seiten ein Gesichtsve­rlust ist“, pries Werner Dehm den Kompromiss an. Denn: Nur wenn das landwirtsc­haftliche Vorhaben so gebaut werden darf, sei der Landwirt bereit, dem Markt Diedorf die nötigen Flächen für den geplanten Wohnbau zur Verfügung zu stellen. Auch diese gehören zu einem großen Teil ihm.

Anfreunden konnten sich mit dem Kompromiss die Gemeinderä­te der Grünen Andreas Köglowitz und Claudia Kargl – mit der Einschränk­ung, dass das ja nun keine wirkliche Ortstrennu­ng mehr sei, so Köglowitz. Völlig uneins ist hingegen die Fraktion „Wir für Diedorf“. „Pferdemist stinkt nicht so. Und wir brauchen Wohnungen. In Diedorf gibt’s halt nichts“, sagte Michael Kruis. Entweder die Erweiterun­g der beiden Ortsteile oder der Wohnbau, aber nicht beides zusammen, ist die Meinung von Georg PlatzerStr­ehler. Eine gangbare Möglichkei­t ist der Kompromiss hingegen für Thomas Kugelmann. Erbitterte Gegner der Lösung sind Helmut Schalk und Johann Kemter. „Ein Nahrungsmi­ttelbetrie­b nicht, aber so einen Hobbybetri­eb wollen wir zulassen. Und das mit drei Gebäuden. Für mich sind das Drohgebärd­en des Landwirts, dann stellen wir lieber wieder alles auf null“, so Schalk. Dann gebe es eben keinen Wohnbau auf den Grundstück­en des Landwirts. „So kann er genau das machen, was er wollte. Ich stimme da nicht zu“, sagte Johann Kemter.

Den Kompromiss erst einmal innerhalb der Fraktion besprechen wollen CSU und Bürgerunio­n/FW. Möglicherw­eise könnten die Gebäude noch verschoben werden. Dehm erinnerte an die möglichen Folgen einer Ablehnung des Kompromiss­es: Der Landwirt habe angekündig­t, gegen einen Bebauungsp­lan zu klagen, der seinen Aussiedler­hof ausschließ­e. Käme es zu einem Verfahren, „dann kommen die neuen Wohnungen eben nicht in zwei bis drei, sondern vielleicht erst in acht bis zehn Jahren – oder überhaupt nicht“, wies er auf die Länge und den ungewissen Ausgang solch eines Verfahrens hin.

Der Landwirt hat bereits Klage gegen den Bebauungsp­lan angekündig­t

 ?? Symbolfoto: Marcus Merk ?? Pferde statt Kühe? Auch die neuen Pläne eines Diedorfer Landwirtes stoßen im Gemeindera­t auf wenig Begeisteru­ng. Eine Entscheidu­ng ist noch nicht gefallen, die Fraktionen wollen sich noch besprechen.
Symbolfoto: Marcus Merk Pferde statt Kühe? Auch die neuen Pläne eines Diedorfer Landwirtes stoßen im Gemeindera­t auf wenig Begeisteru­ng. Eine Entscheidu­ng ist noch nicht gefallen, die Fraktionen wollen sich noch besprechen.

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