Augsburger Allgemeine (Land West)
Kündigungen im Förderungswerk
Die schwierige Lage in St. Nikolaus in Dürrlauingen wird nicht besser. Im Gegenteil. Beim Personal wird umgebaut, es werden weitere Ausbildungsgänge aufgegeben – und auch im Supermarkt wird es Einschnitte geben
Im Förderungswerk St. Nikolaus in Dürrlauingen, das inzwischen eigentlich Berufsbildungsund Jugendhilfezentrum heißt, wird es weitere Einschnitte geben. Der kommissarische Gesamtleiter Michael Breitsameter bestätigt auf Anfrage entsprechende Informationen unserer Zeitung, wonach 27 Mitarbeiter betroffen sind. Demnach sollen 18 Versetzungsangebote erhalten, neun aber wohl die Kündigung. In dieser Woche sei man an das Personal herangetreten, um es darüber zu informieren.
Der Anlass war, dass die Auslastung zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres noch einmal geringer gewesen sei als geplant. Im Herbst 2018 sei sie weiter zurückgegangen, von einst mehr als 400 jungen Menschen in Ausbildung und Berufsvorbereitung sei sie auf nur noch 150 gesunken, heißt es dazu in der offiziellen Mitteilung. „Nachdem für das neue Lehrjahr im Herbst 2018 wieder nur wenige Jugendliche und junge Erwachsene angemeldet wurden, müssen wir reagieren, um das Defizit der Einrichtung so um 800 000 Euro zu verringern.“Wie hoch das Minus ist, möchte Breitsa- meter auf Nachfrage nicht sagen. Es ist nicht der erste Einschnitt, bislang habe man aber direkte Entlassungen vermeiden können. Unter anderem wurden bereits Stellen abgebaut, die Öffnungszeiten des Nikolausmarkts gekürzt. Derzeit seien noch gut 320 Mitarbeiter in Diensten des Trägers KJF in Dürrlauingen tätig.
Sparpotenzial wird vor allem im Supermarkt, bei den Ausbildungsberufen und der Essensausgabe gesehen. Das bedeutet, dass sich das eines Dorfladens nicht durchgesetzt habe und deshalb zum einen die Öffnungszeiten weiter reduziert werden, zum anderen wird der Ausbildungszweig in der Bäckerei aufgegeben. Künftig soll der Laden mit Backwaren beliefert werden. Der Supermarkt werde auf den Ausbildungsbetrieb konzentriert.
Ebenfalls wird es künftig keine Ausbildung für Gärtner im Zierpflanzenbau mehr geben. Darüber hinaus müssen sich die Bewohner selbst um ihr Abendessen kümmern, bislang wurde es ihnen zentral vom Casino aus geliefert. Das werde in anderen Einrichtungen bereits so praktiziert und sei sinnvoll, um die jungen Leute zur Selbstständigkeit zu erziehen.
Derzeit würden Gespräche mit den betroffenen Bereichen geführt. Es könne auch sein, dass sich die Zahl der tangierten Kollegen noch reduziert. Das lasse sich jetzt nicht definitiv sagen. „Wir wollen transKonzept parent und offen mit den Mitarbeitern über alles reden“, das solle in Ruhe geschehen. Bis Ende Juli sollen die Anpassungen abgeschlossen sein, ihm tue es „wirklich sehr leid, dass wir einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht weiterbeschäftigen können und geschätzte und qualifizierte Leute gehen lassen müssen“, heißt es in der Mitteilung.
Zur Zukunft der Einrichtung gibt es in Dürrlauingen angesichts der schwierigen Entwicklung, die bereits einige Zeit andauert, große Sorgen. Breitsameter betont aber, dass jetzt die Strukturen so angepasst würden, „um weiter überlebensfähig zu sein“. Einrichtungen wie St. Nikolaus hätten immer ihre Daseinsberechtigung, die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen könne man aber nicht beeinflussen. Es gebe keine Entscheidung zu einer Standortaufgabe.
Ebenso seien keine weiteren Auslagerungen wie bei der Wäscherei geplant, die zum 1. Januar von der CAB Caritas Augsburg gepachtet worden war. Wie Breitsameter sagt, werde auch an einer Nachfolgeregelung für den verstorbenen Gesamtleiter von St. Nikolaus, Konrad Fath, gearbeitet. Dafür brauche man aber Ruhe und Zeit, das operative Geschäft werde ja auch durch ihn selbst als kommissarischen Leiter wahrgenommen. Bundesweit gelte die Dürrlauinger Einrichtung als beispielhaft.
„Wir wollen offen mit den Mitarbeitern reden.“Kommissarischer Leiter Michael Breitsameter