Augsburger Allgemeine (Land West)
Anlieger kämpfen weiter gegen Asphaltierung
Nachbarn sind für einen naturnahen Ausbau. Was sie der Stadtpolitik vorwerfen
Neusäß-Westheim Die Interessengemeinschaft Waldstraße – bestehend aus sieben betroffenen Anwohnerfamilien – wehren sich weiter massiv gegen die Asphaltierung der Waldstraße in Westheim. Der Ausbau, über den seit über einem Jahrzehnt gestritten wird, sei ihrer Meinung nach ein unnötiger massiver Eingriff in den Kobelwald.
Notfalls würden sie „mit allen verfügbaren Rechtsmitteln“gegen den Ausbau vorgehen, egal in welcher Variante, erklärten Thomas Geiger, Richard Pohl und Andreas Weigel nun gegenüber unserer Zeitung stellvertretend für sieben von neun Waldstraßen-Anwohnern.
Ein überzeugter Befürworter der Asphaltierung ist hingegen der CSU-Stadtrat und CSU-Ortsvorsitzende Axel Salzmann, der ebenfalls in der Waldstraße wohnt. Die Fronten zwischen den Lagern sind seit Jahren verhärtet und das nachbarschaftliche Klima ist schlecht.
Der Streit ist erneut entfacht worden, nachdem die Interessengemeinschaft vor einigen Wochen einen Flyer verteilte, indem sie gegen den Ausbau argumentierte und um Unterstützung warb.
Dagegen wandte sich wiederum Karin Zimmermann als Vorsitzende der CSU-Stadtratsfraktion, da die CSU explizit in dem Flugblatt angegriffen wurde. Ihre Behauptung, es müssten für einen Wendehammel nur 0,15 Prozent des Waldes gerodet werden, nennen die Waldstraßen-Anlieger „ein Rechenkunststück“, da ja sechs Hektar Wald beim Sturm 2013 vernichtet worden waren.
Vielmehr habe das Planungsbüro 28 Bäume ermittelt, die voraussichtlich gefällt werden müssten. Dies hätten die Anwohner bei einer Besprechung im Planungsbüro erfahren, wo sie aber die Unterlagen nicht einsehen durften. Und ihre Einwände und Meinungen würden in den Ausschuss- und Stadtratssitzungen ignoriert, beklagen die Bürger. Vielmehr würde der Eindruck erweckt, sie wollten schlichtweg nicht zur Kasse gebeten werden. „Wir haben kein Mitspracherecht“, kritisiert Thomas Geiger. Dabei seien die Kosten, die die Anlieger zu 90 Prozent tragen müssen, überhaupt nicht absehbar, zudem ein Ausbau technisch sehr kompliziert werden dürfte aufgrund der Hanglage und der schwierigen Entwässerung.
Die Stadt will die rund 230 Meter lange Sackgasse asphaltieren, um Einsatzfahrzeugen von Feuerwehr und Rettungsdiensten sowie der Müllabfuhr einen sicheren Zugang zu gewährleisten. Sie müsse ihrer Verkehrssicherungspflicht nachkommen, um sich vor Haftungsansprüchen zu schützen.
Doch dieses Argument zweifeln die Bürger an, „denn seit Jahrzehnten fahren Müllfahrzeuge problemlos rückwärts die Straße hoch und vorwärts wieder hinunter“. Es gäbe viele vergleichbare Wege in Neusäß, die auch nicht asphaltiert seien. Als vollkommen falsch kritisieren sie die Behauptung Karin Zimmermanns, es sei allein in diesem Winter zu zwei Unfällen in der Waldstraße gekommen.
Die Anwohner sind der Überzeugung, dass der Eingriff in den Kobelwald verharmlost wird. Es werde unnötig Natur zerstört. Unterstützung erhalten sie durch den Bund Naturschutz, der findet, dass die geplante Errichtung eines Wendehammers in keinem Verhältnis zu dem Landschaftseingriff und den entstehenden Kosten stehe.
An einem naturnahen Ausbau, zum Beispiel einem Abhobeln der Straße, würden sich die AsphaltGegner finanziell beteiligen. „Wir haben im Laufe der Jahre so viele Vorschläge gemacht, aber alle wurden abgeschmettert“, so Richard Pohl. Zum Beispiel wollten die Nachbarn einen Hausmeisterservice damit beauftragen, alle 14 Tage die Mülltonnen zu einem gut zugänglichen Sammelplatz zu bringen.
Wie mehrfach berichtet, sieht die im Moment geltende Beschlusslage zwei Ausbauvarianten vor, die nun geprüft werden sollen. In der einen ist der Wendehammer am Ende der rund 230 Meter langen Straße platziert, in der anderen bereits nach 90 Metern. Zudem ist zur Sicherung des Hangs eine etwa 2,50 Meter hohe Stützwand vorgesehen. Für die Anlieger ein Unding.
Die Unterlagen für beide Varianten werden nach Auskunft des Bauamts derzeit fertiggestellt und dann voraussichtlich Mitte März an die Träger öffentlicher Belange – also Fachbehörden wie die Naturschutzbehörde – weitergeleitet. Die Behörden und Institutionen haben dann einen Monat Zeit, ihre Stellungnahme abzugeben.
Sollte sich aus diesen Einwendungen dann klar eine Variante als sinnvoll erweisen, wird nur diese weiterverfolgt.
Wird der Eingriff in den Kobelwald verharmlost?