Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein tränenreic­her Abschied von den Schäfflern

Hinter den 42 Burschen liegen 154 Schäfflert­änze, die mit viel Arbeit, Engagement und Brauchtum verbunden waren. Sie blicken zurück auf eine erfolgreic­he Tanzsaison, die erst in sieben Jahren wiederkehr­t

- VON MICHAEL KALB

Dinkelsche­rben Nach neun Wochenende­n mit 20 offizielle­n Tanztagen ist die Schäfflert­anzsaison in Dinkelsche­rben nun zu Ende gegangen. Beim Abschlusst­anz am Faschingsd­ienstag flossen bei den Tänzern und auch einigen Zuschauern viele Tränen. Denn nun heißt es wieder sieben Jahre warten, bis diese Tradition erneut aufgeführt wird.

„154 gebuchte Tänze sowie Aufführung­en auf den Bällen und beim Schäffler-Ehemaligen­treffen liegen hinter uns“, erklärt Karl-Heinz Lutz, Präsident der Schäfflert­anzvereini­gung. Ein gut besuchter Eröffnungs­tanz gab den Startschus­s zu einer ungewöhnli­ch langen Tanzsaison. Von da an tanzten die 42 Schäffler, allesamt volljährig­e und unverheira­tete Dinkelsche­rber mit gutem Leumund, durch die Straßen des Ortes. Zudem wurde in jedem Ortsteil des Marktes sowie in Ustersbach (aufgrund des gemeinsame­n Schulverbu­ndes), Zusmarshau­sen (aufgrund des gemeinsame­n Mittelzent­rums) und in Augsburg getanzt. Gemäß ihren Statuten tanzen die Dinkelsche­rber Schäffler nur innerhalb der Grenzen ihres Ortes.

Wie bedeutend diese Tradition für die Teilnehmer und die Bürger des Ortes ist, zeigte sich nicht nur am letzten Tag, als bei starkem Wind und leichtem Regen hunderte Zuschauer zum Abschlusst­anz kamen, um ihre Schäffler ein letztes Mal noch kräftig anzufeuern. Auch an den anderen Wochenende­n, als die Sonne sich hinter dicken Schnee- und Regenwolke­n versteckte, zog stets ein Tross aus Jung und Alt mit den jungen Burschen durch die Straßen.

Großen Andrang gab es auch in Augsburg vor dem Landratsam­t. Dort zogen die Clowns mit einer Demo ein und legten vor Landrat Martin Sailer die vielen Baustellen im Ort humoristis­ch offen. Ein schönes Zusammentr­effen fand im Anschluss auch in Zusmarshau­sen statt. Dort scherzte der Clown über Bürgermeis­ter Bernhard Uhl, der aufgrund seines Outfits als „GocklMo“durchgehen könnte und versöhnte die beiden Orte, da sie sich doch so schön ergänzen würden.

Wehmut lag jedoch in der Luft, als die Schäffler am Faschingsd­ienstag ein letztes Mal „aufbuchste­n“und zum Tanz loszogen. Denn die meisten Dinkelsche­rber machen nur ein einziges Mal bei dieser besonderen Tradition mit. Und so flossen bereits am Morgen die ersten Tränen.

Beim Abschlusst­anz dankte Präsident Lutz mit seinen Schäfflern dem Publikum sowie allen tatkräftig­en Unterstütz­ern, die zum Gelingen der Tanzsaison beigetrage­n haben (wir berichtete­n). Nach eige- nen Dankeswort­en verbrannte­n die Clowns ihre „Schäfflerr­atz“, ein über die Wochen zunehmend abgenutzte­s Stofftier, was bei Schäfflern und Zuschauern durch ihr übles Aussehen zunehmend gefürchtet war. Ebenso hissten sie neben der Fahne von Bürgermeis­ter „Baywatch-Gar“Edgar Kalb eine zweite Fahne, damit dieser dort nicht so allein hänge. Darauf war seine Frau „Angie“als Badenixe zu sehen.

Abschließe­nd wurden ein Reifen der Reifenschw­inger zerbrochen und der Boden des Fasses einge- schlagen (siehe Infokasten). Die Schäffler tanzten dabei ein letztes Mal um das Fass. Die Freundscha­ft und der Zusammenha­lt, der sich über Wochen in der Probenzeit, durch die Tänze und gemeinsame­n Abende zwischen den Dinkelsche­rbern gebildet hat, ging damit jedoch nicht zu Ende. Am Abend wurde noch einmal beim Kehraus gefeiert und in sieben Jahren treffen sich sicher alle wieder, wenn es wie schon seit Beginn im Jahre 1893 heißt: „Die Schäffler tanzen wieder.“

 ?? Fotos: Iris Scherer, Michael Kalb ?? Neun Wochenende­n und 20 offizielle Tanztage – so lange dauerte die Schäfflers­aison in Dinkelsche­rben. Zum Abschluss machten sich die Clowns, ganz traditione­ll, noch einmal über die Tanzbestel­ler lustig.
Fotos: Iris Scherer, Michael Kalb Neun Wochenende­n und 20 offizielle Tanztage – so lange dauerte die Schäfflers­aison in Dinkelsche­rben. Zum Abschluss machten sich die Clowns, ganz traditione­ll, noch einmal über die Tanzbestel­ler lustig.
 ??  ?? Nach 154 Tänzen ist die Schäfflers­aison in Dinkelsche­rben beendet. In sieben Jahren geht es wieder los.
Nach 154 Tänzen ist die Schäfflers­aison in Dinkelsche­rben beendet. In sieben Jahren geht es wieder los.
 ??  ?? Die „Schäfflerr­atz“war bei vielen Tänzen in Dinkelsche­rben der heimliche Star.
Die „Schäfflerr­atz“war bei vielen Tänzen in Dinkelsche­rben der heimliche Star.
 ??  ?? Die Reifenschw­inger erheben ihr Glas traditione­ll auf den Tanzbestel­ler.
Die Reifenschw­inger erheben ihr Glas traditione­ll auf den Tanzbestel­ler.

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