Augsburger Allgemeine (Land West)
Ein tränenreicher Abschied von den Schäfflern
Hinter den 42 Burschen liegen 154 Schäfflertänze, die mit viel Arbeit, Engagement und Brauchtum verbunden waren. Sie blicken zurück auf eine erfolgreiche Tanzsaison, die erst in sieben Jahren wiederkehrt
Dinkelscherben Nach neun Wochenenden mit 20 offiziellen Tanztagen ist die Schäfflertanzsaison in Dinkelscherben nun zu Ende gegangen. Beim Abschlusstanz am Faschingsdienstag flossen bei den Tänzern und auch einigen Zuschauern viele Tränen. Denn nun heißt es wieder sieben Jahre warten, bis diese Tradition erneut aufgeführt wird.
„154 gebuchte Tänze sowie Aufführungen auf den Bällen und beim Schäffler-Ehemaligentreffen liegen hinter uns“, erklärt Karl-Heinz Lutz, Präsident der Schäfflertanzvereinigung. Ein gut besuchter Eröffnungstanz gab den Startschuss zu einer ungewöhnlich langen Tanzsaison. Von da an tanzten die 42 Schäffler, allesamt volljährige und unverheiratete Dinkelscherber mit gutem Leumund, durch die Straßen des Ortes. Zudem wurde in jedem Ortsteil des Marktes sowie in Ustersbach (aufgrund des gemeinsamen Schulverbundes), Zusmarshausen (aufgrund des gemeinsamen Mittelzentrums) und in Augsburg getanzt. Gemäß ihren Statuten tanzen die Dinkelscherber Schäffler nur innerhalb der Grenzen ihres Ortes.
Wie bedeutend diese Tradition für die Teilnehmer und die Bürger des Ortes ist, zeigte sich nicht nur am letzten Tag, als bei starkem Wind und leichtem Regen hunderte Zuschauer zum Abschlusstanz kamen, um ihre Schäffler ein letztes Mal noch kräftig anzufeuern. Auch an den anderen Wochenenden, als die Sonne sich hinter dicken Schnee- und Regenwolken versteckte, zog stets ein Tross aus Jung und Alt mit den jungen Burschen durch die Straßen.
Großen Andrang gab es auch in Augsburg vor dem Landratsamt. Dort zogen die Clowns mit einer Demo ein und legten vor Landrat Martin Sailer die vielen Baustellen im Ort humoristisch offen. Ein schönes Zusammentreffen fand im Anschluss auch in Zusmarshausen statt. Dort scherzte der Clown über Bürgermeister Bernhard Uhl, der aufgrund seines Outfits als „GocklMo“durchgehen könnte und versöhnte die beiden Orte, da sie sich doch so schön ergänzen würden.
Wehmut lag jedoch in der Luft, als die Schäffler am Faschingsdienstag ein letztes Mal „aufbuchsten“und zum Tanz loszogen. Denn die meisten Dinkelscherber machen nur ein einziges Mal bei dieser besonderen Tradition mit. Und so flossen bereits am Morgen die ersten Tränen.
Beim Abschlusstanz dankte Präsident Lutz mit seinen Schäfflern dem Publikum sowie allen tatkräftigen Unterstützern, die zum Gelingen der Tanzsaison beigetragen haben (wir berichteten). Nach eige- nen Dankesworten verbrannten die Clowns ihre „Schäfflerratz“, ein über die Wochen zunehmend abgenutztes Stofftier, was bei Schäfflern und Zuschauern durch ihr übles Aussehen zunehmend gefürchtet war. Ebenso hissten sie neben der Fahne von Bürgermeister „Baywatch-Gar“Edgar Kalb eine zweite Fahne, damit dieser dort nicht so allein hänge. Darauf war seine Frau „Angie“als Badenixe zu sehen.
Abschließend wurden ein Reifen der Reifenschwinger zerbrochen und der Boden des Fasses einge- schlagen (siehe Infokasten). Die Schäffler tanzten dabei ein letztes Mal um das Fass. Die Freundschaft und der Zusammenhalt, der sich über Wochen in der Probenzeit, durch die Tänze und gemeinsamen Abende zwischen den Dinkelscherbern gebildet hat, ging damit jedoch nicht zu Ende. Am Abend wurde noch einmal beim Kehraus gefeiert und in sieben Jahren treffen sich sicher alle wieder, wenn es wie schon seit Beginn im Jahre 1893 heißt: „Die Schäffler tanzen wieder.“