Augsburger Allgemeine (Land West)

A8: Gefährlich­e Frühlingsg­efühle?

Der Geschäftsf­ührer des Autobahnbe­treibers Pansuevia warnt nach vielen schweren Unfällen: Trockene Fahrbahn sei kein Freibrief, um jetzt Gas zu geben

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Der Geschäftsf­ührer des Betreibers Pansuevia warnt nach vielen Unfällen: Die trockene Fahrbahn sei kein Freibrief.

Das sind die Schattense­iten des Frühlings: „Kaum scheint die Sonne, dann geht’s wieder rund auf der A 8“, sagt Robert Schmidt. Was der Geschäftsf­ührer der Betreiberg­esellschaf­t Pansuevia, die sich um die Autobahn zwischen Ulm-Elchingen und Augsburg kümmert, und seine Mitarbeite­r in den vergangene­n Tagen erlebten, macht vor allem eines: sprachlos. Immer wieder war es nach Unfällen zu Sperrungen und Staus gekommen. Zwischen Leipheim und Ulm-Elchingen begab sich ein Gaffer sogar in Lebensgefa­hr, um einen Unfall besser fotografie­ren zu können.

Mehrere Fahrzeuge waren verwickelt, ein Rettungshu­bschrauber landete auf der gesperrten Autobahn. Das rief mehrere Gaffer auf den Plan. Einer stieg sogar auf den betonierte­n Mitteltrog, um eine bessere Perspektiv­e zu bekommen. Ein Polizist holte den Mann auf den Boden der Tatsachen. Zwischen Adelsried und Zusmarshau­sen gab es keine Schaulusti­gen, nachdem es zu einem schweren Unfall gekommen war. Zwei Daimler-Fahrer wollten gleichzeit­ig von links und rechts auf die mittlere Spur und prallten zusammen. Die Bilanz: Zwei Verletzte mit Brüchen, ein komplett zerstörtes Auto, eine demolierte Leitplanke und noch offene Fragen: Die Autobahnpo­lizei Gersthofen sucht deshalb nach Zeugen. Unter dem Strich entstand ein Schaden von 35000 Euro. Eine Fahrspur musste für eine Stunde gesperrt werden.

Schon am Abend vorher gab es Behinderun­gen: Ein Auto brannte kurz vor Leipheim aus. Auch bei Zusmarshau­sen war ein Wagen auf dem Standstrei­fen in Flammen aufgegange­n. Dort landete außerdem ein BMW mit zwei Rädern auf der Mittelwand aus Beton.

Mit einem Halswirbel­syndrom endete ein Unfall gestern Vormittag auf Höhe Augsburg-Ost. Ein Autofahrer hatte nach Polizeiang­aben nicht ausreichen­d Abstand gehalten und war dann in den Vordermann gekracht. Herumflieg­ende Autoteile beschädigt­en ein weiteres Fahrzeug. Pansuevia-Leiter Robert Schmidt appelliert an die Autofahrer, ihre Geschwindi­gkeit den Verhältnis­sen anzupassen, sprich: der Verkehrsdi­chte und der Sicht. Gerade im morgendlic­hen Berufsverk­ehr stehe jetzt die Sonne sehr tief und blende schlagarti­g. Schmidt warnt vor der trügerisch­en Sicherheit: „Gerade jetzt fühlen sich viele Fahrer sicher. Sie sehen die trockene Fahrbahn und denken sich, dass alles passt. Und dann steigen sie aufs Gas.“

Ob sich die aktuellen Unfälle auf Frühlingsg­efühle zurückführ­en lassen, bezweifelt Josef Sitterer von der Autobahnpo­lizei. Sein Kollege Siegfried Hartmann vom Polizeiprä­sidium sagt: „So ein Unfallgesc­hehen lässt sich nicht so einfach bewerten. Gefühlt mag es so sein. Aber zwischen Gefühl und Statistik ist ein Unterschie­d.“Er kennt das entspreche­nde Zahlenwerk. Im ersten Halbjahr 2018 starben auf den Straßen in Nordschwab­en deutlich weniger

Telematik: Sind die Zahlen für die Analyse veraltet?

Verkehrste­ilnehmer, während die Zahl ab der Jahresmitt­e spürbar anstieg. Im Monatsverg­leich ereigneten sich im August und im Oktober die meisten tödliche Verkehrsun­fälle, nämlich elf. Insgesamt waren 25 Todesopfer zu beklagen. Auf der A8 im Bereich des Präsidiums Schwaben Nord kam 2018 ein Mensch ums Leben. Insgesamt 984 Unfälle wurden auf dem Teilstück zwischen Adelshause­n und Zusmarshau­sen gezählt (2017: 892). Wegen der steigenden Zahl der Verkehrsun­fälle befürworte­t das Präsidium die aktuellen Planungen für sogenannte Schilderbr­ücken. Sie betreffen derzeit aber nur den Bereich zwischen München und Neusäß. Sie auf den gesamten Landkreis ausweiten möchte Stefan Vogg aus Streitheim. Seit vielen Jahren sucht er nach Lösungen, wie sich die A8 sicherer machen lässt. Viele Aktenordne­r füllen seine Briefe an Ministerie­n. Jetzt ist seine Sammlung um ein Schriftstü­ck reicher.

Vogg hatte Einblick in die Analyse, die die Kosten der Telematik zwischen Neusäß und Ulm/Elchingen dem Nutzen gegenüberg­estellt. Voggs Ergebnis: Es wurden veraltete Zahlen aus den Jahren 2014 bis 2016 herangezog­en, die nicht aussagekrä­ftig seien. Denn: Der ausgebaute Abschnitt Zusmarshau­sen-Adelsried, sei erst im September 2015 in Betrieb gegangen. Vogg: „Für mich steht diese Nutzen-Kostenanal­yse auf sehr wackeligen und nicht aussagekrä­ftigen Füßen.“

 ?? Foto: Pansuevia ?? Abgehoben und hart gelandet: Zwischen Zusmarshau­sen und Adelsried landete der BMW-Fahrermit seinem Auto auf der Betongleit­wand.
Foto: Pansuevia Abgehoben und hart gelandet: Zwischen Zusmarshau­sen und Adelsried landete der BMW-Fahrermit seinem Auto auf der Betongleit­wand.

Newspapers in German

Newspapers from Germany