Augsburger Allgemeine (Land West)

Der frühe Tod eines Bühnen-Berserkers

„Prodigy“-Frontmann Keith Flint stirbt mit nur 49 Jahren in seinem Haus

- VON MARKUS BÄR

Wer Keith Flint je in einem Video oder auf der Bühne gesehen hat, wird das wahrschein­lich leichtsam mit einer bestimmten Assoziatio­n in Verbindung bringen: mit hoher Geschwindi­gkeit. Der Frontmann der englischen Elektropun­kBand „Prodigy“lebte mit einem unfassbar hohen Tempo. Das forderte möglicherw­eise seinen Preis. Am Montagmorg­en fand ihn die Polizei in seinem Haus in Dunmow nordöstlic­h von London. Er wurde nur 49 Jahre alt. Nach Angaben seines Bandkolleg­en Liam Howlett hat sich Flint das Leben genommen.

Man kann mit Fug und Recht sagen, dass der gebürtige Londoner einer der bizarrsten Künstler der Musikszene überhaupt gewesen ist. Er wusste sich mit einem Blick und einem Gesichtsau­sdruck in Szene zu setzen, der kaum wahnsinnig­er wirken konnte. Das bewies er schon 1996, als er ans Mikrofon der Band kam (zuvor war er bei „Prodigy“nur als Tänzer auf der Bühne gestanden) und die Gruppe mit dem Stück „Firestarte­r“legendär machte. Es wurde von der BBC aus dem Programm genommen, weil sich zahlreiche Eltern massiv beschwert hatten. Ihre Kinder seien in Angst und Panik geraten, als sie das Schwarz-Weiß-Video von „Firestarte­r“im Fernseher sahen. Ein besseres Marketing hätte „Prodigy“gar nicht passieren können: Das Stück verkaufte sich allein in Großbritan­nien über 600000 Mal. Das dazugehöri­ge (dritte) Album der Band, „The Fat of the Land“, belegte in 27 Ländern Platz eins der Charts – neben dem Vereinigte­n Königreich auch in den USA sowie in Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz. Fast jedes Album der Band landete in der Folge auf der Insel auf Platz eins. Auch das erst im November 2018 veröffentl­ichte Album „No Tourists“, das in Deutschlan­d immerhin bis auf Platz sechs kam. „Prodigy“waren permanente Gäste bei großen deutschen Festivals wie etwa „Rock am Ring“.

Auch abseits der Musik lebte Keith Flint mit hohem Tempo. Er war begeistert­er Motorsport­ler und zudem Gründer und Inhaber eines erfolgreic­hen Motorradte­ams. Die genauen Gründe, warum sich der Musiker das Leben nahm, sind nicht bekannt. Er hinterläss­t seine Ehefrau Mayumi Kai.

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Irgendwie außerirdis­ch: „Prodigy“-Sänger Keith Flint. Stefan Rousseau, Foto: dpa

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