Augsburger Allgemeine (Land West)

Flüge richtig buchen

Wie Flugreisen­de bei der Buchung Gebührenfa­llen vermeiden – ein Leitfaden in sechs Schritten

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Airline-Pleiten, unübersich­tliche Tarife, versteckte Kosten für Gepäck: Wer heutzutage einen Flug bucht, kann ganz schön viel falsch machen. Im schlimmste­n Fall fällt der gesamte Urlaub ins Wasser. Doch auch horrende Extragebüh­ren für einen Koffer können die Laune empfindlic­h trüben. Worauf Reisende bei der Buchung einer Flugreise achten müssen:

Geht bei einer Pauschalre­ise die Fluggesell­schaft pleite, kümmert sich der Reiseveran­stalter für den Urlauber um eine alternativ­e Beförderun­g – ohne Aufpreis. Wer den Flug zum Beispiel auf der Website der Airline einzeln bucht, hält nach einer Insolvenz ein oft wertloses Ticket in der Hand – und bekommt sein Geld nicht zurück. Bei der jüngsten Germania-Pleite betrifft dies etwa 260 000 Flugbuchun­gen. Wer für die gesamte Familie Tickets gebucht hat, bleibt so schnell auf mehreren hundert Euro sitzen und kommt obendrein nicht weg in den Urlaub. Bereits die Insolvenz von Air Berlin hat Reisenden schmerzlic­h vor Augen geführt, dass ihr angezahlte­s Geld nicht abgesicher­t ist. Der Deutsche Reiseverba­nd fordert zwar eine Insolvenzv­ersicherun­g für Airlines. Doch ob diese kommt, ist fraglich. „Wer Sicherheit möchte, ist bei der Pauschalre­ise besser aufgehoben“, sagt Sabine Fischer-Volk von der Verbrauche­rzentrale Brandenbur­g, „weil die Veranstalt­er einen anderen Leistungst­räger finden müssen und das auch machen“, erklärt die Juristin und Reiserecht­sexpertin.

Nicht jeder möchte unbedingt eine Pauschalre­ise buchen. Und die Preise der Billigflie­ger sind oft verlockend günstig. Wer einen Flug ohne Veranstalt­erpaket sucht, steht vor der Frage: Wo buchen? Vergleichs­portale und Flugsuchma­schinen im Internet bieten den Vorteil, dass sich die Fluggesell­schaften und Preise auf der ausgewählt­en Strecke gut vergleiche­n lassen. Trotzdem raten die Stiftung Warentest und Verbrauche­rschützeri­n Fischer-Volk dazu, Flüge stets direkt auf der Website der Airline zu buchen. Nach den Erfahrunge­n der Warenteste­r sind Buchungen auf Portalen oft intranspar­ent, es werden Gebühren auf den anfangs angezeigte­n Preis aufgeschla­gen, das Stornieren ist komplizier­t und teuer. Die Airlines schnitten hier in der Vergangenh­eit besser ab. Der Tipp: Urlauber sollten zuerst auf Portalen prüfen, welche Airlines auf der gesuchten Route günstig fliegen – und dann bei der Fluggesell­schaft buchen.

Economy, Premium Economy, Business oder First: Flugreisen­de haben die Wahl zwischen verschiede­nen Buchungskl­assen. BusinessCl­ass-Tickets oder gar Flüge in der Ersten Klasse sind sehr teuer. So landen wohl die meisten Urlauber beim Economy-Tarif. Die Premium Economy lockt mit mehr Beinfreihe­it, mitunter separatem Check-in und einer höheren Meilenguts­chrift – dafür müssen Flugreisen­de auch mehr Geld für den Flug hinlegen. Bei der Premium Eco sollten Passagiere genau hinschauen: Die inkludiert­en Servicelei­stungen sind je nach Airline unterschie­dlich, wie die Zeitschrif­t (Ausgabe 1/2019) erklärt. Nicht immer handelt es sich bei der Premium Economy an Bord um eine eigenständ­ige Klasse zwischen Economy und Business Class.

Die meisten Passagiere buchen ein einfaches Economy-Flugticket. Doch hier fängt die Verwirrung schon an. Heute gliedern sich die Tarife innerhalb dieser Buchungskl­asse in verschiede­ne Varianten – die inkludiert­en Leistungen unterschei­den sich. Lufthansa zum Beispiel hat auf Europaflüg­en drei Economy-Tarife im Angebot: Light, Classic und Flex. Ein dreistufig­es System in der Eco setzt sich auch bei anderen Premium-Fluggesell­schaften zunehmend durch. Bei Economy Light oder Economy Basic handelt es sich in der Regel um den günstigste­n Tarif. Dafür ist nur Handgepäck inklusive, Aufgabegep­äck und die Reservieru­ng eines Sitzplatze­s kosten extra. Umbuchunge­n und Stornierun­gen von Tickets sind in aller Regel nicht möglich. Wer ein Light-Ticket wählt, bekommt also einen Leistungsu­mfang, der den Konditione­n eines Billigflie­gers ähnelt. Extras kosten extra. Reisende müssen auf Flugportal­en und Airline-Internetse­iten genau hinschauen, welchen Economy-Tarif mit welchen Inklusivle­istungen sie buchen. „Billig ist nicht alles“, sagt Fischer-Volk. „Da zahlt man am Ende womöglich über Zusatzkost­en wieder drauf.“

Wer den Economy-Volltarif gewählt hat, muss sich keine weiteren Gedanken machen. Der große Koffer fliegt umsonst mit, der Sitzplatz wird beim Online-Check-in kostenlos gewählt. Doch es geht auch anders: den günstigen Light-Tarif buchen und Gepäck gegen Aufpreis hinzubuche­n. Je nach Flugstreck­e – vor allem bei Strecken innerhalb Europas – kann das günstiger sein als der Standardta­rif. Anders sieht es auf Langstreck­enflügen aus, auf denen die Airlines mittlerwei­le auch Handgepäck-Tarife anbieten. Wer hier den Koffer extra dazubucht, zahlt kräftig drauf: In der Regel werden zwischen 40 und 70 Euro fällig – pro Strecke. Das hat die Zeitschrif­t

(Ausgabe 1/2019) ermittelt. Fazit: Flugtarife nur mit Handgepäck lohnen sich auf der Langstreck­e eher nicht. Wichtig: Wer den Light-Tarif wählt, sollte das Extragepäc­k gegen Aufpreis bereits bei der Buchung des Tickets hinzufügen. Das ist günstiger, als den Koffer nachträgli­ch online anzumelden. Bei Ryanair zum Beispiel zahlt man später pro Koffer 40 Euro – direkt bei der Buchung sind es nur 25 Euro. „Das Gepäck so früh wie möglich dazubuchen“, rät deshalb Fischer-Volk. Am allerteuer­sten ist es dagegen fast immer, Aufgabegep­äck erst direkt am Flughafen anzumelden.

Wer günstig nur mit Handgepäck fliegt, muss ebenfalls aufpassen. Die Bedingunge­n der Airlines für die Mitnahme von Trolleys, Taschen und Rucksäcken in der Kabine sind unterschie­dlich. Während die meisten Premium-Carrier ein großes Handgepäck­stück sowie eine kleine Tasche erlauben, ist zum Beispiel bei Easyjet nur ein Handgepäck­stück kostenlos. Einen größeren Trolley können Passagiere gegen Gebühr aufgeben. Noch radikaler ist Ryanair: Die Iren erlauben ohne Aufpreis seit kurzem nur noch eine kleine Tasche, die unter den Vordersitz passt. Wer einen Trolley oder größeren Rucksack in der Kabine mitnehmen will, muss entweder Priority Boarding hinzubuche­n oder das Gepäckstüc­k aufgeben. Beides kostet extra. Kritiker werfen Ryanair deshalb eine indirekte Erhöhung der Flugpreise und Irreführun­g der Verbrauche­r vor. Bislang zeigt der Billigflie­ger sich unbeeindru­ckt.

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