Augsburger Allgemeine (Land West)

„Zinssparen ist so attraktiv wie Fußpilz“

TV-Finanzexpe­rte Robert Halver gibt Tipps für Sparer

- VON WALTER KAISER

Günzburg Der Zins ist des deutschen Sparers liebstes Kind. War, muss man angesichts der Null-Zins-Politik sagen. Wer ins Forum am Hofgarten gekommen war, um gute Nachrichte­n über die künftige Zinsentwic­klung zu hören, der wurde enttäuscht. Nennenswer­te Zinsen auf Sparguthab­en werde es nie mehr geben, prognostiz­ierte der Finanzexpe­rte Robert Halver bei einer Info-Veranstalt­ung der Sparkasse Günzburg-Krumbach. Zinssparen sei und bleibe „so attraktiv wie Fußpilz“, erklärte der Leiter der Abteilung Kapitalmar­ktanalyse bei der Baader-Bank in Frankfurt. Aktien, Fonds, Dividenden-Titel und Sachwerte seien die einzige Chance, Geld sinnvoll anzulegen und etwa fürs Alter vorzusorge­n. „Da reichen schon 25 Euro im Monat, das aber regelmäßig und möglichst frühzeitig“, wandte sich Halver vor allem an die Jüngeren im zahlreiche­n Publikum.

Der Finanzexpe­rte der BaaderBank berichtet im Fernsehen von der Frankfurte­r Börse, mit Kolumnen ist er unter anderem auch in unserer Zeitung regelmäßig vertreten.

Bei der Begrüßung betonte Sparkassen-Chef Daniel Gastl, die Sparer müssten wohl oder übel von alten Gewohnheit­en Abschied nehmen. Es müssten Alternativ­en gesucht werden – etwa Aktien, Fonds oder Edelmetall­e.

Robert Halver ging noch einen Schritt weiter als Gastl. Er sei überzeugt, dass die Zinsen auf Sparguthab­en nie mehr steigen werden. „Da wette ich mit Ihnen“. Halver nannte zwei Gründe. Die Welt sei aktuell mit 250 Billionen Euro komplett überschuld­et. Höhere Zinsen wären also Gift für viele Volkswirts­chaften. Anderersei­ts ließen sich mit einer Null-Zins-Politik elegant die Staatsschu­lden mindern. „Das lässt sich kein Finanzmini­ster entgehen“. Weder so noch so: „Die Politik hat kein Interesse an einer Änderung.“

Was also tun? Halver rät zu einem Mix aus Aktien, Fonds, Dividenden-Titeln sowie etwas Gold und anderen Edelmetall­en. Bei Aktien hätten nicht unbedingt die DaxWerte Vorrang. Interessan­ter sei vielfach die zweite Reihe, etwa der M-Dax. Man könne sich zumindest in diesem Fall die US-Amerikaner zum Vorbild nehmen, die vor allem in Aktien der Konsumgüte­rindustrie investiere­n. Etwa in die Windelabte­ilung von Procter & Gamble. Von Kryptowähr­ungen wie den Bitcoins würde er die Finger lassen.

Viele Menschen in Deutschlan­d und anderswo kommen mit ihrem Geld gerade so über die Runden. Wie da noch in Aktien oder andere Anlageform­en investiere­n? Es reichten schon kleine, aber regelmäßig­e Sparraten. Etwa, um fürs Alter gewappnet zu sein. Selbst im wohlhabend­en München werde ein Drittel der Beschäftig­ten in Altersarmu­t landen. „Aber die Politik tut nichts dagegen“. Starr auf seinen Aktien oder den anderen Anlagen sitzen zu bleiben, sei freilich nicht ratsam. „Man darf sich auch mal was gönnen“. Denn, so Halver abschließe­nd: „Es bringt nichts, eines Tages reich auf dem Friedhof zu liegen“.

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Foto: Walter Kaiser „Zinssparen ist so attraktiv wie Fußpilz“, sagt der Finanzexpe­rte Robert Halver. Er rät stattdesse­n zu Aktien, Fonds und Dividenden-Titeln.

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