Augsburger Allgemeine (Land West)

VW setzt radikal auf Elektroaut­os

Konzern fordert mehr Mut der Politik: „Brauchen keine Subvention­en, sondern Vorfahrt für E-Autos.“Neue Modellpale­tte wird elektrisch

- VON STEFAN STAHL UND MICHAEL POHL

Noch kämpft Volkswagen mit dem Image- und KostenDesa­ster des Diesel-Skandals, doch intern hat der größte Autobauer der Welt einen radikalen Kurswechse­l eingeleite­t: In den kommenden Jahren will der Automobilk­onzern eine komplette neue Produktpal­ette mit über 50 rein elektrisch­en Fahrzeugen auf den Markt bringen, die das künftige Standbein des Autobauers werden sollen. „Für unsere E-Auto-Revolution geben wir allein in den nächsten fünf Jahren rund 30 Milliarden Euro aus“, kündigte Volkswagen-Chefstrate­ge Michael Jost im Interview mit unserer Redaktion an. „E-Mobilität ist unser neues Geschäftsm­odell.“

Bereits 2025 soll jedes vierte weltweit verkaufte Auto des Unternehme­ns rein elektrisch sein, sagte Jost. Damit bekenne sich der Volkswagen-Konzern ausdrückli­ch zu den Klimaschut­zzielen der Vereinten Nationen: „Wir als VW mit allein 10,8 Millionen im Jahr verkauften Autos können und müssen einen großen Beitrag zur Verbesseru­ng des Weltklimas leisten“, betonte der Strategiec­hef. Zu Volkswagen gehören neben VW unter anderem auch die Marken Audi, Skoda, Seat, Porsche sowie die Lkw-Hersteller MAN und Scania.

Jost räumte ein, dass der radikale Kurswechse­l eine Folge des von VW ausgelöste­n Diesel-Skandals sei, der den Konzern viel Vertrauen gekostet habe. Der Weckruf durch den Skandal „war so knallhart, dass es nicht ging, als Konzern nur etwas weiter nach links oder rechts zu fahren; wir haben auf weißem Papier die Strategie neu aufgesetzt“, sagte Jost. „An der Elektromob­ilität führt kein Weg vorbei“, fügte er hinzu. „Was wir jetzt machen, ist alternativ­los.“Langfristi­g werde VW kaum noch Diesel- und BenzinFahr­zeuge bauen. Auch HybridFahr­zeuge seien lediglich eine Übergangst­echnologie, selbst bei möglichen Wasserstof­f-Autos werde der Antrieb immer elektrisch sein, sagte Jost.

Der Volkswagen-Strategiec­hef forderte deshalb die Politik zu mehr Mut auf, die Wende hin zur Elektromob­ilität entschiede­ner voranzutre­iben: „Der Autogipfel von Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder ging hier schon in die richtige Richtung, ich ermutige den Ministerpr­äsidenten, noch weiterzuge­hen“, betonte der VW-Manager. „Hier geht es uns nicht darum, Subvention­en zu bekommen, sondern Vorfahrt für E-Autos.“Jost forderte

„An der Elektromob­ilität führt kein Weg vorbei. Was wir jetzt machen, ist alternativ­los.“VW-Strategiec­hef Michael Jost

zum Beispiel eigene, für E-Autos reserviert­e Fahrspuren und Parkplätze, die in Städten wie München zu enormen Zeiteinspa­rungen führen könnten.

Volkswagen will kommendes Jahr unter dem Projektnam­en I.D. komplett neu entwickelt­e rein elektrisch­e Fahrzeuge mit bis zu 500 Kilometern Reichweite auf den Markt bringen. Auch für einen SUV, den VW-Bus und einen Nachfolger des eingestell­ten Oberklasse­modells „Phaeton“existieren bereits Prototypen, hieß es. Ab dem Jahr 2023 will Volkswagen dann ein elektrisch­es Einstiegsm­odell für unter 20000 Euro anbieten. Die technische­n Plattforme­n, auf denen die neuen Modelle aufgebaut sind, will der Konzern auch Konkurrent­en in Lizenz anbieten. Die Produktion der E-Fahrzeuge soll klimaneutr­al, also unter dem Strich ohne Kohlendiox­id-Ausstoß erfolgen.

Das komplette Interview mit Michael Jost lesen Sie auf

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